Die Begabten 55

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Leith
Ich konnte nur leise lachen, als meine Mutter mir von der Adeligen erzählte die Lian heiraten sollte. So wie ich es erlebte und wie mein Bruder sich verhielt würde er sie schneller rausschmeißen, als sie ihren Titel nennen konnte. Wer konnte schon nein zu meiner Sirene sagen?
Ich wusste nicht ob ich es können würde. Selbst Bright schnaubte.
Mutter blickte uns tadelnd an, doch sie selbst sah nicht überzeugt aus. Kein Wunder, nach Lians Wut gestern auf dem Ball. Und anscheinend hatte er Mutter an der Tür weggeschickt.
„Du glaubst doch nich wirklich...", begann Bright und die Königin schüttelte den Kopf.
„Sie ist sein Herz, dafür ist es zu spät...aber wir müssen ihn dran erinnern, dass es um unser Volk geht. Um unser Land. Er hat viel zu sehr an der Sympathie gearbeitet um das wegzuschmeissen."
„Mit ihr könnte er die Sympathie des niederen Volks erhalten. Wenn selbst ein Besitzrum Prinzessin werden kann...warum nich dann ein Verkäufer zum Handelsführer oder Lord?", sagte ich leise. Helle Augen starrten mich an.

„Aber der Adel...", begann sie.
„Der Adel wird kurz beleidigt sein, bis sie Elodie kennenlernen. Die ist sehr charismatisch. Sie würden sie lieben."
Mutter setzte sich seufzend auf einen Sessel. Ihr Kleid fächerte ausladenden über die Lehnen.
„Und ihr seht einfach dabei zu? Du kannst eine Sperre reinlegen. Du kannst es ihr nicht gestatten. Sie hört auf dich, das muss sie! Sie könnte ihn ablehnen. Bring sie dazu!"

Bright erstickte beinahe bei den Worten seiner Tante. Er betrachtete sie wie ein komplett anderer Mensch.
„Du willst dass ich meine Gabe verwende?!", knurrte ich. Was war in sie gefahren?!

„Wenn Lian das herausfindet bringt er mich um! Ich kann ihr und auch ihm das nicht antun?! Das ist grausam Mutter!"

„Sie...kann keine Königin werden! Sie versteht unsere Sitten nicht einmal!"
Mein Blut begann zu kochen. Elodie, so unpassend wie es war, hatte viele Attribute, die eine gute Königin ausmacht!
„Sie macht sich nichts aus Titel, das ist gut! Der Adel hat viel zu viel Macht."
„LEITH!"
Ich wandte mich von ihr ab und schritt aus dem Zimmer.

Elodie
Ich wusste nicht was erbärmlicher war, dass man Lian zwang diese Frau kennenzulernen die für seine Eltern akzeptabel war...oder dass man mir befahl dort zu singen.
Was wollten sie damit bezwecken, außer dass er mich noch mehr wollte? Sie kannten meine Stimme und meine Schönheit.

Ich bin die Reinkarnation reiner Perfektion.
Ihr eigener Sohn hat mich zur PERFEKTION ernannt.

Ich konnte schon den Streit vor meinem inneren Auge sehen als ich mich fertig machte.
Ich hatte die Absicht sie ALLE umzuhauen. Als eine Frau aus Alya.
Bis heute hatte ich die Kleider aus meiner Heimat nicht angefasst. Nun zog ich mir ein feuerrotes luftiges Kleid über. Der Ausschnitt fiel in Wellen sehr tief, die Falten des seidenen Stoffes umschmeichelten meine Hüften. Meine Arme waren frei und zeigten das schwarze Band auf meinem Oberarm, passend zu meinem Stirnband.
Aber auch die Male eines Besitztums. Die Narbe auf der einen, Leiths Wappen auf der anderen Seite.
Egal. Ich war stolz. Ich hatte Leben retten können.
Meine rotbranen Locken lagen offen und wurden von der Farbe des Kleides zu einem leuchtenden Vorhang.

Ich trat zu Cas hinaus, der sich zu verschlucken schien, als er sich zu mir wandte. Ich grinste.
„Mal sehen was ein Besitztum für ein Einfluss haben kann.", gebar ich ihm.
Er grinste schief.
„Wenn jemand die Traditionen des Königshauses umwerfen kann, dann du."
Ich lachte leise als ich mich bei ihm einhakte und er mich in den Speisesaal führte. Auf die kleine Erhöhung.
Wir waren die ersten. Man hatte mir Anweisung gegeben schon zu singen während die Adeligen hereinkamen.
Ich deutete Cas an den Hörschutz abzunehmen.
„Was möchtest du hören?", fragte ich leise und er lachte. „Du musst nicht für mich singen."
„Ich weiss, doch das ist die erste Gelegenheit, dass du mich singen hörst. Du wolltest mich hören. Also?"

„Etwas fröhliches.", murmelte er schüchtern. Ich verwunschelte ihm die Haare von meiner Erhöhungen aus und begann ein Tanzlied, welches ich von den Festen bei Lord Barem gehört hatte.
Er scheuchte meine Hand lachend weg und richtete seine Haare, während ich das tat was mir jahrelang verwehrt geblieben ist. Ich sang und drehte mich begeistert.
Sorgen? Gab es nicht. Nicht, wenn ich sang. Nicht, wenn ich meiner Natur folgen konnte.
Ich wirbelte zu der Melodie, genoss es wie die Töne sich zu einem Stoff verwebten, der sich schützend um mich legte.
Meine Haare folgten meinen Bewegungen wie ein Schweif und Freude erfüllte mich. Ich war so frei wie lange nicht mehr. Wie noch nie eigentlich. Selbst als Kind durfte ich nicht singen. Zu viel Gefahr dass Menschen beeinflusst wurden. Zu viel Angst von meinen Eltern.

Ich wirbelte herum, der Stoff meines Kleides flatterte. Farbe erfüllte meine Sicht. Farbe die es hier nicht gab.
Wut. Liebe. Leidenschaft. Rot.
Ich hüpfte begeistert.
Und drehte mich noch einmal als ich das Lied beendete.

Lautes klatschen, von mehreren Personen ließ mich herumwirbeln. Ich hatte gar nicht gemerkt wie die zwei Adelsfamilien in den Saal getreten waren.
Ich grinste und verbeugte mich, als ich meinen Blick über die Menge schweifen ließ.
Neben Lian stand eine kleine blonde Frau, die mich ungläubig anstarrte, daneben zwei Männer. Einer etwas älter als Lian der andere müsste der Vater von den zweien sein.
Mein Grinsen wurde breiter. Ich strahlte wie die Sonne. Diese Adeligen konnten mir nichts anhaben. Nicht wenn ich hier oben stand und die Bewunderung aller in mich aufsog. Ein Rausch wie in der Arena.

Lian konnte seine Augen nicht von mir nehmen. Leith starrte mich unleserlich an und Bright grinste breit.
Verra tat das unbedachteste überaupt und rannte auf mich zu um ihre Hand auf mein Brustbein zu legen. Ich lächelte meine erste Freundin in meinem Leben an und sang weiter. Ich sah stolz in Lian aufblühen und ich musste mir ein stocken unterdrücken als ich sah...dass er den selben Knoten, den er unter dem Hemd anhatte...auf sein Hemd hat sticken lassen.

Er folgte meinem Blick und grinste wissend. Wir zeigten keine Zweifel, dass wir zusammengehörten. Ich zeigte keine Angst meine Seele verlieren zu können, schüchterte die Adelsfrau neben Lian ein und er...zeigte gar kein Interesse an ihr.

Selbst Verra konzentrierte sich lieber auf mich, als auf den Besuch.
Als sich der Adel saß betrachtete ich das Königspaar vor mir. Beide blass, als sie mich betrachteten.
Es brauchte Welten mehr um mich einzuschüchtern.

Ich bin die Reinkarnation reiner Perfektion.

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