Elodie
Ich musste all meine Willenskraft aufwenden um meine Stimme nicht brechen zu lassen. Lian Whithewell war eines der schönsten Wesen, die ich jemals gesehen hatte. Wie sein Bruder hatte er weißes Haar und eine farblose Haut, wie Milch. Doch im Gegensatz zu Leith war er nicht schlank und muskulös...er war gebaut wie ein Bär, mit breiten Schultern und einer ebenso breiten Brust. Und seine AUGEN...Ich hatte noch nie so eine Farbe gesehen...sie waren flieder, wie die Wolken kurz vor Tagesanbruch. Die Narbe, die an seiner Stirn begann, über sein linkes Auge verlief und an seinem Mundwinkel endete, tat ihm nichts schlechtes. Man sah gar nicht dass dieses Auge erblindet war.Ich betrachtete mein zukünftiges Opfer unverholen, während ich von unsterblicher Liebe sang. Meine Macht nutze ich noch nicht...da würde die Gefahr, dass andere sich verliebten zu groß werden.
Leith betrachtete die Szene mit einem eiskalten Gesichtsausdruck. Ich wusste nicht ob er zufrieden mit der Situation war, eigentlich war sie perfekt. Lian konnte die Augen nicht von mir nehmen, selbst als ich das Lied beendete und mich verbeugte. Die Zuschauer applaudierten laut und kräftig und ich war im Rausch. Ein paar Jubelrufe mischten sich hinein und ließ mich strahlen. Die Königin kam mit Tränen auf mich zugeeilt und lächelte süß. „Das war WUNDERSCHÖN! Sing weiter, bitte, Elodie.", unsicher Blickte ich zu Leith, der unauffällig nickte.
Ich pflasterte mir ein Lächeln auf das Gesicht „Natürlich, eure Majestät."Leith
Elodie sang noch fünf weitere Lieder bis Bright sie rettete und ihr einen heißen Wein in die Hand drückte. Ihre Wangen waren gerötet vor Aufregung. Sie lächelte sachte, erstrahlte jedoch damit den ganzen Empfangssaal. Ihre Schönheit brachte Farbe in das ganze Schloss.„Wer ist das?"
Ich zuckte heftig zusammen, als plötzlich mein Bruder neben mir stand und mich nichmal eines Blickes würdigte. Wie konnte er sich so an mich heranschleichen? War ich so unvorsichtig geworden?
Er betrachtete, genau wie ich das schönste Wesen der Welt.
„Hallo Lian, schön dich, nach zwei Jahren, wieder zu sehen.", schnaubte ich und drehte mich misstrauisch dem Kronprinzen zu. Er wandte sich zu mir und betrachtete mich. Seine Augen durchbohrten mich, wie Speere in einer alyischen Arena.
„Hallo Leith, zwei Jahre, hm? Kam mir gar nicht so lange vor. Jetzt, da diese unnötigen Floskeln beendet sind, beantworte meine Frage."
„So fordernd.", sagte ich augenrollend.
„Ja.", sagte er einfach und eine unangenehme Stille entstand. Wir hatten uns wirklich nichts zu sagen. Das war...traurig. Ich seufzte und gab nach.„Das ist Elodie, eine Sängerin aus Alya."
Lians Augenbrauen schossen in die Höhe und ich sah zum ersten Mal in meinem Leben eine Regung in seinem Gesicht. Neugier. „Wieso nimmst du eine alyischen Sängerin mit nach Hause?"
„Leith hat sie gekauft." Unser Vater stand plötzlich hinter uns und ließ mich zusammenzucken. Mein Bruder lachte.
Er lachte mich wirklich aus. Das Geräusch hatte ich noch nie gehört. Es war beunruhigend und ausgelassen zur gleichen Zeit.
„Du hast ein menschliches Besitztum gekauft? Warum?"
„Weil sie Talent hat.", sagte ich kalt und wandte mich wieder um „Und weil ihr vorheriger Besitzer sie misshandelt hat.", beendete mein Vater und Lian schnaubte.„Wenn es darum ginge, hätte er alle menschlichen Besitztümer kaufen müssen."
Ich rollte die Augen und wollte eigentlich kein Wort mehr mit meinem Bruder wechseln, doch Bright führte Elodie zu mir und nun kam die wirkliche Arbeit. Lian musste Elodie mögen. Ihr vertrauen.
Götter bitte helft uns!Elodie
Mit rasendem Herzschlag führte Bright mich mit den Worten „Auf in die Schlacht." zu Leith und Lian. Wie konnte eine Familie zwei so unglaublich schöne Männer hervorbringen. Dann musste ich an mich und meinen Bruder denken und...es war wohl keine Seltenheit. Wir waren PERFEKT.Schneller als gedacht standen wir den beiden Prinzen gegenüber und mein Herz schien aus meiner Brust zu springen. Ich spürte fliederne Augen über meinen Körper streichen und ich lächelte. Wieso war ich nervös? Er war auch nur ein Mann. „Hallo.", sagte ich in meiner Heimatsprache und knickste tief.
„Erhebe dich.", sagte der König sanftmütig und lächelte bitter. „Du hast eine wunderschöne Stimme, Elodie."
Mein Blick wanderte zu dem Besitzer der Stimme und ich starrte den Kronprinzen an. „Vielen Dank...", begann ich und Lian nahm unheimlich sanft meine Hand in seine. „Ich bin Leiths Bruder, Lian."
Sicher, dass Leith derjenige mit der Sirenen Macht war? Der Bass des Kronprinzen ließ meine Knochen vibrieren.„Warum hat mein Bruder dich gekauft?"
Die Frage ließ mein Lächeln etwas entgleiten und ich starrte Lian an.
„Ich...bin mir nicht sicher...um hier zu singen?"
Ich war unschuldig. Ich war eine Sängerin. Ich wusste nicht viel. Nichts von Leiths Plänen und Nichts von der Fehde zwischen den Brüdern. Dennoch Ich bin die Reinkarnation reiner Perfektion
„Hat er dich zu etwas überredet, was du nicht wolltest?", hauchte er sanft in mein Ohr und ich hielt meinen Atem an. Er roch nach Zimt und wärme. Beinahe wie meine Heimat.
„Nein!", rief ich piepsig und versuchte meine Konzentration zu erhalten.
„Bist du dir sicher? Dein Besitzer ist eine Sirene, weißt du das?"Geschockt sah ich ihn an und zum ersten Mal erkannte ich hinter den Schultern des Kronprinzen seine Wachen. Seine nicht hörenden Wachen. Sie standen Kerzengerade hinter ihm und betrachteten mich misstrauisch.
Ich versuchte ängstlich auszusehen, als ich Lian antwortete.
„Er ist eine Sirene?!", flüsterte ich und der Prinz lächelte grausam als er nickte. Er schaute mich an, als wäre ich ein dümmliches Wesen. Als wäre ich Nichts weiter als seine Beute. Doch er sollte mich nicht jagen. Er sollte mir hinterherrennen. Er sollte nicht mit mir spielen. Das konnte er bei fast allen Mädchen bei Hofe tun. Wie würde ich mich so von der Menge abheben? Ich musste etwas ungewöhnliches, beinahe schon beleidigendes tun. Ich durfte dich eingeschüchtert wirken.„Ich weiß!", grinste ich dann schnell und erstaunt hob er seine Brauen.
„Aber ich habe die Chance gesehen aus diesem Drecksloch, was meine Heimat war, heraus zu kommen und habe sie ergriffen.", flüsterte ich gehässig und hoffte inständig, dass das was ich vorhatte nicht nach hinten losging. Der Prinz hatte jedoch immer noch meine Hand in seiner.
„Lian..." begann ich und nun sah ich wirklich eine Veränderung im Gesicht. Ich erwähnte seinen Titel nicht. Ich schmeiß ihn weg, als wäre er einfach nur ein Mann und nicht der Kronprinz eines riesigen Landes. Ich versuchte auch seine anziehende Gestalt zu vergessen, doch dies war nicht so einfach.„Ich denke wir werden uns gut verstehen...glaub mir."
Ich hauchte meine Worte, als er mir immer Näher kam um mich zu verstehen und als er schon fasziniert zu mir herabblickte nahm ich in den letzten Satz meine ganze Macht.
Seine wunderschönen Augen wurden glasig.
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Die Begabten
FantasyElodie ist die berühmteste Begabtenkämpferin des Landes und badet auch in diesem Ruhm. Ihre Macht als Begabte ist selten und mächtig, als Sirene hat sie in 5 Jahren nie verloren. Ihre Stimme ist so wunderschön, dass alle Wesen der Welt ihr gehorchen...