54. Auseinanderfallen

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Der sonst so ruhige und würdevolle Malfoy-Haushalt war am Morgen von Blacks Prozess alles andere als ruhig. Lucius wurde um kurz nach fünf von seinem verzweifelten Sohn wachgerüttelt, der ihm die Nachricht überbrachte, dass Bosworth, die Ratte, über Nacht verschwunden war.

„Potter hat etwas damit zu tun, ich weiss es!", sagte Hydrus und wandte sich an eine verschlafene Narcissa. Lucius tauschte einen Blick mit seiner Frau aus und beide standen auf, um Hydrus in sein Schlafzimmer zu folgen, wo die Kiste, in der Pettigrew das letzte Jahr geschlafen hatte, verlassen zurückgelassen war.

„Ich glaube nicht, dass Mr. Potter Bosworth gestohlen hat", sagte Narcissa und tauschte einen weiteren Blick mit Lucius, der spürte, wie seine ganze Welt zusammenzubrechen drohte. Entweder war Pettigrew entführt worden – und Lucius würde sein Gringotts-Konto darauf verwetten, dass es McKinnons schuld war, wenn das der Fall sein sollte – oder Pettigrew hatte mitten in der Nacht ein schlechtes Gewissen bekommen und sich gestellt. In diesem Fall würde sein Name überall im Propheten stehen. Aber vielleicht war Pettigrew auch einfach wieder untergetaucht, nur zur Sicherheit. Lucius betete, dass es das Letzte war, obwohl er irgendwie bezweifelte, dass er so viel Glück haben würde.

Ein Schnipsen seines Zauberstabs bestätigte, dass die einzigen lebenden Wesen im Haus seine Familie, Potter, McKinnon, Dobby und ihre Eule waren.

„Und wenn er ihn doch genommen hat?", fragte Hydrus und starrte die beiden an. Lucius kniff sich in den Nasenrücken, denn es war noch viel zu früh, um sich mit den Wutausbrüchen seines Sohnes herumzuschlagen, zumal er auch noch Pettigrew verloren hatte.

„Da Mr. Potter für die Rettung von Bosworth verantwortlich ist", sagte er, „halte ich es für unwahrscheinlich, dass er der Ratte etwas Böses will oder sich an ihrer Entführung beteiligt."

„Aber was..."

„Geh wieder ins Bett", sagte Narcissa und legte Hydrus eine Hand auf die Schulter. „Vielleicht ist er nur spazieren gegangen."

„Wenn er nicht da ist, wenn du aufwachst, sag uns sofort Bescheid", riet Lucius, während Hydrus sich wieder ins Bett legte. „Allerdings ist es am besten, Mr. Potter gegenüber nichts davon zu erwähnen, nur für den Fall. Wenn er etwas damit zu tun hat, soll er nicht wissen, dass wir ihn verdächtigen." Hydrus nickte feierlich und Lucius dankte Merlin, dass wenigstens sein älterer Sohn seinen Rat befolgte, ohne zu fragen. Wäre es Draco gewesen, hätte es anstelle des Nickens tausend Fragen gegeben.

„Schlaf. Du wirst für unseren Besuch bei Tante Bella gut ausgeruht sein wollen", sagte Narcissa und Hydrus' Gesicht verzog sich.

Ja, dachte Lucius, sag ihm das, damit der Junge besser schlafen wird. Bellatrix reichte aus, um selbst ihn in manchen Nächten wach zu halten und er war ein erwachsener Mann. Er schüttelte den Kopf und folgte seiner Frau aus dem Zimmer.

„Ich werde Severus über das Flohnetzwerk darüber informieren", sagte Narcissa mit leiser Stimme. „Dobby soll dir helfen, die Schutzzauber auszulesen und nachzusehen, ob er Magie benutzt hat, um abzureisen."

Eine Stunde später wusste Lucius immer noch nicht, wo Pettigrew war und wenn er nicht so wütend gewesen wäre, wäre er beeindruckt gewesen. Die Ratte wusste sich zu verstecken, das war ebenso unbestreitbar wie frustrierend. Gemäss Dobby hatte er das Flohnetzwerk benutzt und Lucius wollte gar nicht daran denken, wie er an das Passwort gekommen war. Pettigrew war zum Tropfenden Kessel gereist, einem Kamin, der so regelmässig und eigentlich andauernd benutzt wurde, so dass es unmöglich war, ihn auf diese Weise aufzuspüren.

Und so kam es, dass Lucius sich um sechs Uhr morgens ein kleines Glas Brandy einschenken musste. Als wäre das nicht schon erbärmlich genug, kamen Narcissa und Severus gerade hinein, als er seinen ersten Schluck nahm.

Innocent [Harry Potter Fanfiktion]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt