Die Begabten 31

14 3 0
                                    

Elodie
Verra hatte ganz ruhig reagiert, als sie einen Blick auf mein Geschenk erhaschte. Sie blickte nur skeptisch zu mir hinauf. „Ist er verrückt geworden!?", fragte ich dann aufgebracht. Ich hatte so etwas noch nie von Nahem betrachten können. Ich war eine Ratte aus der Gosse. Ein Besitztum das Geld brachte aber nicht besaß. Die Kleider waren schon viel, doch dieser Schmuck. Ich wagte es nicht es anzufassen. Ich ließ das Kästchen zuschnappen und stellte es so weit weg von mir, wie möglich. Meine schmutzigen Hände würden dieses Halsband sofort zerstören.

Verra nahm das Kästchen sofort an sich und betrachtete das Halsband erneut. „Ja, aber das ist gut. Ich hab ihn noch nie so gesehen. Er scheint Spass zu haben, das hatte er viel zu selten...vor allem nach dem Unfall." Ich schwieg, was hätte ich da groß zu sagen sollen?
Sie entnahm das Schmuckstück und stand auf. „Heb deine Haare an!"
Ich schüttelte den Kopf, doch sie schritt zielsicher auf mich zu und machte eine herrische Handbewegung. Seufzend gehorchte ich und hob meine Locken an, damit sie das Halsband um meinen Hals schlingen konnte.

Es war eng und schwer an meiner Haut, jedoch ungewöhnlich warm.
Ich beobachtete Verra, wie sie um mich herum ging und grinste. „Du hast es verdient, es sieht schön aus!"
Ich brachte ein schwaches Lächeln heraus, doch ich atmete schwer. Ich wollte gar nicht wissen, wie viel Gold um meinem Hals hing.

Wir aßen und Verra verschob das Thema auf andere Dinge, während ich meinen Schock über das Geschenk überwand. Sie Sprach über die Stadt, den Markt, die Bewohner. Ich würde anscheinend eine Attraktion werden. Es gab nicht viele Menschen mit solchen Teint und Haarfarbe in Ferhalla. Ich war exotisch.

Lian holte uns ab und Verra rauschte vor um ihre Sachen und auch Wachen aufzusammeln.
Ich betrachtete Lian, während er ihr hinterher blickte und sich dann mir zuwandte. Er betrachtete mich. „Magst du es?", fragte er dann zögerlich und ich legte den Kopf schief. „Ich hatte noch nie so etwas wertvolles an. Das bin ich nicht Wert."
Lian verzog seine Lippen zu einem Lächeln „Erstens, hast du meine Frage nicht beantwortet und zweitens, bist du es Wert, egal, was für ein Preis du für deine Besitzer kostest."

Ich schnaubte.
„Ich hab noch nicht in den Spiegel gesehen.", murmelte ich dann. Sofort schob Lian mich in mein Ankleidezimmer und vor dem Spiegel. Ich wollte das breite, verzierte Band gar nicht sehen, aber sobald ich einen Blick erhascht hatte, starrte ich in Sterne. Es funkelte an meinem Hals, als wäre ich persönlich ein strahlender Stern. In Kombination mit dem Kleid, sah ich aus wie eine Prinzessin.
„Also...", murmelte Lian hinter mir, seine Hände auf meinen Schultern. Er blickte mit mir in den Spiegel und ich betrachtete uns zusammen. Ein ungewöhnlicher Anblick. „Gefällt es dir?" „Wunderschön", sagte ich zögerlich auf Ferhalla und er grinste. „Sehr gut, du lernst schnell."

Seine Hände wanderten meine Schultern hinab, auf meine Taille. „Ist das okay?" Irgendwie bitter hob ich meine Mundwinkel.
„Ich gehöre dir...also ist das deine Entscheidung, was okay ist oder nicht."
Der Kronprinz erstarrte und nahm sofort die Hände von mir. „Elodie!"
Mit schrägem Kopf blickte ich über meine Schulter, hinauf zu Lian. „Das...sag das NIE WIEDER!"
Er wurde laut und nun trat ich einen Schritt zurück. „Du bist...du kannst doch nicht...du musst nicht...Du kannst immer nein sagen, verstanden? Und wenn irgendjemand,...wenn mein Bruder es wagt auch nur einen Finger auf dich zu legen..."
Ich betrachtete ihn, er war wirklich aufgewühlt. Er schien geschockt zu sein, er kannte es nicht. Besitztümer waren aus einem Grund in Ferhalla verboten. „Dann?", fragte ich leise, zögerlich.
„Dann sagst du es mir und ich bringe ihn um."

Ich starrte ihn an. Diesmal war ich geschockt, denn ich glaubte ihm jedes einzelne Wort. Ich schwieg eine Weile. Irgendwie war das rührend und beunruhigend zugleich und Adrenalin schoss durch meine Adern. Es erinnerte mich an mein Hochgefühl in der Arena. Ich wusste ich gewann, aber sicher sein konnte man sich nie. Ein Rausch an Wagnis.
Ich trat wieder an Lian heran „Okay."
„Okay was?", fragte er nun leise. Seine Augen lösten einen elektrischen Sturm in mir aus. Ich wusste es war irgendwie falsch, aber was hatte ich zu verlieren?
„Es ist okay." Und das war es wirklich. Dumm von mir, aber ich konnte es kontrollieren. Dachte ich zumindest
Ich bin die Reinkarnation reiner Perfektion.

Lian blickte skeptisch drein, doch er streckte seine Hände nach mir aus und legte sie vorsichtig an meine Taille. Er beobachtete mein Gesicht. Las jede Regung, doch da ich vollkommen entspannt schien zog er mich an sich.
Ich zögerte nun, als ich meine Arme heben wollte. Ich sollte ihm die gleiche Möglichkeit geben, wie er mir. Das wäre nur fair.
Mein Herz pochte so stark, dass es mich wundern würde, wenn er es nicht spürte.
„Okay?", murmelte ich und er legte belustigt den Kopf schräg „Okay"
Sofort hob ich meine Arme an und schlang sie um seinen Nacken, dafür musste ich auf die Zehenspitzen, doch das machte mir überraschenderweise gar nichts aus. Ich legte meine Wange an seine Brust und hörte seinem Herzschlag zu. Es war beschleunigt, doch stetig und stark.

Sein Kinn platzierte er auf meinem Scheitel und es hatte etwas beschützendes an sich. Gale war nicht so groß und kräftig gewesen. Es schien beruhigend. Auch, wenn Lian ein gefährlicher Mann sein sollte, er schien nicht gefährlich für mich zu sein. Aber er wusste auch nicht, was ich war, und immer sein werde. Eine Sirene, wie sein verhasster Bruder.

Plötzlich hob der Kronprinz mich hoch und ich ließ einen überraschten schrei von mir. „Hey! Lass mich runter!", rief ich, musste aber lachen, als er mich ein wenig schüttelte.

„Wir müssen los! Wo ist dein Mantel?"
Erneut legte ich den Kopf schräg „Mantel? Was ist das?"
Lians Augen wurden groß „Es gibt keine Mäntel in Alya?"
Verwirrt betrachtete ich ihn „Ich wusste nichtmal, was Schnee ist, bevor ich her kam.", sagte ich bitter und Lian begann zu lachen. Er schüttelte mich erneut, bevor er mich hinunterließ. Ich runzelte die Stirn. Er lachte mich aus! Ich verschränkte meine Arme vor der Brust.
Nach eine gefühlten Ewigkeit, begann er „Hier."
Er griff in meine Kleider hinein und zog einen dicken Stoff heraus. „Das ist ein Mantel."

Die BegabtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt