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Die nächsten 4 Wochen waren für mich eine Achterbahn der Gefühle. Linus läuft jetzt relativ sicher alleine und erkundet so das ganze Haus außer die Treppen, die wir noch absperren. Er kann schon ein paar neue Wörter aber Mama eben noch nicht. Weshalb ich oft wieder traurig war. Neben Ja, Nein, Papa und JaJa sagt er jetzt auch Nagt für Gute Nacht, Moten für Guten Morgen und lieb für ich hab dich lieb. Gestern Abend als Jannis und ich uns über Sophia unterhalten haben, da die Geburt bald ansteht meinte Linus außerdem Bebi also ein weiteres Wort, dass er kann. "Jungs kommt ihr? Ich fahre." Sage ich ins Wohnzimmer, da ich heute wieder einen Arzttermin beim Kardiologen habe. Da ich Linus nicht dabei haben will hab ich mich entschieden alleine zu fahren. "Tschüss mein Schatz ich liebe dich. Pass auf dich auf und ruf an wenn was ist okay." "Mach ich. Ich liebe dich auch." Verabschiede ich mich von Jannis mit einer Umarmung und einem Kuss. "Tschüss mein kleiner Krümel." Verabschiede ich mich von Linus und küsse ihn kurz. "Lieb." Sagt er grinsend und gibt mir auch ein Bussi. "Hab dich auch lieb mein Schatz." Und dann nehme ich den Schlüssel und fahre los. Ich bin etwas nervös aber es hat jetzt nie etwas gefehlt. Es war immer alles in bester Ordnung also wird heute auch alles gut sein. "Hey Klara und wie geht es dir? Wie geht es dem Kleinen?" Begrüßt mich mein Arzt mit dem ich mich wirklich super verstehe. "Prima läuft schon und paar Wörter spricht er auch." "Das ist ja super dann schauen wir mal wieder nach oder?" "Klar." Ich lege mich hin und er betrachtet wie immer erst die Narbe. "Die ist wirklich schön verheilt." "Das stimmt wirklich." "So dann schauen wir mal rein wie es da aus sieht." Meint er grinsend wie immer und setzt den Ultraschall an. Doch irgendwann sieht er nachdenklich aus. "Alex was ist?" Frage ich sofort, da wir uns beide mittlerweile duzen. "Erst mal noch nichts Besorgniserregendes ich würde gern ein MRT machen um sicher zu gehen. Mit Kontrastmittel müsstest du aber eine Nacht hier bleiben." Ich schaue ihn verängstigt und mit großen Augen an. "Ganz ruhig Klara es ist vielleicht gar nichts hörst du. Ich will nur sicher gehen. Es könnte sein, dass die Stelle wieder verengt ist. Das sehe ich hier nicht richtig deshalb will ich sicherheitshalber ein MRT. Und und wenn es so ist." Frage ich weinend und er nimmt mich erstmal fest in den Arm. "Wenn es verengt wäre könnte es sein, dass wir nochmal operieren müssen." Erklärt er mir ruhig. "WAS?! Nein Alex das geht nicht. Was ist mit Linus? Ich kann das hier weder alleine noch kann ich Linus alleine lassen. Alex du weißt wie lange ich gebraucht habe wieder normal zu sein. Ich habe einen Sohn! Wie soll das gehen?" Weine ich verzweifelt. "Ganz ruhig Klara bitte beruhig dich. Wenn es so sein sollte finden wir eine Lösung. Okay? Soll ich Jannis anrufen?" fragt er behutsam und ich nicke vorsichtig. Ich gebe ihm mein Handy und er ruft ihn mit Lautsprecher an.

'Klara ist alles gut?' fragt er besorgt und ich muss mich zusammenreißen nicht zu schluchzen. 'Hey Jannis hier ist Alex.' 'Alex? Warte kurz.' fragt er schockiert und es raschelt. Wahrscheinlich hat er Linus gerade abgesetzt. 'So was ist los? Geht es Klara gut? Ist was passiert?' 'Ich würd gerne zur Sicherheit ein MRT machen und deshalb würde sie die Nacht hier bleiben wegen dem Kontrastmittel.' 'Wieso ein MRT du hast doch immer nur einen Ultraschall gemacht. Stimmt was nicht?' 'Jannis beruhig dich bitte ja. Es könnte sein, dass die Stelle wieder verengt ist. Das kann ich im Ultraschall nicht genau sehen und deshalb das MRT.' 'Und wenn es so ist was passiert dann?' 'Dann müssten wir wahrscheinlich wieder operieren. Aber das sehen wir dann.' 'Wie geht es Klara?' fragt er besorgt und Alex sieht mich mitfühlend an. 'Kannst du ihr was zum Anziehen bringen?' 'Nein ich komme keine Frage.' 'Nein bleib bei Linus.' Melde ich mich dann sofort zu Wort. 'Klara ich komme und aus.' und dann legt er einfach auf.

Alex gibt mir mein Handy wieder und nimmt mich in den Arm und versucht mich zu beruhigen. Er bringt mich dann auf mein Zimmer und meint, dass in einer Stunde eine Schwester mir das Kontrastmittel spritzt und ich dann abgeholt werde zum MRT. Ich weine und nach einer halben Stunde kommt Jannis hereingestürmt. Er lässt die Tasche einfach fallen und nimmt mich in den Arm. "Wir schaffen das zusammen hörst du? Egal was raus kommt wir schaffen das." Flüstert er und ich bin froh, dass er da ist. "Wo ist unser Krümel?" "Laura, Jule und Tobi sind bei uns im Haus und passen auf. Mama und Papa sind los gefahren und kommen auch. Mach dir keine Sorgen ihm gehts gut." "Jetzt verbringt er eine Nacht ohne uns und wir haben nicht mal eine schöne Zeit." Seufze ich und dann kommt auch schon Linda mit dem Kontrastmittel. "Es wird alles gut hörst du!" Sagt sie sofort. Als sie mir das Mittel gespritzt hat lege ich mich wieder hin, da mir wie die letzten Male extrem schlecht wird. Jannis umarmt mich ganz fest und ist einfach für mich da. "Und wieder so extreme Übelkeit?" Fragt Linda als sie mich abholt und ich nicke nur. Wir fahren zum MRT und Jannis verabschiedet sich dann wieder. "Du schaffst das mein Schatz. Ich bin hier wenn du rauskommst." "Danke ich liebe dich." "Ich liebe dich auch." Wir küssen uns kurz und dann werde ich ins MRT geschoben. Meine Gedanken kreisen die ganze Zeit um Linus, mein kleiner Krümel. Als ich wieder raus darf ist Jannis gleich da und hält wieder meine Hand. Ich bin wieder ziemlich schwach vom Kontrastmittel und kuschle mich einfach an Jannis als wir im Zimmer sind. "Kannst du" fange ich an atme tief ein. "Kannst du anrufen und fragen ob alles passt?" Sage ich dann und liege wieder erschöpft in seinen Armen. "Natürlich ich ruf am Haustelefon an."

'Bei Brandt?' meldet sich Julian. 'Ist alles klar bei euch?' fragt Jannis dann. 'Ach Jannis du bist es. Ja alles in Ordnung. Wie gehts Klara?' 'Sie hatte das MRT gerade und ist wieder ziemlich schwach wegen dem Kontrastmittel. Ergebnisse bekommen wir morgen.' 'Okay also hier passt alles. Linus glaub ich checkt zwar, dass ihr nicht da seid aber wir lenken ihn schon ab. Wir machen das, macht euch keine Sorgen. Mama und Papa kommen ja auch bald.' 'Danke euch wenn was ist meldet euch.' 'Machen wir oh und Kai weiß Bescheid. Sophia liegt in den Wehen im Uniklinikum.' 'Okay danke.'

"Das Baby kommt?" frage ich schwach. "Scheinbar ja." Ich lächle kurz und schlafe dann ein. Ich wache erst am nächsten Morgen auf und bin immer noch schwach. "Wie gehts dir?" "Naja geht so." Linda kommt dann rein und hängt mir Vitamine an. Als es wenig später klopft kommen Kai und Sophia im Rollstuhl herein. "Klara Brandt was fällt dir ein mir nicht Bescheid zu sagen?!" fährt sie mich an. "Sophia Havertz was fällt dir ein mir davon nicht zu sagen?" sage ich schwach und deute auf das kleine Bündel in ihrem Arm. Und als sie merkt wie schwach ich bin wird sie sofort sanfter und besorgter. "Wie gehts dir weist du schon was?" "Geht so und ne und jetzt zeig her." "Darf ich vorstellen? Eure Patentochter Emily Havertz. Geboren gestern Nacht 22.48 Uhr. 49cm 3420g." "Unsere Patentochter?" fragt Jannis schockiert und ich sehe sie nur an. "Natürlich. Hier." Meint sie und legt mir die Kleine auf den Arm. Ich muss weinen und gib sie schnell Jannis, weil ich so wenig Kraft habe. Sophia streicht mir beruhigen über den Arm und Kai steht bei Jannis und beobachtet seine kleine Tochter. "Es wird alles gut hörst du Maus?" beruhigt sie mich und hält meine Hand fest. "Wo ist denn der Krümel?" "Zuhause. Mama und Papa sind gestern gleich los und Julian, Laura und Tobi sind auch bei ihm." Erklärt ihr Jannis. "Tz machen die einfach eine Übernachtungsparty ohne uns." Meint Sophia empört und ich muss kurz lächeln. "Oh hey ihr habt Besuch." Meint dann Alex als er zu uns kommt. "Wen haben wir denn da? Oh noch ganz frisch, Glückwunsch." Gratuliert er den beiden und Jannis gibt die Kleine schnell Kai, um meine Hand zu halten und mich in den Arm zunehmen. Sophia hält meine andere Hand fest und wir schauen alle zu Alex, der nicht begeistert aussieht. Ich weiß schon was es heißt und weine. "Es tut mir leid Klara." Fängt er an und auch Jannis und Sophia haben nun Tränen in den Augen. "Wir müssen operieren. Die Gefahr für einen erneuten Herzinfarkt ist zu groß. Die OP wird aber jetzt wesentlich einfacher und dir wird es schneller besser gehen, da sie ja sozusagen präventiv ist und das Gefäß noch nicht zu sehr verengt ist." Erklärt er uns. "Wie sind die Chancen?" fragt Kai vorsichtig ,während er Emily wiegt. "Eine OP am Herzen birgt immer Risiken, das ist klar. Aber wie gesagt die OP ist präventiv, ich würde sagen 80:20." "Okay das ist gut. Das ist sehr gut hörst du Klara du schaffst das." "Wie lange?" fragt dann Jannis vorsichtig, da ich einfach nur weine und an meinen Krümel denke. "Ich würde die OP gerne nächsten Mittwoch machen. Bis Freitag wirst du bestimmt wieder Hilfe brauchen weil es einfach eine Herz OP ist aber dann wirst du schnell fit sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass du nur eine Woche hier bist." "1 Woche ohne Krümel." Flüstere ich und Jannis streicht mir beruhigen über den Rücken. "Der Krümel besucht dich bestimmt ganz oft." Versucht Kai mich zu beruhigen. "Klara du schaffst das. Du darfst jetzt dann nach der Infusion nach Hause. Und dann tankst du nochmal Kraft und dann wuppen wir das am Mittwoch okay." Meint dann Alex und sieht mich lächelnd an. Ich nicke nur und er geht raus. "Wir müssen wieder runter. Ich hab noch eine Untersuchung. Wir dürfen heute oder morgen gehen und dann kommen wir zu euch." Erklärt mir Sophia und dann fahren sie wieder. Als Linda die Infusion entfernt fahren wir nachhause.

Liebe durch die KameralinseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt