Die Begabten 41

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Elodie
Lian erstarrte unter mir, doch er schob mich nicht angewidert von sich hinunter, im Gegenteil, er zog mich näher an sich heran. „Aber die Symptome..."
„Viele Frauen reagieren unterschiedlich, wenige müssen sich übergeben, doch...das passiert.", sagte der Arzt neutral und zog einige Fläschchen aus seiner Tasche. Er schien vollkommen ernst und Konzentriert, als er mich betrachtete. „Ich schätze, ich darf dich wohl nicht richtig untersuchen?"
Ich starrte ihn an „Auf keinen Fall!", hauchte ich und auch Lian gab einen widerwilligen Laut von sich. Laurent seufzte, doch bestand nicht darauf. Er nahm einige Kräuter aus den verschiedenen Fläschchen und mischte sie zusammen.

„Me corra,...willst du hier bleiben? Oder willst du nach Hause?", murmelte der Prinz an meine Schläfe und hauchte einen Kuss auf meine verschwitzte Haut. Am liebsten würde ich im Boden versinken, doch...ich dachte an mein Sternennachtzimmer und drückte mich an Lians Brust. „Nach Hause...", hauchte ich und sofort stand Lian mit mir in den Armen auf. Ich schloss die Augen.
Auch Laurent schien aufzustehen, denn ich hörte, wie er seine Tasche schloss. „Ich werde alles vorbereiten. Einen Tee gegen die Übelkeit und die Krämpfe, er ist zwar widerlich, doch er hilft.", sagte er, während wir hinausgingen und Lian zischte, wahrscheinlich zu seinem Bruder:
„Ich nehme sie mit und sie bekommt Medikamente! Du hättest schon früher einen Arzt rufen sollen."
Schweigen, doch ich spürte eine kleine Hand auf meiner Wange und müde öffnete ich die Augen. Verra streichelte mich sanft, während sie neben Lian herging. „Ich komme dich morgen besuchen , ja?", fragte sie unsicher, doch ich nickte dankbar. Ich hatte noch nie eine Freundin gehabt und Verra war ein Geschenk des Himmels. Ich drückte kurz ihre Hand, während sie strahlte und den Gang entlang hüpfte, in Richtung ihres Zimmers.

„Sie mag dich sehr.", sagte Lian sanft und ich lächelte schwach, doch dann wurde ich traurig „Ich mache dir sehr viel Arbeit, das tut mir leid. Du hättest mich nicht holen müssen.", wimmerte ich leise.
„Ich werde dich immer holen, ich habe dich vermisst.", grinste er und mein Innerstes erwärmte sich.
„Du bereust es bestimmt, ich seh schrecklich aus." Sein Grinsen verging. „Sag das nicht, du bist...wie hast du gesagt? Die Reinkarnation reiner Perfektion? Du kannst gar nicht schrecklich aussehen. Du fühlst dich nur nicht gut."
Ich konnte nicht anders, ich strahlte zu ihm hinauf, trotz der Schmerzen und schlang meine Arme um seinen Hals. Stimmt ich hatte es vollkommen vergessen.

Ich bin die Reinkarnation reiner Perfektion!

Schnell waren wir in meinen Zimmern und ich begrüßte begeistert die glitzernden Girlanden. Lian setzte mich auf das Sofa ab und strich mir vorsichtig über den Kopf. „Ich werde dir ein Bad einlassen lassen, ich bin gleich wieder da.", er hauchte einen Kuss auf meine Stirn und verschwand für eine Minute, dann war er wieder da und setzte sich zu mir. Er zog meinen Kopf auf seinen Schenkel und er betrachtete mich besorgt. „Hast du starke Schmerzen, me corra?"
Ich seufzte, wenn ich nein sagen würde, dann würde er wissen, dass ich log. „Schon..."

Zögerlich ließ er seine Hand zu meinem Bauch wandern und legte sich auf Höhe meines Bauchnabels „Hier?" Zögerlich schüttelte ich meinen Kopf und leitete seine Hand etwas weiter nach unten, zu der krampfenden Stelle. Seine warme Hand an meinem Bauch tat unfassbar gut. Ich schloss genießend die Augen. „Ich hatte kurz Angst, dass du mich nicht sehen willst.", sagte der Prinz leise und ich zog verwirrt meine Augenbrauen zusammen.
„Wieso sollte ich dich nicht sehen wollen?" Ich öffnete meine Augen und betrachtete den unglaublich schönen Kronprinzen. Er zuckte zögerlich mit den Schultern. „Mein Bruder hat gesagt, dass du krank bist, aber das konnte ich nicht glauben, du warst am Freitag noch ganz fit." Ich schnaubte belustigt.
„Dann dachte ich, dass mein Bruder unsere Abmachung brechen will."
Ich runzelte die Stirn „Wieso sollte er das tun?" Lians freie Hand wanderte zu meinen Haaren und er vergrub seine Finger in die rotbraunen Locken. „Weil er mich quälen will?" Ich brummte wage, ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Naja, war wohl nicht so.", murmelte ich dann und lächelte schwach.
„Meine Arme.", hauchte Lian und streichelte meinen Kopf. „Man hat dich dann einfach allein gelassen?"
„Verra war die ganze Zeit bei mir. Frauen müssen zusammenhalten.", schmunzelte ich.
Eine weitere Schmerzwelle durchzuckte meinen Unterleib und ich gab ein leises Wimmern von mir. Lians Hand blieb auf der Stelle und er betrachtete mich etwas hilflos. Er wollte mir helfen, wusste aber nicht wie. Er stoppte nicht mein Haar zu streicheln und ich versuchte tief durchzuatmen.
Den Göttern sei Dank kam in diesem Moment Laurent mit einem riesigen Krug eingetreten. Ich versuchte mich aufzusetzen, doch schaffte es nicht, ohne Lians Hilfe.

Schweigend reichte der Arzt mir das dampfende Getränk und der Geruch davon ließ mich schon würgen. „Runter damit!", sagte er streng. Ich nahm einen Schluck und der schrecklich faulige Geschmack ließ mich zusammenzucken. „Nicht absetzen." Lian hob den Kelchboden an und ich hatte keine Wahl den schlimmsten Tee der Welt zu trinken. Ich schüttelte mich nach dem letzten Schluck und würgte erneut.
Ich fluchte auf meiner Sprache und belustigt sahen die beiden Männer mich an. „Also diese Wörter kannte ich nicht.", sagte der Arzt, der Kronprinz zuckte auch mit den Schultern.
„Vielleicht besser so.", murrte ich und blitzte den Arzt an. Er lachte. „Kleines Biest."

Ein leises Klopfen ließ uns aufschauen. Eine kleine rundliche Frau blickte uns entgegen "Das Bad für die Sängerin ist eingelassen." Lian bedankte sich leise und ich erhob mich wackelig.

Das Bad tat gut. Es wusch den Schweiß des letzten Tages weg und ließ meine verkrampften Muskeln entspannen.
Nach einer Weile begann auch der Tee zu wirken und ich fühlte mich beinahe wiederhergestellt, sodass ich fließend aufstehen und mich ohne Probleme anziehen konnte.

Die beiden Männer warteten gespannt auf mich und ich trat mit nassen Haaren in das Wohnzimmer. Ich lächelte schwach und Laurent lächelte zurück „Sieht aus, als würde der Tee helfen. Morgen darfst du drei davon trinken, dass du fit für den Ball bist. Das wird ein Spaß!"

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