Leith
Ich beobachtete mein Bruder mit dem schönsten Wesen der Welt in eine Kutsche steigen. Sie funkelte wie ein Stern. Er hatte ihr Schmuck gekauft. Faszinierend auf der einen Seite, auf der anderen hat mich kein anderer Anblick so zornig werden lassen. Wieso hatte ich mich darauf eingelassen?! Ich konnte nicht einmal Kontakt zu ihr aufnehmen, ohne, dass seine kleinen Helfer, die überall ihm Schloss verteilt waren es mitbekommen würden. Verdammte Scheiße!Bright stand neben mir und schien genauso zu kochen.
„Du bist ein Idiot.", sagte mein Cousin und ich nickte nur. Das war mir bewusst. Doch es war getan.Elodie
Neugierig starrte ich aus dem Fenster der Kutsche und betrachtete die verschneiten Wege aus dem Schlosshof hinaus. Verra saß Lian und mir gegenüber und der Kronprinz machte eine Kunst daraus mich immer irgendwie festzuhalten. Nun hielt er meine Finger in seinen zwischen den Falten meines Mantels, aber erst, nachdem er „Okay?", gefragt hatte. Davor war seine Hand auf meiner Schulter gewesen, oder meinem Rücken.
Verra fiel es natürlich auf, schwieg jedoch. Ich wusste nicht, was in Lian abging, doch ich beschwerte mich nicht. Es tat gut so sanft berührt zu werden. Sein Daumen streichelte sanft meine Handfläche und ich konnte nicht anders, als seine Hand zu drücken. Ich war ganz aufgeregt.Aus dem Fenster hinaus, erblickte ich nun Kinder, die im Schnee spielten. Sie rutschten auf Brettern kleine Hügel hinab und bauten Figuren aus Schnee. „Du hast wohl noch nie Schneefiguren gemacht.", schloss Lian aus meinem Blick. Ich schüttelte den Kopf. Das weiße Pulver, das hier überall verteilt war, wie Zucker auf einem Keks, war mir vollkommen fremd. Ich wusste nur es war sehr kalt und wenn es wärmer wurde, wurde es zu Wasser. „Dann müssen wir das wohl heute Abend machen.", hauchte er und ich lächelte. Schneefiguren, wie die Kinder zu bauen, schien mir albern mit einem erwachsenen Kronprinzen, doch warum sollte ich dieses Angebot abschlagen? Es sah nach einer Menge Spaß aus.
Wir schlängelten uns einen Weg zur Stadt hinab und stiegen direkt am Rand eines Marktes aus. Die Wachen direkt hinter uns.
Ich betrachtete voller staunen das rege Treiben und auch das verstummen der Menschen, die direkt neben uns standen. Ein Raunen ging durch die Menge und ich sah, wie die neugierigen Blicke auf mir kleben blieben. Ich blickte unsicher zu Lian hoch, der nickte aufmunternd und Verra hakte sich bei mir ein. „Los! Ich brauch dich heute! Ich habe keinen Übersetzer mitgenommen."
Ich lächelte schwach „Ich kann doch kein Ferhalla."
„Oh verdammt! Das hatte ich ganz vergessen! Gut das Lian dabei ist!" Sie lachte auf und zog mich mit.Sobald wir am ersten stand hielten, war ich umgeben von wimmelnden Menschen und wir konnten es nicht vermeiden die volle Aufmerksamkeit der Menge zu bekommen. Ich liebte es zwar, doch die Worte nicht verstehen zu können war ziemlich frustrierend.
„Hallo!", sagte Verra und Lian übersetzte von Gebärdensprache in Ferhalla, dass auch der Verkäufer eines Stoffstandes folgen konnte."„Da der Kronprinz ja bald Geburtstag hat.", mein Blick schoss zu Lian, der unbeholfen grinste. „Und der Ball vor der Tür steht, brauche ich ein Wahnsinns Kleid! Ich dachte an Blau..."
Sofort war der Mann hin und weg und riss förmlich mehrere Stoffbahnen aus seinen Regalen. Während der blasse Verkäufer auf Verra und Lian einplapperte blickte ich mich um und betrachtete die verschiedenen Farben und Stickmuster. Eines stach besonders heraus. Ein fliederfarbener Stoff, wie Lians Augen, zart und glänzend. Mit Stickereien einer Pflanze, die ich nicht kannte. Sie sah so ähnlich aus, wie die Ranken auf meinem Stirnband. Die Ranken meines Elternhauses. Ich wagte es nicht den feinen Stoff anzufassen. Ich würde es wahrscheinlich zerreißen.Ein Arm schlang sich um meine Mitte und Lians große, warme Hand legte sich auf meinen Bauch. „Siehst du irgendwas, was dir gefällt?", murmelte er leise und ich schnaubte. „Ich habe kein Geld, um hier irgendwas zu kaufen."
„Du hast ein Talent Fragen zu beantworten, die nicht gestellt wurden.", lachte der Kronprinz in mein Ohr.
„Okay?", fragte er dann und ich nickte. Er zog mich an seine Brust und mein Herz stoppte, bevor es raste, wie ein Hase auf der Flucht. Er fragte erneut „Siehst du irgendwas, was dir gefällt?"
Grinsend deutete ich auf den fliedernen Stoff. „Das da! Werde ich auf deinem Geburtstag eingeladen sein? Dann brauche ich wohl auch ein Kleid!"„Natürlich wirst du eingeladen sein." sagte Lian in meinen Nacken und ich schauderte „Du wirst mit mir tanzen und trinken."
Ich lachte auf „Ich kann nicht tanzen."
„Eine Sängerin, die nicht tanzen kann? Unmöglich!"
Schwungvoll drehte ich mich um und blickte zu Lian hinauf. Er betrachtete mich genau, bei jeder Bewegung. „Nicht die Tänze, die hier für angemessen erachtet werden, kleiner Prinz."Wir wanderten kurze Zeit später weiter die Straßen entlang und nun schwärmten die Menschen um uns herum. Wie Motten, die dem Licht folgten. Stimmen flogen um mich herum und ich konnte nur wenig Wörter verstehen. Das meiste machte für mich keinen Sinn. „Schönheit!" „Komisch" und „Hässlich", dröhnten an meine Ohren. Lian ignorierte sie alle. Ungläubig starrte ich die verschiedenen Stände an. Ich hatte noch nie so viel dampfende Getränke gesehen.
Lian drückte mir ein Glas in die Hand, voller kochender Flüssigkeit.
„Heiße Schokolade.", antwortete er auf meinem fragenden Blick und ich nickte verstehend.
Ein Mann schwankte neben uns an den Stand und murrte etwas in sich hinein. Er stank nach Alkohol und schnell wich ich zurück. Männer, die zu tief ins Glas geschaut hatten waren gefährlich. Ihre Hände zu groß und zu...frei in ihrem tun.
Der Mann blickte auf, als ich auswich und er starrte mich mit glasigen Augen an. Sie hatten die Farbe von dreckigem Gold.
Schnell blickte ich zu Lian und wandte mich ab. Der Kronprinz hatte die Aufmerksamkeit auf seiner Cousine haften, um ihr Geplapper auch Ton zu verleihen.Plötzlicher Schmerz ließ mich aufschreien, man riss an meinen Haaren und eine laute Stimme brüllte hinter mir irgendwelche Wörter, die ich nicht verstand. Ich war schneller am Boden als ich schauen konnte und man schleifte mich darüber, wie ein Sack Mehl. Er zerrte an mir, wie an einem Stück Vieh und quälender Schmerz an meinem Hinterkopf ließ meine Sicht verschwimmen.
Tränen des Schmerzes rannen meine Wangen hinab, als ich instinktiv Lians Namen rief. Ein erneuter Ruck ließ mich über den Boden gleiten und ich konnte durch meine Tränenschleier erkennen, wie die Adeligen, mit ihren Wachen herumwirbelten.
Lian war schneller, als alle anderen und der Schmerz ließ auf einmal nach. Ich wirbelte herum und betrachtete eine unglaubliche Szene.Der Prinz hatte den betrunkenen Kerl an der Kehle gepackt und hielt ihn einen halben Meter über dem Boden. Er zischte auf Ferhalla, während die Lippen des Mannes leicht blau anliefen. Cas tauchte neben mir auf, wagte aber nicht mich zu berühren.
Er nahm etwas kleines aus seinem Ohr und lauschte den Worten.
„Wie kannst du es wagen, ein Mädchen in königlicher Gesellschaft anzugreifen, du dreckiger Wichser.", sagte Cas mich leichtem Akzent. Er übersetzte für mich, während kleine Hände meine Wangen ergriffen und mir die Tränen von der Haut wischten. Verra.„Ein Engel.", hauchte Cas, als der betrunkene Mann fiebte „Ein Engel ist für alle, nicht für das Königshaus! So schönes Haar, so schöne Haut, muss mir gehören!"
Mir wurde schlecht und weitere Tränen kullerten aus meinen Augen.
„Lian.", hauchte ich leise, während Verras Finger gekonnt meinen Kopf abtasteten.
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Die Begabten
FantasyElodie ist die berühmteste Begabtenkämpferin des Landes und badet auch in diesem Ruhm. Ihre Macht als Begabte ist selten und mächtig, als Sirene hat sie in 5 Jahren nie verloren. Ihre Stimme ist so wunderschön, dass alle Wesen der Welt ihr gehorchen...