Die Tür öffnete sich hinter Marlene, gerade als Sirius auf den Boden aufschlug. Sie drehte sich um, den Zauberstab erhoben und bereit. Es war Gawain und sie zögerte. Aber er tat es nicht.
„Expelliarmus!", sagte er und ihr Zauberstab flog ihr aus der Hand und landete irgendwo hinter ihr. „Incarcerous", sagte er mit grimmigem Blick. Marlene wehrte sich nicht, als sich die Seile um sie schlangen.
Es ist vollbracht, dachte sie und blickte zu der Stelle, an der ein regungsloser Sirius lag. Endlich.
Sie glaubte, sie stünde unter Schock, immerhin hatte sie gerade einen Unverzeihlichen benutzt und jemanden getötet. Ihr Mund fühlte sich verdorben an, als hätte sie Dreck gegessen oder den Boden einer öffentlichen Toilette geleckt, aber gleichzeitig fühlte sie sich auch erleichtert. Nicht, weil er tot war, sondern weil sie endlich ihre Pflicht erfüllt hatte. Sie hatte erwartet, dass sie sich darüber freuen würde, aber das tat sie nicht.
Eigentlich hatte sie ihn nicht töten wollen. In dem Moment, in dem sie ihn wiedergesehen hatte, wurde sie sogar von Zweifeln geplagt. Was, wenn er doch unschuldig war? Was, wenn James und Lily den Verräter gar nicht würden tot sehen wollen? Und was würde Harry denken? War es die Sache wert, das Leben zu verlieren, dass sie sich in den letzten Monaten aufgebaut hatte? Aber sie musste es tun. Es musste geschehen. Ihre Zweifel hatten es ihr allerdings nicht gerade leicht gemacht. Oder spassig.
Spass. Merlin, ich war dumm, wenn ich glaubte, dass sein Tod ein glückliches Ereignis sein würde. Sie hatte es sich immer vorgestellt, aber jetzt... Sie schaffte es nicht, sich selbst davon zu überzeugen. Sie hatte sich monatelang auf diesen Moment gefreut, der nun kläglich hinter ihren Erwartungen zurückblieb. Sie schnaubte ein Lachen und Gawain warf ihr einen angewiderten, enttäuschten Blick zu, der ihr Herz wieder sinken liess. War es das wert?, fragte sie sich.
An Gawains kalter Miene erkannte sie, dass er ihre Rechtfertigungen nicht hören wollte, so schwach sie auch sein mochten. In seinen Augen war es Mord. Es war auch Mord, flüsterte Marlenes Gewissen, das verdächtig nach einer enttäuschten Lily klang. Er war wehrlos. Er konnte nirgendwo hinlaufen, sich nirgendwo verstecken.
„Er hat es verdient", sagte sie mit leiser Stimme. Aber sie war sich nicht mehr sicher, ob er es verdient hatte. Nicht auf diese Weise. Vielleicht hätte sie ihm wenigstens die Chance geben sollen, sich zu wehren. Lily antwortete nicht, aber Gawain tat es; er war schon halb bei Sirius' Körper, als er sich zu ihr umdrehte.
„Hat er?"
„Ja", beharrte Marlene. Sie bewegte sich in ihren Seilen, so dass sie sich an die Zellenwand lehnen konnte. Es entging ihr nicht, dass letzte Nacht Sirius derjenige gewesen war, der sich in dieser Position befunden hatte. Letzte Nacht war Sirius noch am Leben gewesen. „Er hat sie umgebracht - er war ein Mörder!"
„Und jetzt bist du auch nicht besser", sagte Gawain zu ihr. In seinen Augen war nichts von seinem üblichen schiefen Humor zu sehen, nichts von seiner üblichen Wärme. Marlene fühlte sich kalt und das lag nicht nur an den Dementoren draussen. Gawain hob seinen Sidekick auf, der auf dem Tisch lag und steckte ihn ein. „Bereust du es?", fragte er und beobachtete sie aufmerksam.
Erst als sie die Zelle betrat, hatte sie daran gezweifelt, dass dieser Weg der richtige war. Sie hatte in Sirius' Augen gesehen, dass er nicht geglaubt hatte, dass sie es durchziehen würde, sie hatte den verbleibenden Glauben gesehen, dass sie ihn nicht wirklich verletzen würde. Sein Vertrauen in sie hatte ihrem Sirius gehört, einem Mann, der lange vor dem heutigen Tag gestorben war. Nicht dem Monster mit dem Gesicht, das unter dem weissen Tisch in der weissen Zelle lag. Aber das Monster hatte sich nicht wie ein Monster verhalten. Es hatte sich nicht gewehrt, es hatte nur versucht, mit ihr zu reden. Einen Moment lang hatte sie gedacht, dass vielleicht, nur vielleicht, ihr Sirius noch da war. Sie hatte gezögert. Sich entschuldigt.
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Innocent [Harry Potter Fanfiktion]
Fiksi Penggemar𝙼𝚛. 𝚞𝚗𝚍 𝙼𝚛𝚜. 𝙳𝚞𝚛𝚜𝚕𝚎𝚢 𝚒𝚖 𝙻𝚒𝚐𝚞𝚜𝚝𝚎𝚛𝚠𝚎𝚐 𝙽𝚞𝚖𝚖𝚎𝚛 𝚅𝚒𝚎𝚛 𝚠𝚊𝚛𝚎𝚗 𝚜𝚝𝚘𝚕𝚣 𝚍𝚊𝚛𝚊𝚞𝚏, 𝚐𝚊𝚗𝚣 𝚞𝚗𝚍 𝚐𝚊𝚛 𝚗𝚘𝚛𝚖𝚊𝚕 𝚣𝚞 𝚜𝚎𝚒𝚗, 𝚜𝚎𝚑𝚛 𝚜𝚝𝚘𝚕𝚣 𝚜𝚘𝚐𝚊𝚛. 𝙳𝚊𝚜 𝚔𝚘𝚗𝚗𝚝𝚎 𝚖𝚊𝚗 𝚟𝚘𝚗 𝚒𝚑𝚛𝚎𝚖...