58. Scherben aufsammeln

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„Komm rein, Dawlish", rief Scrimgeour. John richtete seine Robe, glättete seine Miene und trat ein. „Wie kann ich dir helfen?", fragte Scrimgeour mit ziemlich frostiger Stimme. John wagte es nicht, dem Blick des Chef-Aurors zu begegnen. Malfoys Plan, Scrimgeours Schicksal mit Black zu verknüpfen, war gelungen, nur nicht so, wie sie es sich erhofft hatten. Da Blacks Unschuld bewiesen werden konnte, wirkte Scrimgeour nun wie ein hervorragender Menschenkenner und hielt seine Position sicherer denn je. Und er schien ziemlich unzufrieden mit John zu sein, weil er seine unfreundliche Haltung gegenüber Black geäussert hatte.

„Robards hat dir den Fall gegeben?" Scrimgeour sah überrascht aus und John verbarg einen finsteren Blick. Robards hatte ihm nichts gegeben. John hatte ihn darum bitten müssen, obwohl Robards so sehr mit seinem Vermisstenfall beschäftigt war, dass er ihn dankend weitergegeben hatte. Malfoy hatte John angewiesen, die Ermittlungen zu übernehmen. Umbridge stecke dahinter, hatte er gesagt, und ein Druckmittel gegen sie sei eine wertvolle Sache. Er hatte auch gesagt, dass Fudge nichts davon erfahren dürfe.

„Zwei Tage nach der Verhandlung", sagte John und legte es auf Scrimgeours Schreibtisch, aber Scrimgeour rührte es nicht an.

„Und?"

„Und was?", fragte John. Scrimgeour rollte mit den Augen.

„Und, wer war es?", fragte Scrimgeour sehr geduldig.

„Pettigrew." Das war Johns Idee; es war fast zu einfach, einen Mann zu beschuldigen, der bereits zugegeben hatte, versucht zu haben, die beiden vorgesehenen Opfer zu töten. „Er wollte anscheinend nicht, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Selbst ohne Beweise hätte Blacks Aussage ihm die Sache schwer gemacht."

„Verstehe", sagte Scrimgeour mit einer Stimme, die nichts verriet. „Und wie hat er die Dementoren dazu gebracht, ihm zu helfen?"

„Er sagte, er hätte Insider-Hilfe", erklärte John. „Er wollte uns keinen Namen nennen, aber ich werde das überprüfen."

„Verstehe", sagte Scrimgeour erneut. „Irgendwelche Spuren?"

„Wir glauben, es könnte McKinnon sein, Robards' vermisste Praktikantin. Eine Quelle sagte mir, dass sie und Black eine gemeinsame Vergangenheit haben..." Dawlish bedankte sich im Stillen bei Malfoy, wieder einmal. „Und da Robards gesagt hat, dass er sie und Pettigrew zusammen gefunden hat, bevor er Pettigrew herbrachte... nun, das erscheint logisch, nicht wahr?"

„Gewiss", murmelte Scrimgeour.

„Es steht sowieso alles da drin", murmelte John, der mit der Hand auf seinen Bericht winkte. Scrimgeour zog das Pergament zu sich heran und sah nun interessiert aus. „Ich halte dich über McKinnon auf dem Laufenden."

„Ausgezeichnet", sagte Scrimgeour und blätterte weiter. „Danke, Dawlish."

John verliess das Büro und ging direkt zum Aufzug, mit dem er in die neunte Etage fuhr und dann in die zehnte Etage hinunterging, nur um sicherzugehen, dass ihm niemand folgte. Er klopfte einmal an die Bürotür.

„Ich bin's, John", rief er. Einen Moment später zog Umbridge die Tür auf und führte ihn hinein. Dawlish zauberte einen Stuhl herbei und setzte sich; Umbridge sass bereits am Schreibtisch.

„Wo ist Malfoy?" Doch bevor sie ihm antworten konnte, klopfte es erneut und Malfoy trat ein.

„Entschuldigt die Verspätung", sagte er, während er sich einen Stuhl herbei zauberte. „Robards wollte mit mir reden und hat mich in die Enge getrieben. Ich war der letzte Mensch - ausser ihm und Pettigrew - der McKinnon gesehen hat."

„Ich bin auch gerade erst angekommen", sagte John, der mit den Schultern zuckte.

„Ich bin schon seit zehn Minuten hier", sagte Umbridge verärgert. John murmelte eine Entschuldigung, aber Malfoy kümmerte sich nicht darum.

Innocent [Harry Potter Fanfiktion]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt