Die Begabten 58

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Elodie
Plötzlich sollte ich mich an den Tisch setzen, neben Lian, und mit essen. Der Lord protestierte lautstark, sein Sohn musste schnell eingreifen, dass er nichts sagte, was er bereuen würde. Ich wusste nicht so ganz was ich mit all dem anfangen sollte.

Ich starrte auf eine kupferne Vase am Kopfende des Tisches und musste an Gale denken...seine Augen...
Gale...bei dem ganzen hin und her hatte ich gar keinen Gedanken mehr an ihn gehabt.
Was hätte er zu Allem gesagt? Dass ich Prinzessin werden würde? Hätte er wie immer gelacht? Meine Fantasie gelobt?
Er war ein Mann der immer gelacht hatte, er hatte nie etwas ernst genommen.
Hätte er es gemacht wäre er glaube ich...nicht Er gewesen. Er hätte sonst alles an seinem Leben gehasst. Sein Schalk war sein persönliches Schild gewesen.

Für eine kurze Zeit hatte es mich auch beschützt...

Eine warme Hand legte sich auf meine Wange und verlangte Aufmerksamkeit. Mein Blick wanderte zu Lian.
„Me corra?", fragte er leise, besorgt. Er hatte meinen Augen gefolgt und musterte die Vase.
„Kennst du einen Witz?", fragte ich leise, etwas abwesend.
„Witz?", fragte er irritiert. „Tut mir leid, me corra, aber das Wort kenne ich nicht."
„Oh...", murmelte ich. Ich war es gar nicht gewohnt dass Lian manche Wörter nicht kannte.
Dann realisierte ich, dass er generell...mit mir nicht in seiner Muttersprache sprach.

„Eine kurze lustige...Geschichte.", erklärte ich knapp und runzelte die Stirn. Hatte ich das richtig erklärt? Verstand er was ich meinte.
„Ich soll dich zum Lachen bringen? Das geht auch ohne Geschichte.", grinste mein...VERLOBTER.
Warme Finger wanderten meinen Rücken hinauf. Fragend blickte ich ihn an und zuckte heftig zusammen, sobald er an meinen Nacken ankam.
Ich gab einen protestierenden Laut von mir. Er hörte nicht und begann mich zu kitzeln. Ich konnte nicht anders und ein ersticktes Lachen kam aus meiner Kehle.
Ich hörte, wie die Gesellschaft verstummte, doch ich war damit beschäftigt Lians Hand abzuwehren.
„Hör auf!", kicherte ich leise und schlug nach meiner Seele, die selbst leise lachte. Schnell wich er aus und packte meine Hände. Ich lachte erneut und spürte, wie mein Träger verrutschte. Cas sog scharf Luft zwischen seinen Zähnen ein und ich erstarrte. Mein Träger, der einen dunklen Fleck am Schlüsselbein verdeckt hatte.

Ich versuchte unauffällig mich umzuwenden und ihn zu richten, hielt jedoch inne, als ich den Blick des Königs erhaschte. Er starrte meine Haut an und der Lord neben ihm zischte leise:
„Hure!"
Ich legte den Kopf schief und konnte nicht anders als ihn anzustrahlen. Die Augen beider Männer wurden glasig. Und diesmal spürte ich, wie meine Macht durch mich strömte. Machte es mir Angst? Wahnsinnig, doch ich genoss es auch sie in mir zu spüren. Viel zu lange hatte ich sie schlafen lassen. Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich sie das letzte mal in mir fließen gespürt hatte. Dennoch Lian zischte und Leith war halb aufgestanden bei den Worten des Lords. Ich hob meine Hand und blickte kurz zu Leith. Ich hatte alles unter Kontrolle, zum ersten mal sah ich in den hellen Augen ein Gefühl aufblitzen. Wut. Wut gegenüber des Lords...hoffte ich. Dann sah ich zu Lian und er legte neugierig den Kopf schief.

„Um eine Hure zu sein, müsste ich ein freier Mensch sein. Das bin ich aber nicht.", sagte ich leise.
„Und wenn ich ein Mensch werde, bin ich verheiratet. Eine verheiratete Hure gibt es nich."
Ich wandte mich ab, die glasigen Augen und beinahe verliebten Blicke der Männer ignorierend und grinste zu Lian hinauf.
„Schon eine Königin.", murmelte er, als er seine Lippen in mein Haar drückte. Ich lachte atemlos auf. Ich war vieles.
Sirene.
Arenakämpferin.
Geliebte.
Spionin.
Verlobte.
Aber eine Königin schien mir doch recht weit daher geholt.
„So, Elodie!", begann die richtige Königin und meine Augen wanderten misstrauisch zu der Mutter meines...Verlobten. Lian legte fast beiläufig eine Hand in meinen Nacken.
„Wie bist du aufgewachsen? Ich werde deine Mutter...und weiss gar nichts von dir."
Ich konnte nicht anders als unter den warmen Fingern me anims zu erstarren. Meine Augen wanderten zu Leith. Das klare Gefühl seiner Augen hatte mich nicht verlassen. Er hatte alles Recht sauer zu sein, zornig. Ich hatte keine Information für ihn erfahren. Ich hatte nur genommen. Nun würde ich seine Schwägerin werden. Einfach so.
Doch er zeigte nichts in seinem makellosen Gesicht. Er neigte nur seinen Kopf. Ich durfte frei sprechen.

„Ich bin sehr arm aufgewachsen, Majestät. Meine Mutter war Lungenkrank, mein Vater arbeitete im Feld und ruinierte seine Knochen. Mein Bruder begann gerade in den Mienen zu arbeiten. Das Geld reichte nicht. Ich war zu jung um einen Beruf auszuüben der Geld brachte. Also tat ich das einzige was ich konnte. Ich verkaufte mich selbst mit 13 und war Sängerin in einem Etablissement für Feierlichkeiten." Ich begleitete meine Rede mit Gebärden und Verra folgte der Geschichte ebenfalls.
Sie zwinkerte, trotz ihres betroffenen Gesichtsausdrucks.
Ich blickte der Königin in die Augen.
„Monatlich habe ich Geld an meine Familie abgegeben und ihnen somit ärztliche Unterstützung geben können. Es war wenig, doch genug. Bis Leith mich gekauft hat. Er hat meine Familie für ihr ganzes Leben versorgt...und das Leben meiner zukünftigen Nichten und Neffen."
Ich lächelte schwach „Meine Eltern waren bis heute verärgert, dass ich mich verkauft habe. Mein Bruder war dankbar."
Meine Finger wanderten zu meinem Stirnband. „Er meinte ich hatte ihr Leben gerettet...", murmelte ich.

Die Königin starrte mich an. Ich starrte zurück. „Das...klingt...", der Königin versagte die Stimme. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Ich bin stolz darauf ein Besitztum zu sein."
Ich spürte wie Lian begann mit meinen Haaren zu spielen und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Doch er blickte nicht zu mir, er blicktet zu seinem Bruder, der uns anstarrte, besser gesagt die Hand die in meinen Locken vergraben war. Lian grinste breit, als hätte er etwas gewonnen, doch ich verstand nicht recht. Freute sich Lian, wenn Leith sich aufregte? Wollte er ihn eifersüchtig machen? Wusste er nicht, dass dies vergebene Liebesmüh war?
Ich zwickte me anim kurz ins Bein und er zuckte leicht zusammen. Verständnislos blickte ich zu ihm hinauf. Er lächelte sanft. „Du gehörst ihm, aber du bist Meines.", murmelte er und ich legte den Kopf schief „Ja...und?"
Lian seufzte „Ich bin Besitzergreifend.", murmelte er.
„Ich bezweifle, dass das bei Leith nötig ist." Lian lachte nur als Antwort und nahm mein Gesicht in die Hände um mir einen Kuss auf die Lippen zu drücken.
Seinen warmen Lippen ließen mein Blut in Flammen aufgehen. Doch er löste sich schnell. Es war ein unschuldiger Kuss, doch als er sich löste spürte ich alle Augenpaare auf uns und der Boden vibrierte.
Meine Augen schossen sofort zu Bright, doch er mied meinen Blick. Er starrte stur auf den Boden, als wolle er ihm Befehlen seine Geheimnisse nicht zu offenbaren.

Die BegabtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt