Carolyn
Ein Interview, das uns die Freiheit schenken würde, einfach nur ein ganz normales Paar zu sein. Wie einfach das klang und doch machte es mich nervös und ich wusste, dass auch David nervös war, obwohl er es gerne vor mir verbergen wollte. Er war angespannt, das mochte zum Teil von den Vorbereitungen für den Ball herrühren, denn nachdem die Weihnachtsdekoration abgebaut war, wurde im Park alles für das große Feuerwerk vorbereitet und im Schloss waren die große Küche und die Wirtschaftsräume, die ansonsten allein Rachels Reich waren, von einem Cateringteam übernommen. David überwachte die ganzen Vorbereitungen, obwohl es für ihn dabei nicht vielzu tun gab, als darauf zu achten, dass die Pyrotechniker nicht durch die Rosenbüsche trampelten.
Sooft wir konnten verbrachten wir Zeit miteinander. Wir machten Spaziergänge und er zeigte mir die Umgebung von Heatherfield Castle. Mir war bisher nicht bewusst gewesen, wie groß das Anwesen tatsächlich war. Einige verpachtete Farmen in der Umgebung gehörten ebenfalls dazu und wenn wir bei einem unserer Spaziergänge dort vorbeikamen, wurden wir auf eine Tasse Tee eingeladen, weil natürlich jeder David kannte. Die Leute waren sehr freundlich und lasen offensichtlich keine Klatschzeitschriften. Ihre Neugier ging nicht über das übliche Maß hinaus.
David und ich lebten so tagelang in einer glücklichen Blase und redeten nicht über das bevorstehende Interview oder über den Ball.
David holte auch endlich die Schlossführung nach und zeigte mir das ganze Schloss, vom Keller, der aussah, wie das Verließ einer Burg, auch wenn David mir versicherte, dass dort nie etwas anderes als Weinflaschen eingeschlossen gewesen wären, bis hinauf zu den Dachkammern und der viktorianischen Glaskuppel, die die Halle und das Treppenhaus überspannte und mit Tageslicht erhellte. Langsam fand ich mich im Schloss zurecht und hatte nicht mehr ständig das Gefühl, mich hoffnungslos zu verlaufen, wenn ein endloser getäfelter Flur in den nächsten überging, unvermittelt abbog oder in einer Galerie mündete, oder man sich plötzlich vor einer Tür oder Treppe wiederfand, wo eigentlich weder das eine noch das andere sein sollten. Die verwirrende Architektur, die keinem System zu folgen schien, rührte daher, dass das Schloss über Generationen hinweg verändert und umgebaut worden war, ganze Flügel abgerissen um- oder angebaut wurden, je nach dem Geschmack des jeweiligen Eigentümers und dem Zeitgeschmack seiner Epoche.
„Und was hast du für Pläne für das Schloss?", fragte ich, als er mir von seinen Vorfahren erzählte, während wir am obersten Treppenabsatz des großen Treppenhauses, unmittelbar unter der Glaskuppel aus Stahl, Eisen und Glas standen.
Ein schiefes, leicht resigniertes Lächeln huschte über Davids gutaussehendes Gesicht. „Ich darf versuchen, den bröckelnden alten Kasten irgendwie zusammenhalten, damit er nicht vollends auseinanderfällt."
Ich hatte längst mitbekommen, dass dies eine nie endende Aufgabe war. Ständig fand David irgendetwas zu tun, ölte ein Scharnier einer alten Tür, schraubte an Fensterläden herum oder machte sich Notizen für später. Seine To-Do-Liste musste schier endlos sein, aber er wirkte dabei gleichmütig und was andere gestresst hätten, machte ihn zufrieden.
„In London verbringe ich wieder genug Zeit hinter dem Schreibtisch und in endlosen Meetings. Hier halte ich gerne meine Hände beschäftigt", wobei sich bei der Bemerkung über seine Hände ein mutwilliger Ausdruck in seinen Blick schlich und dieser auf meinem Hintern haften blieb. Gleichzeitig kam er näher und legte seine Hand genau dorthin, wo er gerade noch hingesehen hatte.
„Ach, das verstehst du also darunter", sagte ich lachend und schob seine Hand von meinem Hintern fort.
„Unter anderem", meinte er grinsend und mit einem Unterton, der mir einen Schauer über den Rücken jagte. Wir standen mitten im Treppenhaus und hier war man nie ganz ungestört. Jederzeit konnten Rachel oder Joseph auf der Suche nach David raufkommen, oder Ryan, der sich furchtbar langweilte und damit Rose auf die Nerven ging. Also blieb ich ein wenig auf Abstand, wenn auch widerwillig und kam zum eigentlichen Thema zurück.
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Love Christmas - A Cinderella Story
RomanceCarolyn ist für alle da: Ihre alleinerziehende Schwester und deren Zwillinge, die pflegebedürftige Großmutter und ihren Chef, für den Überstunden nichts zählen. Für sich selbst bleibt keine Zeit. - Bis sie ihre beste Freundin zu einem vorweihnacht...