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Am nächsten Morgen rief Detective Inspector Jones an, um ihr Kommen anzukündigen. Die Laborergebnisse lägen vor und es gäbe neue Erkenntnisse. Gespannt versammelten sich alle im Morgensalon, in dem wir schon am Vortag mit der Polizei gesprochen hatten. Wir alle sahen müde und mitgenommen aus, denn niemand hatte viel Schlaf gefunden, und mein Blick wanderte immer wieder zur Uhr, denn bald war auch der Interviewtermin mit Roy Miller. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie ich das Interview überstehen sollte. Irgendwelchen gemeinen Fangfragen, und ich ging schwer davon aus, dass Miller eine Menge davon im Repertoire hatte, fühlte ich mich ganz und gar nicht gewachsen.

Rachel kam mit einem Teetablett herein. „Niemand von euch wollte frühstücken, da dachte ich, ich mache wenigstens eine Kanne Tee."

Ihre ruhige Herzlichkeit tat uns allen gut. David warf ihr einen dankbaren Blick zu und ich begann, Tee einzuschenken und die Tassen zu verteilen.

In dem Moment ertönte die Türklingel, die laut wie ein Schulgong durch das ganze Erdgeschoss hallte. „Das sind sie vielleicht schon", sagte Rachel und huschte hinaus, um die Tür aufzumachen.

Augenblicke später führte sie die beiden Polizisten herein. Nach einigen halbherzigen Begrüßungsfloskeln, die Polizisten hatten schließlich kaum mehr Schlaf abbekommen als wir, legte DI Jones eine braune Aktenmappe auf den Tisch.

„Wir haben die Fingerabdrücke ausgewertet und einen Namen", verkündete die Polizistin und ließ ihre Worte wirken.

„Der Journalist?", fragte Ryan in die gespannte Stille hinein, die DI Jones Worten gefolgt war.

„Roy Miller ist sauber, wie gesagt", sagte DI Byrne, der hinter seiner Kollegin eingetreten war und jetzt lässig am Türrahmen lehnte, wie immer sein Notizbuch in der Hand. „ Der Täter ist ein anderer."

„Sagt Ihnen der Name Melvin Bates etwas?", fragte DI Jones in die Runde.

Sie erntete kollektives Kopfschütteln. Keinem von uns sagte der Name etwas. Doch mir entging nicht, dass die Polizistin Kristie scharf ins Auge fasste, ganz so, als erwarte sie sich zumindest von ihr eine Reaktion.

„Nie gehört", sagte Ryan und lehnte sich mit einem entnervten Seufzen auf seinem Sessel zurück.

„Ihnen sollte der Name etwas sagen, Miss Donner. Melvin Bates hat bis vor einigen Wochen für Ihren Vater in dessen Londoner Niederlassung gearbeitet. Doch er wurde entlassen, als die jüngsten Geschäfte nicht so liefen, wie ihr Vater sich das wünschte. Ins Detail brauche ich hier nicht einzugehen. Das dürfte ein Fall für die Abteilung für Wirtschaftskriminalität sein."

„Wovon sprechen Sie?", fragte David, der sich auf seinem Sitz aufmerksam aufrichtete.

„Wie gesagt, das tut hier nichts zur Sache und hat mit Ihrem Fall nichts zu tun."

„Er wurde entlassen? Dann müsste er doch eigentlich etwas gegen die Donners haben", warf Rose ein, die ihre Teetasse mit zwei Händen festhielt. „Was will er dann von unserer Familie und Carolyn?"

„Mr Bates scheint eine recht eigenwillige Vorstellung von Moral zu haben und einen dehnbaren Begriff von Unrechtsbewusstsein", erklärte DI Jones mit einem dünnen Lächeln. „Er bewundert Miss Donner schon lange aus der Ferne und bringt sie mit den Geschäften ihres Vaters nicht in Verbindung. Tatsache ist jedoch, dass seine Obsession für sie zugenommen hat, seit er ihr nicht mehr zumindest gelegentlich im Büro ihres Vaters begegnet."

„Mir sagt der Name wirklich nichts", rief Kristie aus, die an diesem Morgen blass und ungeschminkt war. Ihr Haar war zu einem unordentlichen Dutt zusammengenommen. Sie wirkte auf mich ganz fremd, aber menschlicher als sonst.  

Love Christmas - A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt