45. In fähigen Händen

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Tonks hatte einen ereignisreichen Morgen hinter sich. Zuerst war da natürlich die ganze Sache mit Greyback, dann hatte sie durch McKinnon von Sirius' Gefangennahme erfahren und war von Scrimgeour gelobt und befragt worden, während Remus Ausreden darüber gestammelt hatte, er müsse dringend mit Robards sprechen, bevor er ohne wirklich etwas zu erklären davon gelaufen war. Ausgerechnet Remus, der so ruhig gewesen war, während ein Werwolf hinter ihnen her gewesen war.

Mad-Eye hatte sie in seine Kabine geholt, als Scrimgeour mit ihr fertig war und ihr alles erklärt. Allem voran dass Sirius unten in den Arrestzellen war und Greyback direkt nach Askaban gebracht worden war. Schliesslich gab er ihr einen Brief, der für Tock gekommen war.

Sie hatte sich kurz mit Lucius im Atrium des Ministeriums treffen müssen und war dann zurück zum D.M.L.E. gegangen, um auf Remus zu warten. Sie war müde und das Greyback-Fiasko war vorbei, aber Remus wurde hier noch gebraucht, um bei Harry und Sirius zu helfen und sie glaubte, sie sollte ihm zuliebe bleiben. Zumindest wollte sie sich vergewissern, dass es ihm gut ging, denn er hatte schrecklich ausgesehen, als er sich auf die Suche nach Robards gemacht hatte.

Es war jedoch nicht Remus, der sie zuerst fand. Es war Florence, die mit einer verärgerten Finch, einem traurigen, grimmigen Kingsley und einem fassungslosen Ben hineingekommen war. Florence stürzte sich sofort auf Tonks, als sie sie entdeckte. Tonks rieb ihr den Rücken; Florence zitterte und schluchzte unkontrolliert und das machte Tonks Angst. Wie Remus war Florence immer ziemlich unerschütterlich gewesen. Florence weinen zu sehen, wäre wie McKinnon weinen zu sehen. Das passierte einfach nicht.

Aber es geschah. Finch nickte Tonks über Florence' Schulter hinweg zu und eilte davon, wobei sie sich das Gesicht rieb. Kingsley sagte etwas zu Ben, bevor er Finch folgte. Ben schlurfte hinüber und schlang seine langen Arme um Tonks und Florence.

„Melvin?", flüsterte Tonks, aber sie glaubte die Antwort bereits zu kennen. In ihren Augen bildeten sich bereits Tränen der Trauer. Florence stiess einen lauten, keuchenden Schluchzer aus und umklammerte Tonks fester. Bens Arme zitterten.

Dann, mit der leisesten Stimme, die Tonks je von ihr gehört hatte, stiess Florence ein ersticktes „Tot" aus.

„Wie?", fragte sie, aber sie bekam keine Antwort. Vielleicht war Sirius gestern Abend auf diese Weise erwischt worden... vielleicht hatte er einen anderen Menschen getötet. Tonks drückte Florence mit einem Arm und fand mit dem anderen Bens Hand. Die drei kauerten schluchzend da, bis Schritte sie aufblicken liessen. Es war nicht Remus und das machte Tonks wieder unglücklich, denn sie wollte ihn einfach nur bei sich haben - war das jetzt zu viel verlangt? Es war McKinnon, die mit geschwollenen, verweinten Augen und mit hängenden Schultern und zitternder Unterlippe dastand. Robards stand neben ihr und legte ihr mitfühlend eine Hand auf die Schulter. Die Welt war offiziell verkehrt herum.

Florence löste sich von Tonks und Ben und warf ihre Arme um McKinnon, die fassungslos aussah, bis sich ihre Blick schärfte und sie Florence zurück umarmte.

„Prewett?", fragte McKinnon und sah Robards mit panischen Augen an.

„Hast du..." Florence verschluckte sich an einem Schluchzen.

„Habe ich was?", fragte McKinnon heiser und ängstlich. Sie waren mehrere Meter voneinander entfernt und McKinnon umarmte Florence, die den grössten Teil ihrer Stirn bedeckte, aber Tonks konnte sehen, dass sie gefährlich nahe daran war, zu hyperventilieren. „Habe ich was getan, Prewett?", fragte McKinnon und ihre Stimme zitterte. „Was hast du gehört?" Robards' Hand lag mit weissem Knöchel auf ihrer Schulter und Tonks fragte sich, was passiert war.

„Hast du es gehört?", verschluckte sich Florence. „M-Melvin ist tot. Greyback hat... ihn... getötet."

Nicht Sirius.

Innocent [Harry Potter Fanfiktion]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt