Die Begabten 57

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Leith
Ich hätte nicht gedacht, dass gerade Lady Myra so mutig ist und offen auf Elodie zuging. Und als sie ihre Hand packte sprang ich auf. Cas war schneller, doch sie hatte ihr schon das Schmuckstück abgenommen, dass mir jetzt erst auffiel.
Ein Verlobungsring? War Lian wahnsinnig? Hatte er den ihr gerade erst gegeben? Ein fliederner Diamant funkelte im Licht der Kerzen. Myra war nicht dumm und überprüfte die Inschrift. Elodie schien verwirrt.
Als Elodie auch noch von der alyischen Sprache in Ferhalla wechselte klappte mir der Kiefer auf. Sie klang, als würde sie schon immer unsere Muttersprache sprechen.
Mein Bruder hatte erwähnt, dass er ihr Ferhalla beibrachte, doch dass sie schon so gut klang...sollte mich eigentlich nicht wundern, sie hatte das Lied auch nur von einmal hören gelernt.
Als die Namen der beiden Verlobten vorgelesen wurden, gab meine Mutter anscheinend auf. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, doch mein Vater sah nur blass aus.

Elodie schwieg und betrachtete nur die Adelsfrau.
„Ein Besitztum, dass den Kronprinz heiraten soll? Denkst du wirklich, dass der Kronprinz das macht?", fragte sie die Sirene.
Elodie schwieg und streckte nur die Hand nach dem Ring aus.
"Er müsste mich nicht heiraten.", sagte sie nur und ihre langen eleganten Finger tanzten in der Luft in Aufforderung. Sie wollte den Ring. Ihren Ring. Mit ihrem verdammten Namen darin.
„Dann...was soll das Ganze?!", fragte Myras Vater. „Lian verlobt sich mit Myra und die Sängerin kann wieder nach Hause gehen."
Mein Bruder versteifte sich und auch ich runzelte die Stirn.
„Sie IST zuhause.", knurrte Bright nun und Verra, die fleißig Lippen gelesen hatte rannte zu meiner Sirene und schlang ihre Arme um sie. Elodie würde nirgendwo hingehen.
„Sie kann nicht hier bleiben, zu viel Aufsehens auf der Hochzeit.", sagte der Vater.
„Sie könnte jemand Anderes heiraten und dann hat sich das erledigt.", grinste der Sohn des Lords und ich hob die Brauen. Marious war schon immer auf der Jagd nach schönen Frauen gewesen. Wollte er nun die schönste für sich gewinnen?

„Sie ist verlobt und die Verlobung steht. Sie wird Prinzessin und Königin werden.", knurrte Lian.
"Das könnt ihr nicht ernst meinen, mein Kronprinz. Sie hat nichtmal einen Familiennamen.", sagte der Lord.
„Sie wird einen bekommen, mit der Hochzeit.", sagte Lian einfach und grinste.
„Sie hat den Ring, die Verkündung war schon, der Priester ist eingeweiht, man kann nichts mehr tun, alle Schritte sind bereits erledigt nicht zu vergessen, dass es Zeugen gibt, wie ich die Nacht bei ihr verbracht habe."
Zorn durch flutete mich.

Elodie
Ich beobachtete das Spiel, dass sich vor mir aufbaute und verstand nur die Hälfte. Fragend blickte ich zu Verra, die ihre Arme um mich geschlungen hatte. Die bewegte ihre Hände und sagte nur „Drama. Lian hat gesagt dass alles formelle geregelt ist und dass er bei dir übernachtet hat."
Ich starrte sie an. Das wurde immer schlimmer.
Cas nahm seinen Hörschutz ab und begann leise für mich zu übersetzen. Der Vater der Lady begann zu sprechen.
„Dann müsst Ihr sie ja nicht gleich heiraten, dann bleibt sie Eure Hure und gut ist.", Cas verzog angewidert das Gesicht.
Lian und sein Bruder schienen gleichzeitig zu knurren.
„Sie ist keine Hure."
„Und was soll ich mit einem Ehemann, der lieber Zeit mit seiner...Geliebten verbringt?!", fragte nun das Mädchen und betrachtete den Ring in ihren Fingern.
„Eine Ehe basiert nicht nur auf Liebe.", sagte der Vater und ich runzelte die Stirn. Auf was sollte das sonst basieren?!
„Es gibt keine Diskussion, ich werde Myra nicht heiraten.", sagte Lian fest.

Alle schwiegen und helle Augenpaare starrten mich an.
„Vor euch steht die zukünftige Königin dieses Landes. Elodie, zukünftige Whitewell. Sängerin aus Alya.", hauchte meine Seele und mein Herz klopfte wie wild.
„Me corra."
„Me anim.", antwortete ich leise und plötzlich drückte mir Myra den Ring wieder in die Hand. Als würde sie sich daran verbrennen. Sie hatte, laut Tradition, kein Recht Anspruch auf die Seele einer anderen zu erheben.

Lian grinste und kam auf mich zu. Sanft legten sich seine großen, warmen Hände um meine Taille und er hob mich von der Erhöhung. „So, hat noch jemand Einwände?", fragte mein Verlobter leise, während er mich an seine Seite zog. Ich starrte irritiert zu ihm auf.
Wahnsinnig. Sie alle waren wahnsinnig. Ich blickte zu Leith, der eiskalt seinen Bruder betrachtete und zu Bright, der mich blass betrachtete. Ich hob sachte die Schultern. Ich verstand nicht so recht was hier abging.
Lian hatte ein Starrwettbewerb mit seinem Vater. Der König brach den Kontakt zuerst und betrachtete mich. „Du wirst meinen Sohn nicht an seinem Recht als König hindern. Du wirst unsere Sitten lernen und unsere Sprache. Du wirst unsere Kleidung tragen und unser Essen essen. Du wirst Lian unterstützen zu regieren. Du wirst keine Schande über unseren Namen bringen."
Ich hob meine Augenbrauen.
„Ihr gebt mir zu viel Macht.", sagte ich leise und diesmal hoben sich die Brauen des Königs.
„Ich glaube nicht, immerhin hast du den Kronprinz um den Finger gewickelt."
Ich grinste und erhielt plötzlich einen Kuss auf meine Schläfe. Irritiert blickte ich zu Lian hinauf.
Er grinste ebenfalls.
„Ich sagte doch, egal, was du willst...ich werde es wahr machen.", flüsterte me anim.

Leith
Ich war kurz vorm explodieren. Das war MEINE Sirene! Und nun küsste mein BRUDER ihre Schläfe und wollte sie heiraten. Sie würde meine Schwägerin werden. Eine Arenakämpferin aus Alya würde Prinzessin werden. Götter steht uns bei. Elodie würde nicht aufzuhalten sein, doch...das war gut, oder nicht? Sie hatte keine andere Wahl als die Pläne meines Bruders mitzubekommen, oder? Sie würde doch niemals zulassen, dass Begabte getötet wurden?
Tod war verboten in der Arena und das musste in ihre Instinkte übergegangen sein. Sie würde mir Bescheid geben. Oder selbst eingreifen.
Würde sie es wirklich durchziehen meinen Bruder zu heiraten? Obwohl sie eine Spionin ist? Hatte sie Gefühle für ihn entwickelt? Nach allem trotz dem, was sie wusste? Oder war sie so berechnend um wieder ein rechtlicher Mensch zu werden?
Ich betrachtete die goldene Haut. Die rotbraunen Haare. Sie leuchtete wie die Sonne in Alya.

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