40. Hintergedanken

97 7 0
                                    

„Fertig?", fragte Remus Matt, der schnaubte.

„Ich war schon ein paar Sekunden nach meiner Ankunft fertig", sagte er. Remus grinste und schloss seinen Koffer. Matts Rucksack war bereits gepackt und lehnte an Remus' Bett. Matt war in der letzten Stunde auf und ab gehüpft, offensichtlich sehr begierig darauf, nach Hause zu kommen.

Nach Hause, dachte Remus glücklich, als sie ihre Sachen packten und Raum siebenunddreissig verliessen. Auf Wiedersehen! Bis zum nächsten Jahr, dachte er und bedauerte es nicht im Geringsten, das Lager für ein weiteres Jahr hinter sich zu lassen. Er würde heute Nacht, genauso wie in den kommenden Nächten, mit geschlossener Tür schlafen, einfach, weil er es konnte.

„Meinst du, Deb ist fertig?", fragte Matt, der den Hauptbereich nach ihr absuchte. Remus warf ebenfalls einen Blick durch den Raum und entdeckte Greentooth, die mit Silverear rang, sowie Greyback, der, ungewöhnlicherweise, nicht auf seinem Thron, sondern mit diesem blöden Ring und einem Werwolf namens Eric am Tisch sass. Sie hatten den Ring nun schon fast eine Woche lang studiert und beide hatten Verbrennungen. Remus verstand nicht, warum sie das überhaupt taten. Eric war intelligent - er war einer der wenigen im Lager, die Hogwarts besucht hatten und er war auch noch ein Ravenclaw. Aber offenbar war er nicht intelligent genug, um zu erkennen, dass er seine Zeit verschwendete.

Greyback vermutete, dass ein Insider Smoky half, ihm immer einen Schritt voraus zu sein, aber Remus wusste es besser. Er wusste, dass jedes Untersuchen des Rings sinnlos war, da er und Dora für den Ring verantwortlich waren und keiner von ihnen mit der mysteriösen Smoky im Bunde war. Ausserdem hatte er sowohl seinen eigenen als auch Doras Geruch vom Ring verschwinden lassen und kein Zauber konnte die Gerüche zurückbringen. Trotzdem hatte es Greyback beschäftigt und Remus und Matt konnten ihre letzten Tage im Lager in relativer Ruhe verbringen.

„Kannst du sie sehen?", murmelte Remus und Matt schüttelte den Kopf. „Wollen wir es in ihrem Zimmer versuchen?"

„Kann nicht schaden", sagte Matt und führte sie zu Debbies Zimmer. Sie war tatsächlich da und sass auf der Kante ihres Bettes, während sie auf die beiden wartete.

Sie roch nervös, aber entschlossen und murmelte ein leises „Hallo", während sie abwesend eine Falte in ihrem Rock glättete. Remus beobachtete sie einen Moment lang mit einem seltsamen Gefühl. Neben Remus runzelte Matt die Stirn und Remus tröstete sich mit der Tatsache, dass er nicht der Einzige war, der beunruhigt war.

Remus brauchte einen Moment, um zu begreifen, warum er sich so fühlte; es lag daran, dass Debbie keine Schuhe trug, dass sie einen Schal um ihren Bettpfosten gebunden hatte und dass auf ihrem Nachttisch eine Blume in einer Vase stand, die jemand für sie gezaubert haben musste.

„Du kommst nicht mit", sagte Remus und sah sie an. Debbie erwiderte seinen Blick nicht. Sie blickte starr auf ihre Hände, die sie im Schoss gefaltet hatte. „Oder doch?"

„Nein", sagte sie leise, ohne einen der beiden anzusehen.

„Warum nicht?", fragte Remus sanft.

„Bist du verrückt?", rief Matt zeitgleich und ausgerechnet das brachte Debbie dazu, aufzusehen.

„Nein", sagte sie etwas frostig.

„Sieht aber ganz danach aus", sagte Matt. Remus rümpfte die Nase; in Matts Duft mischten sich Schmerz und Wut und es war, als würde man heisse Asche einatmen. „Nach allem, was Greyback uns gesagt und angetan hat, willst du-"

„Matthew", sagte Remus. Matt blieb stehen und starrte ihn an. Remus nannte ihn selten beim Vornamen und wenn er es tat, wusste Matt, dass er zu weit gegangen war. Matt schien zu überlegen und je mehr er nachdachte, desto mehr liess er die Luft ab.

Innocent [Harry Potter Fanfiktion]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt