Die Begabten 45

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Elodie
Geburtstagsgeschenke waren auch eine Seltenheit in unserem Viertel, dass Jeb mir das Band geschenkt hatte war eine Überraschung gewesen, wenn auch nicht für meinen Geburtstag. Der wäre in...zwei Wochen.
Lian packte sein Päckchen aus und offenbarte...ein fliedernes Tuch. „Dachte, dass du vielleicht passend zu deiner Begleitung gehen willst.", kommentierte der Arzt, als er mit seinen Utensilien wieder auf uns zutrat. Erstaunt hob ich die Brauen. Es war der gleiche Stoff, wie mein Kleid. Ein Einstecktuch?
Lian lachte leise „Danke."
Laurent deutete eine Verbeugung an und nahm mein Kinn wieder zwischen seine Finger.
„Wann hast du Geburtstag?", fragte ich ihn.
„Im Frühling.", grinste er.
„Früü-Ling?", fragte ich verwirrt. Was sollte das denn sein? Ein Fest?
„Ja, kleine Sängerin. Im Frühling.", grinste er nun und ich legte den Kopf schief. Fragend sah ich zu Lian.
„Du kennst keinen Frühling?", fragte er nun etwas geschockt und entnervt rollte ich mit den Augen. „Das ist die Jahreszeit, wenn der Schnee für ein Paar Wochen schmilzt und die Temperaturen nicht so eisig sind." Ich nickte, konnte mir darunter aber nicht sehr viel vorstellen. In Alya war es immer heiß und trocken. Ich kannte nichtmal Regen. Das einzige Wasser, das wir hatten kam nicht aus den Wolken, sondern aus den Bergen.

„Wann hast du Geburtstag?", fragte mein Kronprinz und ich lächelte „In zwei Wochen. Es müsste auf den Freitag fallen. Die Männer vor mir starrten mich an. „So bald? Da kann man aber kein großes Fest planen."
„Fest?", fragte ich. Ich hatte nie ein Fest zu meinem Geburtstag gehabt. War das hier eine Tradition? Feste waren für Adel oder Heiligentage gedacht, aber nicht für den Geburtstag eines Mädchens.
„Ja! Du brauchst ein Geburtstagsfest!", sagte Laurent bestimmt und ich schüttelte den Kopf „Wofür? Wen sollte ich denn einladen?"
„Uns? Verra ist bestimmt auch Feuer und Flamme und...wir könnten...Bright und Leith einladen"

Nun war ich wirklich baff. Kam das gerade aus Lians Mund? Dieser Vorschlag...seinen verhassten Bruder einzuladen für...mich?
Ich grinste. „Ich hatte noch nie ein Geburtstagsfest."
„Nein?", nun war Laurent geschockt.
„Wir waren arm, und Feiern war etwas das nicht für...uns bestimmt war.", sagte ich leise. Ich fande den Schock der beiden Männer etwas unangenehm.
„Was ist mit Geburtstagsgeschenken?"
Ich schüttelte den Kopf und die beiden starrten mich an, dann wechselten sie einen bedeutungsschwangeren Blick.
„Hört auf so mitleidig zu schauen, mach mir die Fäden raus.", zickte ich. Es war beinahe eine Qual die hellen Augenpaare so auf mir haften zu sehen. Egal was war...

Ich bin die Reinkarnation reiner Perfektion.

Laurent verstand sofort und machte sich stumm an die Arbeit. Es war unangenehm, doch Lian lenkte mich ab, indem er meine Hand in seine nahm und seine Lippen auf meine Handfläche drückte.
Grinsend beendete Laurent sein Werk und musterte zufrieden das Ergebnis. „Es wird keine Narben geben, wenn es so weiter heilt. Ich lächelte zufrieden und kurz sah ich, dass die Augen des Arztes glasig wurden. Mein Herz blieb stehen. Ich hatte doch gar nichts gesagt, wieso war er beeinflusst?
Laurent schüttelte sich kurz und verwirrt legte ich den Kopf schräg. Er blickte entschuldigend zu Lian, doch dieser achtete gar nicht auf ihn, er blickte auf meine Hand die er hielt. „Du hast echt eine Ausstrahlung, kleine Sängerin.", murmelte er und nun schnellte der Kopf den Prinzen in die Höhe. „Danke, deswegen war ich so beliebt, als Sängerin.", grinste ich und versuchte meinen panischen Herzschlag zu beruhigen. Der Arzt lachte leise, nervös. Seine Augen wahren wachsam auf den Kronprinzen geheftet.

Ich lehnte meinen Kopf an Lians Schulter und spürte die Muskeln, die ungewöhnlich angespannt waren, sich jedoch bei meiner Geste entspannten. War er eifersüchtig? Das schien süß und beunruhigend zugleich.

Ein lautes Donnern an der Tür ließ uns aufschauen und Verra schritt strahlend in die Zimmer.
„Ich wusste das Geburtstagskind ist hier!", gebar sie und warf sich auf Lian. Sie drückte ihm ein Küsschen auf die Wange und er lachte leise. Ich wich schlagenden Gliedmaßen aus und schaute grinsend dabei zu, wie ein Geschenk in die Arme des Prinzen geschoben wurde.

Er packte einen neuen Dolch aus, der verziert war mit einzelnen Rankengravierungen. Ich lächelte wehmütig und griff an mein Stirnband, welches ich mir vor dem Verlassen des Schlafzimmers schnell umgebunden hatte. Die Ranken, die um mein altes Haus wuchsen und niemals mehr weggehen würden.
Verras Augen trafen auf mich und sie zwinkerte. Hatte sie das mit Absicht gewählt? Ich lachte leise.

Sie blickte mich musternd an „Es geht dir besser."
Ich nickte „Der ekelhafte Tee hat geholfen." Sie gab ein Grunzen von sich, der wohl Zustimmung zeigen sollte. Sie kannte wohl diesen Tee. Verra ließ von ihrem Cousin ab und hüpfte zu mir, um ihre Arme um mich zu schlingen. Wir waren uns in der Zeit, in der ich so...krank war sehr nahe gekommen. Sie war für mich da gewesen wie nie jemand. Man hatte mich immer gemieden in der Heimat. Verra ist sofort eingeschritten.
Sie lehnte ihren Kopf an meine Schultern und ich lehnte meinen an ihren. Ihre Haare dufteten herrlich nach Lavendel.
Die beiden Männer betrachteten uns verwundert, doch sagten nichts. „Hast du gegessen?", fragte sie vorsichtig. Ich schüttelte den Kopf. „Bin grad erst aufgestanden."
Laurent schnaubte und Lian zischte warnend. „Gut! Hab was mitgebracht für euch!" Sie winkte und eine ganze Parade an Dienern kam wieder in meine Zimmer. Sofort winkte ich dem Wein zu und grinsend reichte mir der Diener das erste Glas. Er wusste, ich liebte den Wein.

Lian beobachtete mich eingehend während ich den Wein trank. Er reichte mir stumm einen Teller der von Essen beinahe überquoll. Fragend legte ich den Kopf schief. „Du hast gestern Nichts gegessen und ich bezweifle, dass du am Tag davor gegessen hast. Du hast wieder abgenommen."
Ich starrte ihn perplex an, doch ich fand es irgendwie süß. Ich nahm mir eine Gabel und begann zu essen. Ich betete, dass ich es nachher nicht wieder erbrechen musste.

Nach einer Weile scheuchte Verra die Männer hinaus. Der Ball würde bald beginnen und anscheinend brauchten wir Stunden um uns fertig zu machen. Aber anscheinend verbrachte sie lieber die Zeit, um mit mir zu trinken, nachdem Lian uns beiden einen Kuss auf die Stirn aufgedrückt hatte.

Die BegabtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt