Elodie
Schnell beendete Laurent seine Arbeit und trug eine andere Salbe auf meine Lippen auf. Sie roch wunderbar frisch auf meinen Lippen. Ich atmete tief durch und lächelte leicht. Spürte das ziehen der Nähte, aber sie rissen nicht. Gut.
Ich hoffte inständig, dass es, wenn die Salbe ihre Wirkung verlor, nicht allzu sehr wehtun würde. Ich war Schmerzen zwar gewohnt, jedoch konnte ich sie nicht leiden. Aber wahrscheinlich war ich nicht die einzige.Der Kronprinz drückte meine Hand, sanft, und verleitete mich zu ihm zu blicken. Er war mir ungewöhnlich nahe und betrachtete eingehend meinen Mund. Seine fliederfarbene Augen wanderten über mein Gesicht und ließen mein innerstes zusammenziehen. So eine Augenfarbe hatte ich noch nie gesehen. Sie sahen beinahe aus, wie der Himmel vor einem elektrischen Sturm. Er schien wirklich besorgt um mich.
„Küsse sind in der nächsten Woche nicht erlaubt!", krätschte der Arzt rein und steckte seine Hand zwischen unsere Gesichter. Ich zuckte heftig zusammen, Lian blitzte Laurent an.
„Danke für den Hinweis!" Lian stand auf und zog mich mit sich. Er führte mich schnell zur Tür. Ich konnte nur noch ein „Danke" an Laurent hauchen, bevor wir wieder im Gang waren.Der Kronprinz ließ von mir ab und lief die Treppe wieder hinauf.
„Wie ist deine Familie?", fragte Lian in die Stille hinein und überraschte nicht. Er blickte nicht zu mir hinab, doch ich wusste, seine ganze Aufmerksamkeit lag auf mir.
„Warum fragst du?"
„Du hast dich für deine Familie verkauft, sie müssen besonders sein."
„Begeistert waren sie nicht von meinem tun. Es musste aber sein. Meine Eltern sind krank.", murmelte ich. „Aber mein Bruder war sehr dankbar."
„Du hast auch einen Bruder?" Ich nickte und Lian schien sich einen Kommentar zu verkneifen.Plötzlich blieb er wie angewurzelt vor mir stehen. Ich realisierte es erst viel zu spät und kannte voll in seine Rippen. Hätte er mich nicht festgehalten, wäre ich die Treppen runtergekullert.
„Was machst du hier?", knurrte Lian und hielt mich an meinem Handgelenk fest. Langsam blickte ich auf und direkt in Leiths Gesicht. Er sah eiskalt auf uns herab.„Ich suche meinen Besitz."
Blassblaue Augen wanderten zu mir und er betrachtete mich eingehend.„Was ist denn mit dir passiert?" Was hatte er vor? Wieso tauchte er hier auf? Wollte er den Bösewicht spielen? Ich öffnete den Mund um zu antworten, doch Lian knurrte ihn an.
„DEIN Besitztum wurde angegriffen und ICH musste mich darum kümmern." Er stellte es so hin, als hätte er das gar nicht tun sollen. Oder wollen.
„Angegriffen?",fragte Leith, betont überrascht aber kalt.
„Du hast ihr versprochen hier sicher zu sein! Und es nach nichtmal 24 Stunden, in diesem Land, schon vergeigt! Am liebsten würde ich sie dir wegnehmen!"
„Das solltest du nicht tun, sie GEHÖRT mir. Ich habe sie gekauft."
„Was illegal in unserem Land ist! Du hast hier keinen Anspruch auf sie."
„Ach nein?", etwas eiskaltes huschte über Leiths Gesicht.
„Elodie, komm zu mir."Ich starrte ihn geschockt an, als er seine Gabe an mir anwandte. Er wusste sie funktionierte bei mir nicht, doch ich musste gehorchen. Wollte er Lian animieren mich zu beanspruchen? Sollte er ein gemeinsamer Feind sein?
Ich tat einen Schritt, doch der Kronprinz packte mich.
„Du wagst es sie vor mir zu manipulieren?!", schrie Lian und ich zuckte heftig zusammen. Seine fliedernen Augen wanderten besorgt zu mir.
„Ich kann mit meinem Eigentum tun, was ich will."
„Nicht, wenn ich in diesem Schloss bin." Lians griff um mich herum wurde fester.
„Lian,...", begann ich leise. Er betrachtete mich.
„Ich muss meinem Besitzer gehorchen...ich bin kein freier Mensch...es ist meine Pflicht..."
„Dann miete ich dich." Lians widerwilliger Blick wanderte zu seinem Bruder. Als wäre er zutiefst angewidert ihn anzuschauen und zudem diese Methode, die hier verboten war durchzuführen.
„Wie viel für den heutigen Tag? Ich bringe sie heute Abend, vor dem Abendessen, in ihre Zimmer."Leith und selbst ich starrten den Kronprinzen an. War das sein ernst? Er wollte mich mieten? Für den ganzen Tag?
„Warum willst du sie so sehr?", fragte Leith misstrauisch.
„Einfach so. Ist es nicht so, als würde ich mir einen Stift ausleihen?"
BITTE WAS?! Zorn entflammte in mir. Er verglich mich mit einem Stift! Und er drückte mein Handgelenk. Warnend.
„Fünftausend Goldmünzen."
Lian schnaubte „Das ist nicht dein Ernst."
„Du weisst nicht, wie viel ich für sie gezahlt habe. Fünftausendfünfhundert." Leith verschränkte in Genugtuung die Arme vor seiner Brust.
„Arschloch!", zischte Lian und er betrachtete mich noch einmal, zweifelnd. Überlegte er sich, ob ich es Wert war? Nur für einen Tag? Ich blickte ihn mit großen Augen an, ließ meinen Blick zwischen Leith und Lian hin und her schnellen.
„Soll ich auf sechstausend gehen?", lachte Leith.
„Du musst nicht...", murmelte ich leise, wollte schüchtern wirken. Als wäre ich es nicht Wert. Aber dieses Geld ist ein Klacks zu dem, was Leith für mich gezahlt hatte. Wollte er nur schauen, ob es mir gut ging? Besser gesagt, ob die Mission gut voran ging?„Du bekommst fünftausendfünfhundert Goldmünzen auf dein Zimmer gebracht, sobald sie in meinem Flügel angekommen ist."
Er gab es seinen Wachen mit Gebärdensprache zu verstehen. Sie nickten.
„Du willst mir immer wegnehmen, was ist meins, Lian, da kann ich wohl auch etwas dafür verlangen.", verteidigte sich Leith und betrachtete mich mit hellen blauen Augen. Mein Herz hüpfte.
„Wenn du weisst, dass ich dir immer alles nehme, warum kaufst du sie dann?"
„So ungern ich es auch zugebe, lieber du, als ihr vorheriger Besitzer."Der Kronprinz schnaubte und zog mich bestimmt an Leith vorbei. Dieser drückte kurz meine freie Hand, bevor er mich von dannen ziehen ließ.
Leith
Ich trat in Brights Kammer, der jetzt selbst gestresst hin und herlief, als würde er verfolgt werden.
„Ihr geht es gut, er hat sie zu Laurent gebracht. Er hat ihre Lippe genäht."
Er blieb stehen, mitten im Raum und starrte mich aus dunklen Augen aus an.
„Wo ist sie jetzt?"
Ich zögerte. Meine Antwort würde ihm gar nicht gefallen. Aber es war ein Fortschritt in unserem Plan. Lian mochte Elodie, gab sogar eine Menge Geld für ein bisschen Zeit mit ihr aus...
„Bei Lian, er hat sie gemietet für den Tag."Ich hatte Bright noch nie zornig gesehen. Und jetzt, wo ich seine flammenden Augen sah, war ich froh drum, es noch nie gesehen zu haben. Es war beinahe furchteinflösend und ich spürte den Boden unter uns vibrieren, als er gefährlich ruhig fragte:
„Was hast du gesagt?"
DU LIEST GERADE
Die Begabten
FantasyElodie ist die berühmteste Begabtenkämpferin des Landes und badet auch in diesem Ruhm. Ihre Macht als Begabte ist selten und mächtig, als Sirene hat sie in 5 Jahren nie verloren. Ihre Stimme ist so wunderschön, dass alle Wesen der Welt ihr gehorchen...