Die Begabten 4

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Elodie
„WAS?! Nein!", rief ich.
Nun verstand ich, was das ganze sollte. Er hatte meine Kraft testen wollen, ob ich es Wert war gekauft zu werden.
„Elodie, du sprichst nicht, wenn du nicht gefragt wirst!", Barem funkelte mich an und ich schloss den Mund.
„Meine Sirene steht nicht zum Verkauf.", sprach er dann höflich weiter.
HA! Ich würde mich nicht von diesem Prinzen von Wasweißichwo kaufen lassen! Meine Familie war hier, ich konnte meinen Bruder hier treffen und sie bekamen einen Teil meines Gewinns. Das konnte ich nicht verlieren!
„Wie viel ist sie denn Wert?", konnte der Prinz es nicht lassen?!
Stolz warf sich mein Besitzer erneut in die Brust
„In Gold...eine Million Münzen."
„Plus mein Arena Gewinn!", warf ich ein und verschränkte siegessicher die Arme vor der Brust, am liebsten wollte ich diesem Kerl die Zunge rausstrecken. Auch, wenn ich mir selbst damit ins Knie schoss, damals hatte ich nur 500 Silbermünzen bekommen, ein Witz. Aber ich war jung gewesen. Verzweifelt noch dazu. Ich hätte mich auch für fünf Silbermünzen verkauft.
„Ich biete ihnen zwei Millionen Goldmünzen für Elodie." Ich verschluckte mich beinahe an meiner eigenen Zunge. So viel Gold... „Majestät...ich fühle mich geschmeichelt, dass sie Interesse an meinem Eigentum haben aber..."
„Lord Barem hat kein Interesse!", beendete ich seinen Satz und ließ ein wenig meine Gabe mit hinein schwingen.
„Elodie! Noch ein Wort und du bekommst wieder den Maulkorb an! Ich hab dir nicht erlaubt zu sprechen! Du hast heute VERLOREN! Also reize mich nicht."
Wütend presste ich die Lippen zusammen. Ich konnte es gar nicht leiden angeschrien zu werden, noch dazu hasste ich es, dass man mich auf meine Fehler hinwies. Ich bin die Reinkarnation reiner Perfektion...
„Doch sie hat Recht, ich habe kein Interesse. Wenn sie auf ihre Unschuld hoffen, muss ich sie leider enttäuschen, da hat sie uns einen Strich durch die Rechnung gemacht." Ungläubig starrte ich ihn  an und auch die Augenbrauen des Prinzen schossen nach oben. Musste der Lord darauf hinweisen? Das ging den Prinzen gar nichts an!
„Sowas ist ein Kaufgrund?", fragte der Prinz und ich hätte schwören können eine leichte Röte auf seiner blassen Haut erkennen zu können.
„Natürlich, wobei man meist nur die Unschuld kauft, nicht das Mädchen."
Und ich war dankbar dafür, dass mir dies erspart blieb!
„Das ist nicht von Interesse, ich möchte sie kaufen." Der Prinz ließ etwas verführerisches mit seiner Gabe mitschwingen. Ängstlich starrte ich zu meinem Besitzer, er konnte sich doch nicht so reinreden lassen! Merkte er nicht, dass eine Sirene vor ihm stand?! Eine Sirene, der ich gerne die Stimmbänder rausreißen wollte.
Blut, Schmerz, Tod! Oh ja, diese Vorstellung gefiel mir! So würde wenigstens ein bisschen mehr Farbe an den Kerl kommen. Außer er blutete hellblau, wie ein paar Adern an seinen Händen sehen ließen. Dann würde es seiner Mode entgegenkommen. Also für beide Fälle ein Pluspunkt.

Ich kochte innerlich. Und ich spürte eine Fremde Hand auf meiner Schulter. Wache Nummer 1 hatte mich gepackt. Er kannte mich, seit ich gekauft wurde und konnte mich einschätzen. Er wusste, dass ich kurz vorm explodieren war. Wache Nummer 2 war noch zögerlich. Er war erst ein Jahr bei mir und ehrlich gesagt...er hatte wahrscheinlich Angst vor mir.
„Das ist mir nun bewusst.", lächelte mein Besitzer. Wollte er wissen was der Prinz für mich bezahlen würde? Oder zog er es wirklich in Betracht? „Wie sieht es mit drei Millionen aus?". Mein Herz setzte aus. Drei Millionen GOLDMÜNZEN?! Wie konnte man so viel Geld für MICH ausgeben wollen?! „Das ist lächerlich, Mylord! Sie würden mich doch nicht für nur drei Millionen verkaufen." Barems Augen wurden glasig und er nickte eifrig „Das ist wahr!", dann legte er den Kopf schräg.
„DU gehörst MIR; ich kann mit dir machen, was ich will! Sei Froh, dass ich aus dir eine Kriegerin und keine Hure gemacht habe!"

Stille.

„Und Du hast schon wieder unaufgefordert gesprochen! Wachen!" Barem schnipste und sofort wurde mir grob wieder der Maulkorb angelegt. Ich könnte wetten, dass die beiden Waren nun erleichtert waren. Der Prinz wendete unangenehm berührt seine Augen ab. Hatte wohl sich selbst vor Augen, er konnte froh sein, dass er von Adel war.
„Wie wärs mit vier Millionen und ich werde ein gutes Wort beim König einlegen." Ich dachte ich müsste Ohnmächtig werden, jetzt sprach er vom König! Meine Beine schienen nachzugeben. Wache 1 hielt mich immer noch fest. Nun eher als Stütze.
„Der reichste Mann Alyas, der ganz im Süden verfrachtet wurde, in Verbindung mit dem König, mit einer Freundschaft zu dem König, wie groß würden die Arenakämpfe wohl werden?"
Die Stimme des Prinzen verwebte verschiedene Töne, in verschiedene Muster, zu einem verführerischen Bild.
Die Stimmbänder standen in Bewegung, rieben aneinander und gaben durch den Mund Töne ab, bei normalen Menschen. Bei dem Prinzen schien es nicht so simpel zu sein, es war eine Melodie, die wunderbare Farben erzeugte. Sie verleitete einen dazu ihm zu gehorchen. Es zu wollen. Ihm zu glauben, was immer er sagte. Zu gut, dass ich darauf nicht reinfiel.
Im Gegensatz zu mir verwendete er seine Stimme bedachter, kontrollierter und voller Gedanken. Er war nicht mit voller Überzeugung dabei. Jedoch schien es Barem nicht zu interessieren.
„Und vier Millionen Goldstücke sind nicht Nichts, sie würden ihr Vermögen noch vergrößern." Ich gab einen widerwilligen Laut von mir, doch ich wurde ignoriert.
„Natürlich werde ich der Familie von Elodie auch noch eine Millionen Goldstücke zukommen lassen, für die Verluste ohne die Arenakämpfe.", diesmal gaben mir wirklich die Knie nach und Wache 1 stützte mich, bevor ich auf den Boden knallen konnte. Eine Millionen Goldmünzen würde meine Eltern reicher machen, als jeden Kampf, den ich gewinnen konnte. Ich erkannte die Gier in Barems Augen und alle Wut wich aus meinem Körper, alle Kraft. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich konnte nicht einmal sprechen. Meine Macht nicht einsetzen.

Ich würde meine Familie nie wieder sehen, wenn ich verkauft wurde. Aber es war das beste für sie.
Es würde die Arztbesuche meines Vaters bezahlen.
Es würde Jeb ermöglichen, eine Frau zu heiraten und nicht daran pleite zu gehen.
Es würde meine alte, abgemagerte Mutter ernähren.
Und dennoch...Tränen füllten meine Augen.
„Wir sind im Geschäft, Majestät." Barem Streckte die Hand aus und ergriff die des Prinzen.
„Hiermit übergebe ich, Lord Barem Rola, mein Eigentum, die Sirene, Elodie Victoria Marlesque, an Leith Whitewell, Prinz von Ferhalla. Er hat nun jegliche Verantwortung über ihr Leben. Im Gegenzug dafür bekomme ich vier Millionen Goldstücke und sein Wort, dass er ein gutes Wort für mich beim König einlegen wird."
Diese rituelle Floskel befreite Barem aus jegliche Verantwortung mir gegenüber und ich war verkauft. Stumme Schluchzer ließen meinen Körper erbeben. Das hier war mein Zuhause! Hier hatte ich Gale kennengelernt! Hier hatte ich kämpfen gelernt! Meine Äxte bekommen. Ich würde meine Familie nie wieder sehen. Der Hass auf den Prinzen wuchs bei jedem schmerzhaften Herzschlag zu einem Monster heran. „Elodie, du kannst nun zu deinem neuen Besitzer.", sagte Barem, doch ich schien mich nicht bewegen zu können, ohne zu zerbrechen an diesem Sturm in mir.

Die BegabtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt