Innocent [Harry Potter Fanfiktion]

49. Die Narbe und der Intrigant

Die nächsten drei Tage in Gefangenschaft vergingen schnell und am Ende des dritten Tages begann Sirius zu bemerken, dass sich eine Art Routine eingestellt hatte. In der Zelle hielten immer zwei Auroren Wache - manchmal waren sogar beide Auszubildende, weil man Sirius mittlerweile glaubte, dass er Harry nicht angreifen wollte. Umbridge kam mit dem Frühstück herein, dessen Qualität sich seit Harrys Ankunft verbessert hatte und nahm Harry jeden Tag für ein paar Minuten mit, um ihn zu befragen.

Harry sagte, es ginge um seine vermeintliche Sicherheit und darum, ihn zu ermutigen, sich gegen Sirius auszusprechen. Harry hatte das natürlich nicht getan, er wäre sonst sofort aus der Zelle verlegt worden, aber er verhielt sich Sirius gegenüber in den letzten Tagen distanziert und Sirius war sich nicht sicher, warum. Vielleicht handelte er auf Umbridges Anweisung, vielleicht aber auch dagegen. Vielleicht hatte er auch mit dem Leben in der Arrestzelle zu kämpfen, oder es war eine Nachwirkung des Dementorenangriffs. Sirius vermutete, dass es das Letzte war, aber er hatte keine Ahnung, was er dagegen tun sollte, weil Harry nicht mit ihm darüber reden wollte. Oder überhaupt über irgendetwas reden wollte.

Um halb eins gab es Mittagessen und um halb zwei wurde die Wache der Auroren gewechselt. Rattler kam immer mir der nächsten Aurorengruppe hinunter und spielte mit Harry und allen anderen, die mitspielen wollten, Karten. Jedes Mal spielten sie mindestens ein Spiel, als Vorwand, Harry mit einem Schokoladenfrosch zu belohnen. Das war Rattlers Art und Weise, immer wieder zu versuchen, den Dementorenangriff wieder gut zu machen, glaubte Sirius und er schätzte diese Geste aufrichtig.

Gegen vier Uhr kam immer jemand zu Besuch. Meistens war es Remus oder Dumbledore, manchmal kamen sie auch zusammen, und gestern war sogar Snape gekommen. Er und Sirius hatten sich gegenseitig angestarrt, während Snape laute und ziemlich spitze Bemerkungen über Remus und den bevorstehenden Vollmond gemacht hatte. Sirius hatte sich darüber geärgert, war aber auch neugierig, was die Blicke bedeuten sollten, die Snape ihm immer wieder zugeworfen hatte. Er hatte Remus mehr als nur einmal verteidigt. Zum Glück gab das Remus eine Ausrede, zumindest ein wenig freundlicher zu Sirius zu sein und es war schön, dass sie wieder zivilisiert miteinander reden konnten, auch wenn sie hin und wieder eine unbedachte Beleidigung einwerfen mussten.

Schlafenszeit war immer dann, wenn ihnen danach war, aber Besucher wurden nach dem Abendessen um sieben Uhr hinausgeschickt, auch wenn die Ablösung der Wache erst um elf Uhr stattfand und es die Auroren bisher noch nie geschafft hatten, dabei leise zu sein. Und selbst nach elf Uhr war der Schlaf nicht gerade einfach. Die Auroren, die Nachtschicht hatten, mussten Scrimgeour stündlich einen Bericht abgeben, was Sirius oft weckte. Aber wenn das nicht der Fall gewesen wäre, dann hätte Harry ihn geweckt.

Er verbrachte die Nächte murmelnd und um sich schlagend im Bett neben Sirius' Bett. Sirius weckte ihn mehrmals pro Nacht auf. Harry konnte sich meist an nichts mehr erinnern und war verwirrt, bevor er wieder in einen unruhigen Schlaf fiel. Lediglich zwischen eins und fünf war der Schlaf im Allgemeinen ungestört.

Sirius wartete wie schon die Nächte davor aufgeregt darauf, dass endlich eins wurde und er schlafen konnte. Harrys Uhr, die neben seiner Brille auf dem Boden lag, zeigte an, dass kurz nach zwölf war.

„Nein", hörte er Klenner von ihrem Stuhl an der Tür murmeln. „Nein – aufhören." Sirius sah, wie Hemsley sie anstupste. Sie schnaubte, liess den Kopf auf ihre Schultern fallen und verstummte zum Glück wieder. Harry war es morgens immer peinlich und er entschuldigte sich bei den Auroren der Nachtschicht, aber Sirius fand, dass er das nicht nötig hatte. Die meisten von ihnen redeten im Schlaf genauso viel wie er.

„Wir Glücklichen, was?", brummte Sirius trocken aus seinem Bett.

„Ja", sagte Hemsley mürrisch. Man hatte ihm gesagt, er solle sich eine Auszeit nehmen, um mit dem Verlust von McDuff fertig zu werden, die seine Partnerin gewesen war. Sie war nicht wirklich tot, aber sie würde es besser sein. Es hatte sich vieles verändert, seit Sirius selbst ein Auror gewesen war, aber das war schon damals so. Hemsley hatte sich zwei Tage frei genommen, dann war er zurückgekommen, um eine Nachtschicht zu machen. Sirius hatte gehört, wie er Scrimgeour an jenem Nachmittag angeschrien hatte und offensichtlich war es ihm gelungen, sich eine Freistellung zu erschwindeln. Sirius nahm ihm das nicht übel; es war das Beste, weiterzuleben.