Die Begabten 42

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Elodie
Laurent verschwand schnell und Lian blieb bei mir.
„Me corra, du scheinst dich nicht auf den Ball zu freuen.", sagte er leise, als ich mich neben ihn niederließ. Ich lehnte meinen Kopf an seinen Oberarm. „Doch, aber ich habe kein Kleid und ich habe kein Geschenk für dich, das tut mir leid.", jammerte ich leise. „Ich brauche keine Geschenke von dir." Lian schlang sanft seinen Arm um mich und ich lächelte zu ihm hinauf.
„Und das Kleid ist heute angekommen, ich wollte es dir morgen bringen."
Gespannt setzte ich mich auf. „Wie sieht es aus?", fragte ich aufgeregt. Den Stoff hatte ich mir ausgesucht, doch ich wusste nicht, dass der Schneider meine Größe hatte und welchen Schnitt er benutzen wollte.
Der Kronprinz zuckte mit den Schultern. „Wie ein Kleid."
Ich boxte ihn spielerisch. „Du bist unmöglich! Ist es schön?" Lian lachte „Natürlich, du wirst wunderschön darin aussehen."

Ich grinste erneut und Lian blickte zu mir herab. Auf das Kleid freute ich mich sehr, der Stoff würde atemberaubend an mir aussehen. Ich gähnte.
„Du bist müde, me corra. Ich sollte gehen." seufzte er leise, doch ich hielt seinen Ärmel fest, als er sich erheben wollte.
„Bleib, du hattest sicher Pläne für heute Abend?"
Sanfte Finger vergruben sich in meine noch feuchten Locken und er hob sachte einen Mundwinkel an.
„Ich wollte dich einfach nur halten, das war mein Plan." Ich grinste etwas schmerzerfüllt. Der Kronprinz spielte direkt in meine Karten und er wusste es nicht mal. Ich streichelte seine Wange.

„Gut dann komm.", murmelte ich, stand auf und nahm seine Hand. „Das kannst du auch tun, wenn ich schlafe, oder?", gähnte ich und Schritt auf mein Schlafzimmer zu.
Lian an meiner Hand zögerte „Ich weiss nicht...ob das eine gute Idee ist..."
Fragend legte ich meinen Kopf schief und wandte mich zu ihm um: „Ich habe nicht vor mit dir zu schlafen."
Wurde der Kronprinz gerade etwas rosa im Gesicht? Hatte ich etwas falsches gesagt?
„Das meinte ich nicht, wenn die Diener merken, dass ich die Nacht mit dir verbringe wäre das...sehr schnell bei meinen Eltern"
Ich verstand sein Problem nicht. Er war ja kein Besitz...wieso sollte das seine Eltern interessieren?

„In unserer Kultur sind...Beziehungen außerhalb der Ehe...in sexueller Sicht...vor allem im Adel...nicht gern gesehen..."
Verwundert starrte ich ihn an „Du bist noch Jungfrau?"
Lian lachte „Nein, aber...meine vorherigen Beziehungen waren nicht öffentlich, ich habe nicht bei...ihnen übernachtet, wenn das öffentlich wird würde man das als unehrenhaft sehen."

Nun war ich gehörig verwirrt und das sah der Prinz anscheinend
„Du würdest als meine...Hure angesehen werden und du würdest dementsprechend behandelt werden."
Nun war ich geschockt. Ich starrte ihn mit großen Augen an „Ich nehme doch kein Geld von dir...und wir würden doch gar nicht..."
„Es geht ums Ansehen, me corra."

Ich überlegte und versuchte diese Denkweise zu verstehen. Mein Bruder hatte schon mehrere Partnerinnen gehabt und auch einige mit nach Hause gebracht, auch über Nacht. Das hatte nie jemanden interessiert. Nur bei mir war es ein Drama gewesen, da ich kein freier Mensch war, doch dies war hier gar kein Thema. Es gab schlichtweg keine Besitztümer hier.
Dennoch grinste ich nach einer Weile „Dann darfst du dich nicht erwischen lassen."
Ich zog ihn weiter und blieb plötzlich wieder stehen „Okay?", fragte ich nun zögerlich. Vielleicht war es ihm gar nicht recht bei mir zu schlafen. Vielleicht wollte er es auch gar nicht.
Der Kronprinz vor mir lächelte jedoch sanft „Es ist immer okay, wenn es um dich geht."
„Sag das nicht, sonst denke ich noch, dass ich mir alles erlauben kann." lachte ich und vollführte eine Pirouette unter seinem Arm hindurch.

„Das machst du doch eh!", lachte Lian leise. „Dich interessiert es nicht, dass ich Kronprinz bin, du gehst mit mir um, als wäre ich ein einfacher Junge aus dem Dorf."
Ich hob meine Augenbrauen „Soll ich ein bisschen mit dem Titel rumspielen?", grinste ich schelmisch und trat einen Schritt auf ihn zu. Meine Hand wanderte seine Brust hinauf und ich spürte, wie er den Atem anhielt. Fliederne Augen durchbohrten mich wie Speere. „Eure Majestät!", säuselte ich sanft und stellte mich auf die Zehenspitzen um meine Finger in seine weißen Haare zu vergraben. Er schloss kurz die Augen, als würde er das Gefühl meiner Finger völlig in sich aufnehmen wollen. Mein Herz machte einen Sprung und raste gegen meine Brust. Es gefiel mir, dass er meine Berührung genoss.

Große starke Hände packten mich sanft an den Hüften und Lian zog mich an sich, sein Blick nun wieder auf mir. Seine Augen brannten. „Gefällt dir das?", hauchte ich und hob frech meine Mundwinkel. Ich versuchte zu kaschieren, dass meine Atmung nun irgendwie außer Kontrolle geraten war.
„Pass auf, was du da tust, me corra, du rüttelst an meiner Selbstbeherrschung.", knurrte er und seine Hände wanderten hoch zu meiner Taille.
„Gut! Das macht es erst interessant." Ich ließ meine Hände etwas nach unten wandern und kraulte nun seinen Nacken. Ich legte den Kopf schief „Wie sehr willst du mich jetzt küssen?"
Der Kronprinz fluchte leise auf seiner Muttersprache. „Die Antwort gefällt mir.", lachte ich, riss mich von ihm los um in mein Schlafzimmer zu sprinten und in mein Bett zu springen.

Lian folgte mir leise und langsam. Er atmete tief durch „Du quälst mich.", seufzte er, doch er lächelte matt.
Ich kuschelte mich in meine Kissen nachdem ich unter die Decke geschlüpft war. „Ach ja? Willst du denn nicht neben mir schlafen?"
Lians Augen wanderten zu mir, zu dem riesigen Bett „Doch und wie...", seufzte er, doch er zögerte. Ich setzte mich auf und eine Frage bildete sich in meinem Kopf.
„Hast du jemals mit einem...anderen Menschen im Bett geschlafen?"

Seine Augen schossen zu meinen und antwortete bedacht „Als Kind vielleicht...aber daran kann ich mich nicht erinnern...sonst immer allein."
Sanft lächelte ich und streckte meine Hände nach ihm aus „Das ist gaaaaaanz einfach.", sagte ich, als Lian auf mich zutrat und meine Hände nahm. Ich zog ihn langsam auf die Matratze und schob ihn sanft in die Kissen. „Man legt sich einfach nebeneinander hin und macht die Augen zu...wenn man will kann man sogar...huch."
Lian zog mich in seine Arme. Mein Kopf auf seiner Brust, seine eine Hand in meinen Haaren vergraben, die andere zog an meinem Bein, um es auf seines zu ziehen.
„...kuscheln.", beendete ich meinen Satz belustigt und hob meinen Kopf an, um ihn ins Gesicht zu sehen. Er hatte die Augen geschlossen „Schhhhh ich schlafe.", flüsterte er und ich lachte leise, bevor ich ihm sanft in die Rippen zwickte. Er zuckte heftig zusammen, lachte jedoch. „Aua! Muss ich dich aus dem Bett werfen?"

Die BegabtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt