53. Die Nacht davor

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„Ich glaube, die Muggelgeborenen sind schuld", sagte Draco abrupt. Severus blickte aus der Ecke auf, in der er in einem kleinen Kessel rührte.

„Oh?", fragte er und drückte seinen Rührstab so fest zusammen, dass er sich zu verbiegen drohte.

„Nun, Gryffindor-" Dracos Lippen kräuselten sich, als er den Namen des Mannes aussprach, der, wenn alles so weiterging, Darcos zukünftigem Haus seinen Namen gegeben hatte. „Er hatte versprochen, dass sie Freunde wären – Brüder sogar – aber er hatte sich nicht daran gehalten, oder?"

Severus füllte eine Phiole mit etwas Zaubertrank, der wie flüssiger Nebel aussah und schüttete den Rest in ein grosses Glas, das er verschloss und auf seinen Schreibtisch stellte.

„Nein, hat er nicht", stimmte Severus zu.

„Er hat eigentlich seinen besten Freund weggeschickt."

„Das hat er."

„Und zwar wegen den Muggelgeborenen", sagte Draco spöttisch. „Gryffindor und Slytherin waren gute Freunde und beide waren mächtig, dann kamen ihnen die Muggelgeborenen dazwischen. Sie hatten kein Recht, das zu tun. Sie hätten sich einfach aus den Angelegenheiten der Zauberer raushalten sollen, sie haben alles vermasselt."

„Warum Muggelgeborene?", fragte Severus.

„Genau", sagte Draco und wirkte zufrieden.

Man merkt deine Erziehung, Draco, dachte Severus verächtlich. „Nein", stiess Severus hervor und steckte die Phiole ein, „was ich meine, ist, warum Muggelgeborene anders sind?"

„Sie haben schmutziges Bl..."

„Wenn du diesen Satz beendest", knurrte Severus, „werde ich dich zwingen, bei deinem nächsten Besuch jede Zaubertrankzutat zu probieren, während du sie neu arrangierst."

„Aber du hasst..."

„In meinen Vorräten befinden sich Faultiergehirne, Acromantulagift und gepuderte Trollzehennägel", sagte Severus laut und Draco hielt sich den Mund zu, sein Gesicht blass. „Komm her." Draco schreckte zurück.

„Ich habe es nicht gesagt, ich habe aufgehört..."

Jetzt", sagte Severus und Draco sprang wie verbrannt von seinem Sitz auf und machte sich widerwillig auf den Weg. Nach nur zwei Schritten liess er die Schultern hängen und hob das Kinn, offenbar resigniert gegenüber dem Schicksal, das Severus seiner Meinung nach geplant hatte. Severus hatte nicht die Absicht, ihn mit etwas Bösem zu füttern, aber er wollte seinem Patensohn eine Botschaft übermitteln, die ihn für den Rest seines hoffentlich langen Lebens begleiten würde. „Gib mir deine Hand." Draco streckte sie aus und Severus ergriff das Handgelenk des Jungen und zog ihn näher heran.

„Was..."

Sectum", sagte Severus, der seinen Zauberstab durch die Luft sausen liess. Draco keuchte und gab ein Geräusch von sich, das verdächtig nach einem Quieken klang, dann umklammerte er seine blutende Hand. Severus wiederholte den Zauber an seiner eigenen Hand und schnitt eine Grimasse, weil es brannte. Er warf seinen Zauberstab in seinen Schoss und griff erneut nach Dracos Handgelenk.

„Aua", sagte Draco mitleidig. „Du hast mich geschnitten!"

„Meine Mutter stammte aus einer genauso beeindruckend reinblütigen Familie ab, wie du", sagte Severus, der Dracos Beschwerden über ihn ignorierte und seine Hand stattdessen neben die von Draco legte. „Mein Vater hingegen war ein Muggel." Draco keuchte noch lauter, als vorher, als Severus ihm in die Handfläche geschnitten hatte. „Nach deiner Theorie müsste ich also schmutziges Blut haben. Sieht mein Blut für dich schmutzig aus?"

Innocent [Harry Potter Fanfiktion]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt