Die Begabten 27

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Elodie
Ich erschrak, als Bright zur Tür hineinstürmte. Ich starrte ihn an und er blickte besorgt zu mir herab. „Mach das nie wieder! Ich will dich doch nicht schlagen!" Er nahm mein Kinn sanft in seine Finger und betrachtete meine Lippe. „Schon okay, es wird heilen.", murmelte ich und nahm seine Finger von meinem Gesicht. Ich drückte seine Finger.

„Es hat funktioniert. Er frisst mir fast aus der Hand.", grinste ich, doch nicht sehr überzeugt. Ich wusste nicht, was ich nach dem heutigen Tag machen sollte. Würde Lian mir wirklich so sehr vertrauen, sodass er mir seine Pläne verraten würde? Waren sie wirklich so schrecklich, wie Leith und Bright dachten?
Bright lächelte schwach „Wundert mich nicht."
Ich betrachtete den müden Gesichtsausdruck, den Bright mir schenkte. Er war ausgelaugt. „Was ist mit dir los? Ich hab das Erdbeben gemerkt.", murmelte ich und hob meine Hand zu seiner Wange.
„Ich wurde sauer. Ich hab mich mit Leith gestritten.", hauchte er und betrachtete mich eingehend. Seine Violetten Augen funkelten kurz sauer, doch er hob einen Mundwinkel.
„Ich hab mir Sorgen um dich gemacht? Lian war gut zu dir?" Ich nickte ernst und mein Herz zog sich zusammen.

Bright musste sich ausruhen. Ich schob ihn auf eines der vielen Sofas und drückte ihn darauf.
„Du musst dich hinlegen. So viel Macht auf einmal loszulassen geht auf deinen Körper, nicht, dass du zusammenbrichst."
Er ließ mein tun über sich ergehen. Er setzte sich und lehnte sich zurück, seine weißen Haare vielen ihm schlaff in die Stirn.
Wenige Sekunden später, war er schon eingeschlafen.

Leith
Ich starrte meinen Bruder perplex an. Das ging schnell.
Hatte Elodie ein bisschen übertrieben mit ihrem Einfluss? Oder war es im generellen ihr Wesen, das alle so verrückt nach ihr werden ließen? Mein Bruder wich meinem Blick aus und starrte an die Wand neben sich. Er war nervös. Ein ungewöhnliches Bild von meinem Bruder.
„Du willst meine Sängerin? Wie soll ich das verstehen? Ich werde sie nicht verkaufen.", sagte ich. Ich konnte es mir nicht leisten sie zu verkaufen. Wir brauchten sie. Wir Begabten, waren auf ihre Spionage angewiesen.

Widerwille zog sich durch Lians Miene und seine Augen wanderten wieder zu mir.
„Auch, wenn es nicht zutiefst anwidert, ich nehme sie so, wie du sie mir geben willst. Ihretwegen. Ich werde sie mieten, tagsüber. Oder du gibst sie mir aus Herzensgüte, was ich bezweifle. Ich kann sie auch für eine Woche nehmen, und du sie die andere. Mir egal, hauptsächlich ich bekomme sie. Ich werde auf sie aufpassen. Du wirst weniger Arbeit mit ihr haben, ich werde mich kümmern. Ihr unsere Sprache beibringen, unsere Sitten. Sie wird es gut haben."

Ich war geschockt. Was hatte die Sirene mit meinem Bruder gemacht? Es war ein Tag vergangen. EIN TAG! Und er wollte sie so sehr, dass er bereit war, sich auf meine Wünsche einzulassen. Er legte die Macht in meine Hände. Er schenkte sie mir, für SIE.

Für einige Minuten betrachtete ich Lian schweigend. Er tat dasselbe. Seine Wachen ignorierte ich. Sie waren schon eine vertraute Gestalt hinter meinem Bruder.
„Warum?", hauchte ich leise.
Mein Gegenüber ließ seine Arme sinken. „Ein... weil ich es so will, wird dir nicht reichen, oder?", fragte er kalt und ich schüttelte den Kopf. Ob wir es wollten, oder nicht, wir kannten uns besser, als andere Menschen um uns herum. Auch, wenn wir uns nicht mochten. So einfache antworten würde ich ihm nicht abkaufen.

„Ihre Nähe lässt mich...Etwas fühlen.", schoss es aus Lian heraus.
Mein Herzschlag setzte aus. Ich konnte nicht anders, als meine verschränkten Arme um meine Brust fallen zu lassen. Es...fühlte sich an, als hätte Lian mir ein Messer in meine Brust gestochen.
„Das habe ich lange nicht mehr getan.", beendete er und drehte somit die Klinge. Alle Luft wich aus meinen Lungen.

Ich war überrascht, dass er sich mir gegenüber so öffnete.
Das tat er nur für SIE. Für dieses göttliche Mädchen aus Alya. Das Besitztum, MEIN Besitztum.
Ich seufzte. Das konnte ich ihm nicht abschlagen. Selbst, wenn es meinem Plan nicht dienen würde. Er wusste das genau. Er hob bitter einen Mundwinkel.
„Ich muss sie erst fragen.", sagte ich. „Wir werden beim Essen über die Einzelheiten sprechen."
Lian nickte dankbar, drehte sich um und ging wortlos. Sobald die Tür ins Schloss viel, ließ ich mich wieder auf den Stuhl sinken. Bei den Göttern, bitte lasst das nicht schief gehen.

Elodie
Während Bright auf meinem Sofa schlief, machte ich mich frisch und zog mich um. Ich flechtete meine Haare zu zwei Zöpfen und befestigte mein Lederband wieder um meine Stirn. Auch, schlüpfte ich in ein schlichtes, grünes Seidenkleid und betrachtete mich im Spiegel. Meine Unterlippe war geschwollen, aber nicht sehr. Die Naht war beinahe schon Kunstvoll gestochen worden. Laurent war wirklich ein Magier mit der Nadel.
Ein Klopfen ließ mich aufschauen „Ja?"
„Ich bin's, Leith."

Ich öffnete die Tür und betrachtete Leith, der einen Mundwinkel gehoben hatte. Überrascht von seiner guten Laune trat ich einen Schritt zurück. Normalerweise zeigte er eine sehr neutrale Miene.
„Lian will ein Arrangement mit mir treffen, er will dich haben und mit mir teilen."
Ich erstarrte. Kein Wunder, dass er so gut gelaunt war. Aber dennoch...„So schnell?"
„Du hast wohl gute Arbeit geleistet."
„Selbst wenn. Ich habe ihn nicht oft beeinflusst, und auch nicht so stark. Ich wollte nur, dass er mir glaubt und mich mag. Nicht, dass er mich will."

Leith zuckte mit den Schultern. „Anscheinend brauchtest du das auch gar nicht. Er sagt, du lässt ihn fühlen und deswegen will er dich. Entweder Tagsüber, oder jede zweite Woche...egal wie, Hauptsache er bekommt dich."
Ich starrte ihn an. Komplett baff. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es so schnell ging, dass Lian mich so sehr wollte, dass er sogar mit seinem verhassten Bruder handelte. Aber anscheinend war es so. War er misstrauisch und wollte mich im Auge behalten? Leith winkte meine Sorgen ab, sobald ich sie aussprach: „Selbst wenn, wir geben ihm Nichts um misstrauisch zu werden."
„Es reicht schon, dass ich dir gehöre!", zischte ich. Leith lächelte nur bitter und zuckte mit den Schultern.

„Das Einzige, was jetzt die Frage ist...bist du bereit zum Teil bei Lian zu leben?"
Ich zuckte mit den Schultern, nickte jedoch. Um zu zögern stand zu viel auf dem Spiel.

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