Leith
Sie gab keinen Mucks von sich, als ich die heiße, glatte Klinge auf ihren rechten Unterarm drückte um dieses hässliche Brandmal zu entfernen, dann reichte sie mir ihren linken Arm, für ihr neues Zeichen. Hilflos sah ich meinen Cousin an. Bright zuckte mit den Schultern. So etwas wie ein Brandzeichen hatte ich nicht, wir besaßen keine Menschen in unserem Königreich.
„Ich hole Tinte, Hammer und Nadel, du kannst ihr dein Wappen eintätowieren."
Verwirrt blickte Elodie mich an
„Du bekommst kein Brandmal, sondern ein Tattoo", sagte ich.
„Ein was?", überrascht sah ich sie an, dann öffnete ich einen Ärmel und offenbarte meinen Arm. Ihre Augen wanderten stumm meinen Arm entlang, über die schwarzen Linien, die die alte Sprache unseres Landes darstellten. Stumm blickten die strahlend grünen Augen zu mir hinauf.
„Wird meins dann auch so groß?", fragte sie leise und melodisch. Ich lächelte, besser gesagt ich versuchte es. Sah wohl eher wie eine Grimasse aus. Ich war wohl keine Frohnatur wie Bright. Oder Lian, mein älterer Bruder.
„Nein, mein Wappen ist nicht so groß."
„Was ist dein Wappen?" Ich belehrte sie nicht, dass sie mich eigentlich nicht duzen sollte. Dafür bekam ich eine Gänsehaut. Ihre Stimme war so warm, stark und verlangend, dass ich all meine Kraft brauchte um ihr nicht zu verfallen. Wieso hatte sie sich kaufen lassen? Mit ihrer Macht hätte sie das ganze Land zu ihren Füßen haben können. Wobei...das hatte sie auch so schon. Berühmt und begehrt. Sie hatte eine andere Art von Macht.
„Ein Moracis.", beantwortete ich ihre Frage.
Als Antwort runzelte sie die Stirn.
„Das ist ein Singvogel bei uns in Ferhalla."
Sie nickte stumm und beinahe wünschte ich mir ihre wunderschöne Stimme zu hören, doch Bright kam wieder hereingeeilt.Sie blieb weiterhin stumm, als ich mein Wappen in ihrer Haut verewigte, der Hammer kleckerte stetig auf die Nadel, die sich wiederum immer wieder in ihre Haut versenkte. Die Sirene verzog nichtmal ihr Gesicht.
Mein Cousin plapperte fröhlich auf sie ein und sie hörte ihm gespannt zu, ohne Wut oder Hass. Das schwarze Band auf ihrer Stirn warf jedoch fragen auf, die ich nicht wagte zu stellen, also betrachtete ich stoisch den Vogel, der sich langsam auf ihrer Haut zeigte.
Das traurige jedoch war, dass ich keine Farben hatte um den Vogel eisblau und weiß leuchten zu lassen. Nun versuchte ich es mit grau und schwarz nachzuahmen.„Darf ich mal?", fragte Bright und ich sah gerade rechtzeitig auf um zu sehen, wie er seine Finger über das schwarze Lederband fahren ließ. Sie nickte stumm und er nahm es ihr flink ab.
„Warum hat dein Bruder dir das geschenkt?"
Sie schwieg kurz, widerwillig, dann seufzte sie und sagte:
„In unserem Viertel ist es üblich jemanden ein Lederband zu machen, wenn derjenige einem das Leben gerettet hat. Es ist eine Geste der größten Dankbarkeit und der höchsten Ehrerbietung. Wenn dir jemand ein Lederband schenkt ist man ein Volksheld."
Sie brachte ein leises lächeln heraus und ein Grübchen bildete sich auf ihrer linken Wange.Diese Tradition mit dem Lederband war ziemlich sonderbar, wieso gab man ein einfaches Lederband? Ich betrachtete sie noch einige Sekunden und wärmte mich kurz in ihrer Schönheit, bevor ich mich wieder dem Singvogel widmete.
Mich beachtete mein neues „Besitztum" gar nicht mehr. Sie sah mich nicht einmal mehr an, als ich mein Wappen beendete und wir den Raum verließen. Sie und Bright gingen hinunter zu den Gärten, was mir ein wenig Zeit gab mich in meinen Zimmern auszuruhen. Auch wenn es eine erzwungene Ruhe war. Die Kunst und die Gestaltung des ganzen Zimmers strotzte nur so von Alyas Sinn von Kultur. Das Kämpfen, Essen und Geld. Kein Wissen, keine Kunst. Außer natürlich die Gemälde an der Wand, die Arenakämpfe zeigten.
Ich ging mental noch einmal meinen Plan durch und hoffte, dass Elodie mitmachen würde. Ich musste ihr ein Angebot machen, dass sie nicht abschlagen konnte.Elodie
Bright war die reinste Frohnatur und redete mit mir, als würden wir uns ewig kennen, doch ich war vom Schatten umgeben, von der Trauer meine Heimat zu verlassen.
Er war dennoch fürsorglich. Er band mir sanft das Band wieder um die Stirn.
Der Garten war wunderschön. Voller bunt leuchtenden Blumen. Ich musste mich wohl auch von den Farben verabschieden. So wie es aussah gab es nicht viele von denen in Ferhalla.
„Es wird nicht so schlimm werden. Du wirst nicht mehr in einer Arena kämpfen müssen.", ich starrte ihn an. Mein Herzschlag beschleunigte sich.
„Ich kann nichts anderes! Wir wurde nur das beigebracht! Ich werde garantiert keine Hure!"
Bright starrte mich überrascht an. Seine dunkelblauen Augen geweitet vor Schock.
„Du wirst keine Hure, kleine Feuerblüte."
„Was will der Prinz dann mit mir machen?"
Brights Augen betrachteten mich betrübt. „Er wird es dir bald erzählen, ich denke auf dem Weg nach Ferhalla."Ich starrte den riesigen zweistöckigen Wagen vor uns an. So etwas hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen. Außen waren statt Räder mehrere Sitze mit Gurten versehen. Sie waren auch so gepolstert, als wären sie für Ttagelange Reisen ausgestattet.
„Die Sitze sind für die Bändiger", sagte Bright sanft, während er meine Tasche an einen anderen blassen Mann gab.
„Was? Wieso?", fragte ich misstrauisch.
„Naja für die Bändiger der Luft, damit wir fliegen können."
„WAS?!", panisch trat ich einen Schritt von diesem Monstrum an Wagen zurück und versuchte auch angestrengt meine Angst nicht zu zeigen.
Sie wollten diesen Wagen, der fast so groß wie unser Haus in Ignatia war FLIEGEN lassen?! Menschen fliegen lassen, die auf den Boden gehören?
Mithilfe von Bändigern! Besser gesagt nur betrieben mit Bändigern. Wir sollten auf Begabte vertrauen um uns fliegen zu lassen?! Menschen, die auf den Boden gehörten?!
Ich stieß mit dem Rücken gegen eine harte Brust und ich sah auf in das belustigte Gesicht des Prinzen.
„Höhenangst, Arenakämpferin?"
Ich blitzte ihn an. „Du wirst nicht zulassen, dass ich sterbe, Prinzlein.", zischte ich und ließ meine Macht durch meine Stimmbänder fließen.
„Natürlich", sagte er ernst, doch ich war mir nicht sicher, ob es meine Begabung war, oder sein Wille, das ihn das sagen ließ. Doch das war mir in diesem Moment egal. Er klang ernst genug um ihn zu vertrauen.
Also schritt ich hoch erhobenen Hauptes in diese Todesmaschine.
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Die Begabten
FantasyElodie ist die berühmteste Begabtenkämpferin des Landes und badet auch in diesem Ruhm. Ihre Macht als Begabte ist selten und mächtig, als Sirene hat sie in 5 Jahren nie verloren. Ihre Stimme ist so wunderschön, dass alle Wesen der Welt ihr gehorchen...