Elodie
Überrascht hoben sich helle Augenbrauen und ich lächelte etwas unbeholfen und zuckte mit den Schultern.
„Das...war sehr nobel von dir."
Ich verzog etwas das Gesicht, so hatten es meine Eltern nie gesehen, eher wie eine Dummheit, die ich veranstaltet hatte. Ich zuckte mit den Schultern. Seine Augen verließen mich nicht. Eine brennende Spur seiner Augen lief meinen Körper hinab und wieder hinauf. Er betrachtete mich ohne Scham.„Warum starrst du mich an?", murmelte ich abwesend und fuhr mir über das Lederband um meiner Stirn. Es gab mir unglaubliche Sicherheit. Das einzige, was ich von meinem Bruder hatte. Jeb hätte sich schützend vor mir aufgebaut, es wären ihm garantiert zu viele Männer in meiner Nähe. Er hatte schon Jungs auf der Straße verscheucht, die mich auf dem Spielplatz gesehen hatten. Keine war stark genug, oder intelligent genug. Sie waren einfach nie gut genug für mich gewesen.
„Weil du schön bist, ganz einfach."
Ich denke ich zeigte nicht die gewöhnliche Reaktion von Frauen. Ich verneinte nicht, ich wurde nicht rot oder kicherte.
„Achso, ja, ich weiss.", seufzte ich und betrachtete mein blutverschmiertes Tuch. Meine Stimmung hatte wieder umgeschlagen, ich vermisste mein Zuhause.
Der Prinz lachte auf.
„Was?", fragte ich und blickte zu ihm hinauf.
„Diese Antwort habe ich noch nie gehört, normalerweise sagen sie immer, dass das doch gar nicht stimmt."
„Wieso sollte ich dich anlügen, wie andere vor mir? Ich weiss, dass ich schön bin, dafür muss ich mich nicht schämen."
„Beeindruckend."
Ich runzelte die Stirn bei seiner Antwort, doch gerade, als ich sie erwidern wollte kam Laurent hereingeeilt.„SO!", rief er und ließ ein Tablett auf den Tisch donnern, auf dem wir saßen.
Der Arzt bereitete eine Nadel vor und ich starrte ihn an. War es so schlimm? War Brights schlag so fest gewesen?
„Zeig mal her.", er nahm professionell mein Kinn zwischen seine Finger und betrachtete meine offene Lippe. Er murrte kurz und tupfte einen Finger in eine milchige Salbe.
„Das ist eine Salbe, die deine Lippe betäuben soll. Dann kann ich sie schnell nähen. Unangenehm wird es trotzdem."
Er blickte zu seinem Kronprinzen, diesmal ohne Schalk.
„Nimm ihre Hand, falls es zu schlimm wird."Lange, kühle Finger verflochten sich mit meinen und erneut wanderte eine Feuerzunge durch mich hindurch. Er schien mir, immer wieder, Wellen an Energie zu senden. Mein Herz raste wie wild und schien aus meinen Rippen zu schlagen. Was hatten diese beiden Whitewell Brüder an sich, dass mein Körper so verrückt spielen ließ?
Laurent begann sanft, die Salbe auf meine Lippe zu tupfen und ein eisiges kribbeln breitete sich aus.
„So ich habe schon gehört, dass ein alyischen Mädchen den Empfang gestern aufgemischt hat, eine Sängerin, nicht?
Da ich nicht sprechen konnte, brummte ich bestätigend.
„So weit gereist zum Singen? Warum?"
Diesmal konnte ich wohl nicht mit einem Brummen antworten, ich blickte zu Lian.
„Mein...Bruder hat sie gekauft."
„WAS?!", rief der Arzt und kurz hatte ich Angst, er würde die Nadel durch mein Auge durchjagen, anstelle meiner Lippe.Doch seine Finger waren erstaunlich ruhig, für diese laute Reaktion. Er begann zu nähen und wie er gesagt hatte, war es wirklich unangenehm, aber nicht schmerzhaft. Dennoch drückte ich die Hand des Kronprinzen. Einfach um ihm ein Gefühl zu geben. Ein Gefühl für mich.
„Ja, Elodie ist ein Besitztum."
„Erstaunlich! Wieso hat Leith sie gekauft?"Mir passte es gar nicht, dass man über mich sprach, wenn ich im selben Raum saß, doch ich konnte mich nicht einmischen. Laurent versank die Nadel erneut in meiner Lippe.
„Weiß ich auch nicht so genau...sie hat Talent und ihr vorheriger Besitzer war wohl sehr grausam."
Ich brummte bestätigend.
„Dann hoffe ich mal, dass ich deine hübsche Lippe nicht ruiniere, das wäre schlecht fürs singen."
Mein Herzschlag setzte aus und ich konnte nicht anders als ängstlich zu fiepen. Er sollte mein Gesicht nicht ruinieren!
Lian strich mit seinem Daumen über meinen Handrücken, doch Laurent lachte.
„Ich mach nur spaß, meine Süße, ich bin ein Magier mit der Nadel, man wird gar nichts davon sehen."Leith
Unruhig schritt ich in meinen Zimmern auf und ab, Bright ignorierend, der ziemlich mitgenommen auf meinem Sofa saß.
„Denkst du ich habe sie schlimm verletzt? Denkst du Lian kauft es ihr ab? Oh Götter, wir hätten sie nicht allein mit ihm lassen sollen!"
Warum musste er meine Gedanken laut aussprechen? Ich machte mir Sorgen, sie war jetzt über eine Stunde allein mit ihm und ich hatte keine Ahnung, wo sie hin sind. Ich konnte sie also nicht beschützen, falls Lian ihre Macht als Begabte entdeckt hatte. Wieso hatten wir sie gleich in die Arme des Löwen geworfen?!Er war viel zu intelligent, um ihr gleich zu trauen, oder ließ er sich von Schönheit und Intelligenz schnell beeindrucken? Ich kannte meinen Bruder kaum mehr, also konnte ich es nicht einschätzen. Götter, wir waren vollkommen unvorbereitet. Aber sie konnte sich wehren. Sie war Arenakämpferin. Selbstverteidigung war ihr Steckenpferd. Lian würde ihr nicht viel antun können. Hoffte ich.
„Das war ein guter Schlag, aber sie wird das schon verkraften.", sagte ich leise, aber Bright blickte mich voller Horror an.
„Wieso macht sie sowas? Ich wollte sie nicht schlagen!", rief er voller Sorge und raufte sich die Haare.
„Weil sie das für ihren Plan gebraucht hat und du der einzige gewesen bist, der ihrem Befehl ausführt."
Bright seufzte „Ich würde ihr doch nie absichtlich weh tun!" Sein Ton lies mich stutzig werden. Er regte sich viel zu sehr auf.
„Du magst sie?", fragte ich, in der Hoffnung ich würde mich irren. Das würde alles gefährden.„Natürlich, sie ist eine bemerkenswerte Person.", sagte Bright leise, halb verzweifelt.
„Du magst sie doch auch." Ich schüttelte den Kopf, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Er durfte sie nicht lieben.
„Du weisst ganz genau, dass ich es anders meine...hast du dich in meine Sirene verliebt?!"Mein Cousin starrte mich entsetzt an.
Oh nein! Nein, nein, nein, nein!
Ich konnte das nicht zulassen! Sie war mein Besitztum! Sie gehörte mir! Und sie würde ihm das Herz brechen!
Er schwieg kurz, um seine Antwort richtig zur formulieren, er wusste, er könnte mich nicht anlügen.Leise begann er zu sprechen, vermied meinen Blick, als ob er wüsste, dass ich einen ungewöhnlichen mentalen Besitzanspruch auf sie hatte.
„So offensichtlich, oder?"
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Die Begabten
FantasyElodie ist die berühmteste Begabtenkämpferin des Landes und badet auch in diesem Ruhm. Ihre Macht als Begabte ist selten und mächtig, als Sirene hat sie in 5 Jahren nie verloren. Ihre Stimme ist so wunderschön, dass alle Wesen der Welt ihr gehorchen...