Rachel kam, um den Tisch abzuräumen und ich half ihr noch schnell, die Teller zusammenzustellen, dann folgte ich den anderen in die Halle, während Lady Dunbrook nochmal zurück ins Speisezimmer ging, um Rachel ein paar Anweisungen für den nächsten Tag zu geben. Denn schließlich fand morgen der Silvesterball statt.
Als ich an Davids Seite trat, bog Kristie schon am oberen Treppenabsatz in einem schummrig beleuchteten Flur ab. Davids finsterer Blick war auf die dekadenten Rosensträuße gerichtet, die jede Unschuld verloren hatten und geradezu bedrohlich wirkten. Dabei waren es doch nur Blumen. Die ersten roten Rosen begannen zu welken, ein paar Blütenblätter hatten sich bereits auf dem Fußboden verteilt und ein paar Blumen ließen die Köpfe hängen. Der betörende Rosenduft begann sich bereits zu verändern, wurde schwerer und in die frische Süße mischte sich etwas erdig-modriges. Ich musste den Blick abwenden.
„Rachel soll die Rosen morgen als allererstes entsorgen", beschloss David, der entweder meinen Blick bemerkt hatte oder ähnlichen Gedanken nachhing.
"Weg damit", stimmte ihm Ryan zu und schüttelte drohend die Faust in Richtung der Blumen. Er hatte wirklich ein bisschen zu viel Wein getrunken.
„Schauen wir noch einen Film? Zur Ablenkung?", fragte Rose in die Runde.
„Bin dabei. Aber bitte keinen Thriller. Mir raucht eh schon der Kopf", sagte Ryan.
„Ohne mich", sagte David. "Ich mache noch eine Runde durchs Haus, um sicher zu gehen, dass auch wirklich jede Tür abgeschlossen ist."
„Das kann ja bis morgen früh dauern", sagte Ryan und unterdrückte ein Gähnen. „Dann gute Nacht."
„Schaust du noch einen Film mit uns?", fragte mich Rose und ich wusste, dass sie mir ein wenig Ablenkung bieten wollte, aber ich schüttelte den Kopf, denn es würde nicht funktionieren.
„Dann schlaf schön", sagte sie und zog mich in eine Umarmung. „Alles wird gut"
Ryan warf mir ein mitfühlendes Lächeln zu, wechselte noch einen Blick mit David und ging dann mit Rose nach oben.
„Geh ruhig auch schon mal hoch. Ich beeile mich hier unten", schlug David vor und berührte mich am Ellbogen. Dann fischte er einen überdimensionalen Schlüsselbund aus der Hosentasche, der zu groß wirkte, um ihn die ganze Zeit herumzutragen.
„Okay", sagte ich mit einem matten Lächeln. Unsere Blicke verwoben sich für einen Augenblick. Dann wandte ich mich der Treppe zu, ohne noch etwas zu sagen. Ich fühlte mich ziemlich erledigt.
Als ich die Treppe emporstieg hörte ich das leiser werdende Geräusch von Davids Schlüsselbund, aber als es verhallte, fühlte ich mich mit einem Mal schrecklich allein in dem großen Schloss, von dem ich gedacht hatte, es würde mir langsam vertrauter werden. Jetzt schien jeder Schatten, der in Fensternischen und Erkern lauerte, jede geschnitzte Tür oder dunkler Flur etwas bedrohliches zu verbergen. Es zog mich nicht zu Davids Schlafzimmer, das mich jetzt ebenso dunkel und verlassen erwartete. Stattdessen ließ ich mich auf dem Treppenabsatz auf einer Treppenstufe nieder, von wo ich mir einbilden konnte, die dunklen Winkel und die Halle gut im Blick haben zu können, und beschloss hier auf David zu warten.
Die Minuten verstrichen und die Stille um mich herum wurde so drückend, dass ich überlegte, ob ich doch noch mit Ryan und Rose einen Film anschauen wollte, zumindest bis David von seiner Runde zurückkehrte.
Da riss mich das schrille Klingeln meines Handys aus meinen Gedanken und ich nahm den Anruf entgegen, auch wenn ich überrascht war, dass mich meine Schwester jetzt noch anrief.
„Sandra, was gibt es?"
„Hi", flötete sie ungewohnt fröhlich in den Hörer. „Wie läuft es denn bei dir und David in Heatherfield Castle?"
DU LIEST GERADE
Love Christmas - A Cinderella Story
RomanceCarolyn ist für alle da: Ihre alleinerziehende Schwester und deren Zwillinge, die pflegebedürftige Großmutter und ihren Chef, für den Überstunden nichts zählen. Für sich selbst bleibt keine Zeit. - Bis sie ihre beste Freundin zu einem vorweihnacht...