Elodie
Ich betrachtete ihn eingehend und auch er musterte mich. „Du bist Perfekt, me corra." Ich grinste und zog ihn noch einmal zu mir herab, um seine Lippen auf meinen zu spüren. Diesmal ließ er sich länger Zeit und ich ließ meine Hände zu seinen starken Oberarmen und seiner breiten Brust gleiten.
Götter, war er gut gebaut. Zum niederknien.
Ich öffnete meine Lippen für ihn und er ließ ein leises Knurren tief aus seiner Brust grollen. Unsere Zungen tanzten. Seine Hände wanderten über meinen Rücken zu meiner Taille und er zog mich näher an seine Brust.
Am liebsten wäre ich wieder an ihm hoch gesprungen, doch dieses Kleid ließ sowas gar nicht zu.
Diesmal löste ich mich und betrachtete den Prinzen.
„Ich bin froh, dass deine Fäden gezogen wurden.", brummte er und vergrub sein Gesicht in meine Halsbeuge. Ich lachte leise „Du kitzelst mich!", beschwerte ich mich und versuchte ihn von mir zu schieben, doch er war standhaft, wie ein Fels.
„Me anim!", protestierte ich nun und lachend hob er sein Gesicht.
„Tut mir leid, me corra, aber du riechst so gut."
„Ach ja?", fragte ich neugierig und wich seinem Blick aus und beobachtete, wie sich seine Finger mit meinen verflochten.
„Ja...irgendwie nach...warmer Apfel...", sinnierte er und ich schnaubte.„Wieso wolltest du mich so früh sehen?", fragte ich dann leise und spielte mit dem Einstecktuch, das meinem Kleid ähnelte.
„Weil Verra dich den ganzen Tag beansprucht hat und ich eifersüchtig bin?", murrte er und ich grinste.
„Schläfst du heute wieder bei mir?", fragte ich nun schüchtern und spürte das Blut in meine Wange schießen.
„Da ich heute Nacht das erste mal seit Jahren durchschlafen konnte...ja ich schlafe dankbar bei dir."
Ich hob meine Augenbrauen, er konnte nicht durchschlafen? Und mit mir daneben schon? Das war...irgendwie süß und beunruhigend zugleich. Der Kronprinz zuckte nur mit den Schultern.Er hielt mich stumm in seinen Armen, bis es zögerlich an der Tür klopfte.
„Es wird Zeit!", sagte Cas durch das Holz und seufzend ließ Lian von mir ab. Dennoch hakte er sich bei mir ein. „Bleibe bei mir, ja? Du bist jetzt mein Herz und...es hat niemand das Recht dir zu nahe zu kommen...ich bleibe auch bei dir und spiele Übersetzer, wenn du dich unterhalten willst...okay?"
Ich nickte stirnrunzelnd und lief neben ihm her, als er aus dem Raum trat. Der Adel an sich war mir sehr suspekt, doch wer war ich um das Alles zu hinterfragen?Wir betraten den Thronsaal und sobald wir zusammen über die Schwelle schritten wurden Lautstark unsere Namen verkündet:
„Kronprinz Lian Gabriel Mordoc Whithewille von Ferhalla mit seiner Begleitung...Elodie aus Alya..."
Ich musste mir bei meiner erbärmlichen Namensverkündung das Lachen verkneifen und blickte belustigt zu meiner Begleitung hinauf.
„Dein Name klingt ja beeindruckend, Majestät!", raunte ich und er blickte kurz zu mir herab. Sein Gesicht verriet nichts, er hatte eine distanzierte Miene aufgesetzt um die übrigen Adeligen zu betrachten, doch seine fliedernen Augen funkelten. „Hat er deinen Familiennamen vergessen?", fragte er leise?
Ich schüttelte den Kopf „Besitztümer haben keinen Familiennamen.", sagte ich leise und nun erstarrte Lian „Du gehörst keiner Familie an?!"
„Wie ein Stift, erinnerst du dich? Dein Stift hat auch keine Familie." Nun sah ich die Maske, die Lian aufgesetzt hatte etwas verrutschen und Bestürzung erfüllte seine Miene.
„Ich habe mich an den Gedanken gewöhnt...es ist nicht...so schlimm, wie man denken würde.", murmelte ich leise.
„Kannst du jemals ein freier Mensch werden?", fragte er leise, während wir durch die Menge traten und uns zu dem Königspaar durchschlängelten. „Dafür müsste ich...naja...das ist kompliziert..."
Fliederne Augen brannten sich auf meine Haut „Ich bin ein intelligenter Mann, ich bin sicher ich kann folgen."Wir traten vor den Thron und verbeugten uns, bevor Lian mich plötzlich mit auf die Erhöhung zog und wir zwischen König und Königin standen. Fragend legte ich den Kopf schief. „Ich lasse dich nicht aus meinen Augen und ich bekomme nun alle Geschenke und Glückwünsche von den Gästen.", antwortete er auf meine stumme Frage und drückte kurz meine Hand. „Und nun erkläre mir, wie du frei kommst."
„Um...ein vollständig freier Mensch zu werden muss man mich zuerst kaufen und dann...heiraten, damit ich einen Familiennamen bekomme und mein Mal entfernt werden darf. Das macht man aber nicht sehr gerne...wer will schon eine...Sache heiraten? Das ist noch nie in Alya passiert, soweit ich weiß...aber meine Bildung ist etwas kurz gekommen, also kann ich es nicht sicher sagen..."
Ich mied absichtlich Lians Augen, die sich groß auf mich senkten und blickte die erste Adelsfamilie an, die vortrat und eine Kiste voller...Waffen öffneten. Ein Geschenk an den Kronprinzen. Die Gruppe verbeugte sich tief und ich lächelte sanft den Jungen an, der nervös seinen Prinzen anblickte. Er war ungefähr zwölf und zitterte vor Aufregung den Kronprinzen zu sehen, war er das erste mal dabei? Fast schon silbernes Haar fiel ihm in die Stirn und nun wanderten seine Augen zu mir.Ich strahlte ihn an und versuchte ihm dadurch Ruhe zu geben. Beinahe sofort wurden seine Augen glasig und er schien sich zu entspannen, beinahe automatisch. Und dennoch...er strahlte zurück, als hätte er Opium geraucht. Mein Herz schien stehen zu bleiben und ich spürte, wie mein Lächeln etwas zerfiel.
Wie auf Befehl schüttelte sich kurz der Junge und blinzelte. Dennoch grinste er mich fast schon verliebt an. Was passierte hier? Das war nicht das erste mal, dass DAS auftrat. Bei Laurent ja auch, doch das konnte doch gar nicht sein! Bildete ich mir das ein? Musste ich wohl, ohne Stimme konnte eine Sirene keinen Einfluss ausüben.Ich zuckte leicht zusammen, als Lian leise begann zu sprechen: „Du hast für deine Eltern und deinen Bruder alles gegeben...", murmelte er leise. Ich nickte bekümmert und fasste an mein Stirnband.
„Sie leben, weil ich ihnen Geld eingebracht habe...es war es Wert. Sie haben jetzt, da Leith mich gekauft hat noch weniger Sorgen und ja...ich bin froh, dass ich etwas bewirken konnte."
Er brummte kurz, in Gedanken, bevor er sich bei den Adeligen bedankte und die Nächsten vortraten.
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Die Begabten
FantasyElodie ist die berühmteste Begabtenkämpferin des Landes und badet auch in diesem Ruhm. Ihre Macht als Begabte ist selten und mächtig, als Sirene hat sie in 5 Jahren nie verloren. Ihre Stimme ist so wunderschön, dass alle Wesen der Welt ihr gehorchen...