Elodie
„Bright," die leise Stimme des Prinzen wehte sanft durch den Raum. Ein Mann, mit ebenso hellen Haaren, aber dunkleren Augen trat aus dem Gewimmel von Menschen hervor. Er blickte meinen neuen Besitzer an. Schon allein der Gedanke ließ mein innerstes vereisen. Ich hatte einen neuen Besitzer. Den Prinzen konnte ich wohl nicht bezirzen um Vorteile zu erlangen.
„Würdest Du bitte Elodie in die freien Zimmer führen?." Meine Wachen schoben mich von sich und Ich versuchte ein schluchzen zu unterdrücken. Diese Wachen waren Verräter! Ich blickte über die Schulter und betrachtete Wache Nummer 1, Harold. Er sah mich etwas gequält an. Er konnte mir nicht helfen. Genauso wenig wie Gale...Vor allem war er im Gegensatz zu uns kein Besitztum gewesen. Er brauchte das Geld. Er hatte mehr zu verlieren.
„Natürlich" Der Mann der vom Prinzen angesprochen wurde war etwa Mitte zwanzig und hatte eine sehr sanfte, warme Stimme, was ich garnicht erwartet hätte, bei seinem Aussehen. Hätte eher ein eiskaltes kratzen erwartet.
„Komm, kleine Feuerblüte." Bright hatte zwar nicht die Stimme einer Sirene, aber sein ganzes Auftreten und seine tief violetten Augen wirkten beruhigend und sanft, auch seine Finger, die mir vorsichtig die Tränen weg wischten.
„Wir gehen jetzt und ruhen uns aus. War bestimmt ein anstrengender Tag."
„Und kontaktiere ihre Familie, sie sollte sich verabschieden können.", sagte der Prinz, als Bright mich behutsam an der Hand nahm und aus dem Empfangssaal führte.
„Es ist so unglaublich warm hier!", jammerte meine Begleitung gleich los, als wir den Flur betraten. Ich zuckte mit den Schultern.
„Wahrscheinlich merkst du das gar nicht mehr!" Bright lächelte mich an und ich realisierte erst jetzt, dass er sanft seine Finger mit meinen verflochten hatte. Er hielt tröstend meine Hand, während ich still meine Tränen vergoss. Er war ein angenehmer halt.
„Dir wird es in Ferhalla gutgehen, wahrscheinlich eine große Überraschung, kleine Feuerblüte, aber erst müssen wir deine Kleidung packen, wo ist dein Zimmer?"
Bright war sehr fürsorglich. Er packte plappernd meine wenige Kleidung quasi allein, während ich wie betäubt einfach dasaß. Meine Bemühungen in der Nähe meine Familie zu sein und meine Hoffnung mich jemals freikaufen zu können, zerschmettert.
„Gott ich hasse mit mir selbst zu sprechen! Zeig mir mal dieses Ding." Er wartete gar nicht auf meine Reaktion, sondern wuselte direkt hinter mich. Seine sanften Finger vergruben sich halb in meinen Haaren um das Schloss zu finden.
„Was ist dass denn für ein Schloss?!" Ich zuckte erneut mit den Schultern.
„Ich könnte es knacken, weisst du? In dem Metall ist Erde enthalten, aber es würde dann kaputt gehen, ist das schlimm?"
War Bright ein Bändiger?! Ein Bändiger der Erde. Ich schüttelte den Kopf, wenn ich das nie wieder anziehen konnte war es nur besser. Vielleicht konnte ich mich aus meiner Besitztumspflicht hinausreden. Das Ding war eh sehr unangenehm. Es knackte plötzlich laut an meinem Hinterkopf und ich zuckte heftig zusammen.
„So!", sanft nahm er mir den Maulkorb vom Gesicht.
„Viel besser."
„Danke, Bright.", hauchte ich und der Mann hinter mir seufzte.
„Deine Stimme...noch schöner als Leiths. Sag noch etwas!"
„Was soll ich denn sagen?" Ich wandte mich um und betrachtete meinen Begleiter, der eine Gänsehaut auf den Armen hatte.
„Und deine Schönheit ist genauso verführerisch, komisch, dass du nicht alles bekommen hast, was Du wolltest."
„Schwer mit einem Maulkorb.", sagte ich und er lächelte. Ich konnte es nicht.
„Wie ist es dort? In Ferhalla?"
„Kalt."
„Wow, eine super Beschreibung!", schnaubte ich.
„Ja, du brauchst neue Kleidung! Wobei...das da geht, glaube ich." Er deutete auf meinen Kampfanzug und ich hob einen Mundwinkel, sein Name passt wohl wie die Faust aufs Auge. Ein Strahlemann.
„Oh endlich! Ein Lächeln, wenigstens ein kleines!" Sein Akzent war stärker, als der von dem Prinzen. Er schien zu schnurren, wie eine Katze. Mein kleines Lächeln verschwand, als ich das letzte mal meine Kammer betrachtete und es Stürmte erneut in mir, das war mein zuhause gewesen...hier war ich mit Gale gewesen...
„Was will eine Sirene von einer anderen Sirene? Wozu braucht er mich, ich denke der Prinz stellt keine eigenen Arenakämpfe." Bright lachte „Nein, ganz sicher nicht."
„Also?"
„Das kann ich dir nicht sagen, Feuerblüte."
Bright führte mich mit meiner Tasche und meinen zwei Äxten, die er irgendwie hergezaubert hatte einen breiten Gang entlang. Vielleicht mit seiner Begabung. Er reichte mir meine Waffen und sofort fühlte ich mich sicherer. Meine Tasche behielt er.
Ich lief zum ersten mal die prunkvollen Gänge des Anwesens entlang und konnte nun die goldverzierten Decken betrachten, die Gemälde der Arena an den Wänden. Bright führte mich durch dieses Labyrinth und schien den Prunk gar nicht wahrzunehmen. Er war sowas wohl schon gewohnt.
Er führte mich in ein Zimmer, wo das Bett größer war als meine kleine Kammer an der Arena.
„Ich werde deine Familie jetzt benachrichtigen lassen. Ich komme bald wieder, ruh dich solange aus."
Er schloss die Tür und ließ mich im Zimmer eines Königs allein.
Die Wände waren mit Mahagoni vertäfelt und auch hier hingen, wie in den Gängen Prunkvolle Gemälde von Arenen und Kriegern aus allen Jahrhunderten in goldenen Rahmen. Die Möbel waren edel geschnitzt und helle rote Stoffe verzierten dies als Vorhänge oder Decken.
Nach einigen Minuten klopfte es sanft an der Tür und ich sprang aufgeregt von dem Sofa auf.
Zu meinem Pech war es nicht meine Familie. Der farblose Prinz öffnete die Tür „DU..." knurrte ich und trat bedrohlich einen Schritt auf ihn zu. Mein Zorn kochte in mir hoch und ließ Hitze in mir aufwallen „Verkauf mich sofort wieder an Barem!" meine Stimme verwob sich verführerisch zu einer bunten Melodie zusammen. Ich sah, wie der Prinz kurz zuckte, dann Stillstand und mich betrachtete.
„Nein.", sagte er dann bestimmend.
„Was willst du von mir?!", knurrte ich, er schwieg mich an, betrachtete mich nur mit seinen hellen blauen Augen. Ich ließ frustriert den Kopf hängen.
„Ich brauche deinen Arm.", hauchte er und sofort schnellte mein Kopf wieder hoch, ich wusste ganz genau, was er mit meinem Arm wollte. Er würde das Zeichen des Lords, ein Brandmal in Form von drei gekreuztern Schwertern von meinem Arm entfernen. Aus meiner Haut brennen und im Gegenzug sein Wappen auf mir verewigen. Sonst würde ich als Diebesgut gelten, wenn man mich sah.
Beschützend drückte ich den Arm an meine Brust und der Prinz seufzte
„Mir gefällt das auch nicht, aber ich muss das machen, bevor wir das Haus verlassen."
Ich blitzte ihn an „Wo gehen wir überhaupt hin?!"
„Ferhalla"
Ich verzog fragend das Gesicht? „Wo ist das?"
Überrascht hob der Prinz die Augenbrauen „Du weisst nicht wo Ferhalla ist?"
Gereizt schnaubte ich „Ich wurde mit 13 gekauft, ab da war meine Bildungszeit beendet!"
„Ferhalla ist ein Land über dem Grauen Ozean, Richtung Norden." Ich nickte, auch wenn mir dies nicht viel sagte. Meine Geographischen Kenntnisse endeten an der Grenze von Ignatia, meinem Heimatort. Nördlicher war ich noch nie.
„Kann ich nun deinen Arm..."
Die Tür knallte auf und ich sah meinen großen Bruder, wie er in das Zimmer stürmte.
„Elodie!" Ich machte einen Sprung in die Höhe und erstickte beinahe an Jebs Bärenumarmung. Er roch nach Staub und Schweiss, er war wohl direkt von der Arbeit gekommen.
Aber das störte mich nicht, er roch nach Heimat.
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Die Begabten
FantasyElodie ist die berühmteste Begabtenkämpferin des Landes und badet auch in diesem Ruhm. Ihre Macht als Begabte ist selten und mächtig, als Sirene hat sie in 5 Jahren nie verloren. Ihre Stimme ist so wunderschön, dass alle Wesen der Welt ihr gehorchen...