Die Begabten 34

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Elodie
Lian und Laurent schafften es irgendwie mich in mein Bett zu bekommen und nun lag ich dort vollkommen unter Strom. Lian hatte aufgrund einer Pflicht, wie er sagte, den Raum verlassen, doch Laurent blieb an meiner Seite und lächelte schwach.

"Ich habe das Gefühl, mit dir, in der Zukunft, eine Handvoll Arbeit zu haben."
Ich zuckte mit den Schultern und ließ mich in die Kissen fallen. Vollkommen in Gedanken. Der Arzt neben mir schwieg, doch irgendwie schien mir seine Anwesenheit fehl am Platz zu sein. Bright hätte mich besser aufmuntern können...

"Ich würde gerne allein sein.", murmelte ich dann und drehte mich auf die Seite, den Rücken Richtung Laurent.
"Das denk ich mir, aber ich kann nicht.", murmelte er und stirnrunzelnd blickte ich über meine Schulter. Was sollte das denn heißen?!
"Ich hab Lian versprochen auf dich aufzupassen und dich eben NICHT allein zu lassen. Er meinte, dass er dir bald eine Wache gibt, damit sowas, wie heute, nie wieder passiert."
Nun drehte ich mich wieder Laurent zu, der selbst müde zu sein schien. Er rieb sich die Augen.
"Was?", fragte ich. Eine eigene Wache? Ich konnte nicht glauben, dass ich so hoch gestellt war. Eine Wache hatte ich nur beim Adel gesehen.

"Du verstehst deine Stellung hier nicht, Elodie. Seit dem Moment, indem Lian dich sein Herz genannt hat, bist du an ihn gebunden. Ein Mensch hat viele Dinge doppelt...zwei Augen, zwei Ohren, zwei Lungen, doch das Herz hat man nur einmal. Du wurdest mit dieser Bezeichnung als seine Partnerin, seine Priorität anerkannt. Es gibt nur dich...deswegen ja...bekommst du Wachen."

Ich starrte ihn an, vollkommen schockiert. Er hatte WAS getan? "Aber...Ich bin keine Prinzessin..."
Laurent lächelte "Nein, aber das geht über Politik hinaus, kleine Sängerin. Was denkst du, was er gerade tut?"

Ich schüttelte den Kopf. Ich wusste es nicht.
"Er tötet den Mann, der sein Herz stehlen wollte."

Leith
Verra war vollkommen durch den Wind. Sie stürmte in Brights Zimmer, ohne Rücksicht auf Verluste. Sie hatte mich beinahe umgerannt.
"Elodie wurde angegriffen!"
Bright und ich zuckten heftig zusammen. Mein Herz blieb stehen. "Was ist passiert?", fragte Bright aufgebracht und Verra begann schnell ihre Hände zu bewegen.
"Ich hab nicht alles mitbekommen, aber ein Mann hatte sie an den Haaren gepackt! Er dachte sie wäre ein Engel oder so und wollte sie mitnehmen, weil sie so schön ist. Lian hat ihn aufgehalten."
"Was ist mit Elodie?", fragte ich, betont ruhig. Es reichte schon, wenn Bright hyperventilierte er starrte seine Schwester gebannt an.
"Sie ist geschockt und wollte für die erste Zeit Lian nicht mehr loslassen. Sie hat ein paar Schrammen, aber an sich geht es ihr gut. Sie ruht sich aus."
Ich nickte und unterdrückte den Drang zu ihr zu stürmen. Wir durften das nicht, nicht, wenn sie in seinem Flügel war. Wir mussten uns mit Morgen Abend zufriedenstellen

Meine Hand zitterte. Ich hatte ihr Sicherheit versprochen und nun wurde sie auf offener Straße attackiert? Aufgrund ihrer Schönheit? Wie konnte DAS denn passieren?

Elodie
Trotz der aufgwühlten Gefühle, war ich doch kurz eingenickt. Was ein Körper alles tun konnte, auch wenn der Geist am durchdrehen war, war faszinierend.

Aber ich wachte sofort auf, als ich Lians Stimme im Raum hörte. Ich lag auf dem Bauch, versuchte meinen Hinterkopf so gut zu schonen, wie möglich.
Meine Augen fanden ihn schnell und beeindruckt legte ich den Kopf schief. Er war über und über mit Blut verschmiert. Seine Hände, sein Gesicht und seine Kleidung.
"Götter! Konntest du dich nicht wenigstens Waschen, bevor du herkommst?!"
Der Kronprinz blitzte ihn an. "Ich wollte nach ihr sehen."
"Und ihr so einen weiteren Schock geben?"
Lian verstummte. Er schien Laurent recht zu geben.

"Ich habe schon schlimmeres gesehen.", murmelte ich in mein Kissen und zwei Augenpaare schossen zu mir.
Der Kronprinz schritt schnell auf mich zu, wagte es aber nich sich auf mein Bett zu setzen. Er begnügte sich damit davor in die Hocke zu gehen um mit mir auf Augenhöhe zu sein. Dafür war ich dankbar. Ich hatte nicht die geringste Motivation mich aufzurichten.

"Wie geht es dir, me corra?", fragte er sanft und hob eine Hand. Stoppte jedoch beim Anblick des Blutes auf seiner Haut.
"Ist er tot?", fragte ich leise.
Lians Augen verdunkelten sich und unsicher rieb er sich den Nacken.
Als ob er nicht wüsste, was er sagen sollte.

Nach einigen Augenblicken nickte er.
"Hmmm", brummte ich. Nicht sicher was ich davon halten sollte, also sagte ich nichts und begnügte mich damit seine erste Frage zu beantworten.
"Mir geht es gut."
Er lächelte leicht. "Du bist nicht einfach zu schockieren oder?"

"Ich bin in den Armenvierteln aufgewachsen. Du weisst gar nicht, was ein Mann allein für Brot tun würde...also Nein, leicht zu schocken bin ich nicht."
Lian grinste.
"Mach dich sauber, du hast mir versprochen Schneefiguren zu bauen.", sagte ich dann und weiße Augenbrauen schossen in die Höhe.

"Du gibt mir Befehle?"
"Ja, kleiner Prinz! Hopp hopp!"
Ich fuhr ihm kurz durch die unglaublich weichen Haare und wedelte dann mit den Fingern in sein Gesicht.
"Lass mich nicht allzu lange warten."
Laurent lachte laut auf, während der Prinz aufstand.
"Sie hat dich ja richtig um den Finger gewickelt!", neckte er seinen Freund und sofort schoss mein Finger in seine Richtung.
"DU machst dich auch fertig und kommst mit!"

Der Arzt starrte mich kurz mit großen grauen Augen an, doch er stand stumm auf und verließ mit Lian das Zimmer.
Auch ich stand auf und zog mich um. Diesmal nahm ich mir eine meiner ledernen Hosen, die mich wärmen würden und ein langes dickes Hemd. Es war einfache Kleidung, auch mit dem dicken Gürtel um meine Mitte und es war von meiner Heimat. Etwas vertrautes, was mich sicherer fühlen ließ.
30 Minuten später setzten mich die beiden Männer auf eine Bank ab und schaufeln Schnee auf einen Haufen vor mir zusammen.
Belustigt betrachtete ich sie, doch helfen durfte ich nicht. Ich sollte mich ausruhen und nicht zu viel bewegen.
Also sollte ich den aufgehäuften Schnee formen. Zu was war egal, solange es mir spass machte, sagten sie.

Also baute ich eine kleine Schneefiguren Familie und lachte, bei meinem jämmerlichen versuch es ordentlich zu machen. Lian setzte sich neben mich und schaute mir stumm zu. "Okay?", fragte er leise und ich nickte abwesend, bevor er sein Kinn auf meine Schulter platzierte und seine Arme um meine Mitte schlang.

Es war ein ungewohntes Gewicht um mich herum, doch ich genoss es mit jedem Atemzug. Laurent betrachtete uns eingehend, verkniff sich jedoch einen Kommentar. War wahrscheinlich besser so.

Ich lehnte meinen Kopf an Lians, als ich versuchte einen Hasen zu bauen und musste grinsen.
Plötzlich wurden der Prinz und ich von einer Handvoll Schnee getroffen und ich schrie auf. Der Arzt vor uns kugelte sich vor Lachen am Boden.
"Na warte...", knurrte der Kronprinz und formte eine Kugel aus dem weißen Pulver vor uns. Schnell rappelte sich Laurent auf und begann zu rennen. Somit begann die Schlacht.

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