Yoongi
"Ich soll also jemand helfen? Jimin, erklär mir mal wie das gehen soll, wenn ich mich und meine Probleme nicht mal verstehe? Das ist kein guter Zusammenhang, vorher ziehen ich ihn eher mit mir noch tiefer in die Scheiße", machte ich ihm klar und Jimin stieß ratlos die Luft aus.
"Ja, weiß ich, Yoongi, aber das muss nicht zwingend passieren. Wenn du dir das gleich einredest ist es klar, aber sieh es mal anders. Du bist sein Bruder, sein älterer Bruder, einer, der das ganze kennt, da musst du dich und deine Probleme nicht verstehen. Es könnte ein gegenseitiger Effekt auslösen. Es könnte dir helfen Yoongi und das wirklich helfen", redete er weiter auf mich ein.
Ich schüttelte den Kopf.
Ich helfe also ihm, und löse somit meine Probleme, weil ja dasselbe Problem haben sollen? Ist das jetzt sein Ernst? Jimin saß halb vor mir, aber irgendwie spricht da jemand anderes und schon bald würde ich den Grund merken.
"Jimin hat recht, Yoongi. Du musst ihm nicht direkt versuchen zu helfen, das verlangt niemand von dir, was wichtiger ist, was du kannst ist, ihm zu zeigen, damit umzugehen, irgendwie damit klarzukommen, sein Schicksal anzunehmen. Verstehst du, was ich dir will, Yoongi?"
Ich hasste das hier. Schnell schloss ich meine Augen und nickte deutlich genug. Ich wollte einfach nur noch hier weg.
"Ich verstehe, aber hör ja auf, mich mit ihm zu vergleichen. Wir sind nur nicht ähnlich. Wegen eines Suizides und Traumas macht das uns nicht gleich mit mir. Ich habe schon viel mehr hinter mir. Ich kämpfe selber immer noch Geum-jae. Eomma hätte mich nie zu etwas gezwungen und dich ebenso!"
Ich stand auf und wollte zur Tür, doch diesmal griff Geum-jae nach meiner Hand und drehte mich zurück. So langsam brodelte das Ganze in mir hoch und ich schloss erneut meine Augen, um nicht gleich auszurasten.
"Yoongi, keiner zwingt dich hier zu irgendwas! Ich habe es versucht dir so zu erklären, wie es sie bei dir getan hat. Sie hätte nie gewollt, dass wir ihn auf die Straße schicken und dem Tod überlassen. Das würde sie bei uns nicht, ebenso bei Yun-ho. Er ist ebenso ihr Sohn, wie wir es auch sind. Er hat mehr Charakter von ihr. Würdest du es zu lassen würdest du es sehen Yoongi!"
Ich riss meine Hand aus seinem Griff. "Ich lasse mich von nichts täuschen. Deine Versuche sind zwecklos. Ich will keine scheiß Erinnerung an sich und die Vergangenheit, denn alles ist mit Angst und Trauer verbunden und ich habe es satt Geum-jae. Du sagst, ich soll mich bessern als Vater für meine Kinder, für meine Familie, mit Jimin, aber dann kommt er und macht es noch schlimmer. Für mich ist er keine Familie, weil er sie getötet hat!"
Mit einem geschockten Blick sah er mich an. Nein, er sah nicht mich an, er sah an mir halb vorbei, hinter mich. Ich drehte mich um und sah den jungen wieder vor mir stehen.
Er war also die ganze Zeit über hier gewesen?
Ich ignorierte gekonnt das komische Gefühl und drückte mich an dem Jungen vorbei. Ich musste hier weg. Egal wohin, Hauptsache weg.
Mein einziger Gedanke denn ich noch hatte, war einfach nur zu Flüchten, egal was das auslösen würde, ich konnte das einfach nicht länger dort aushalten, nicht in der Nähe des Jungen. Dieses Gefühl, wenn ich in seine Augen sah, spiegelte sich das Bild meiner Mutter in seinen Augen und ich ertrug es einfach nicht. Ertrug den Schmerz und den starken Verlust daran einfach nicht.
Als er auf die Welt kam, hatte ich ihm in die Augen gesehen, als er sie geöffnet hat und hatte schon die pure Abneigung gegen ihn entwickelt. Ich wollte ab dem Zeitpunkt ihm nie wieder in die Augen sehen.
Ich wollte nicht in seiner Nähe sein, es würde mir nichts als Leid bringen und das in der jetzigen Lage, in der ich bin, wollte ich das umso weniger.
Er hatte sich so einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht, um hier aufzutauchen. Hätte er dann, wenn nicht früher auftauchen können, oder besser, nach der Geburt? Es hätte so alles besser gemacht und nicht so schlimm wie es jetzt ist.
Da traf mich ein Blitzschlag und wurde eine Sache klar.
Meine Mutter und ihre Worte. Ihr letzten Worte. Sie wusste, sie würde das nicht überleben, hatte während des ganzen nach meiner Hand gegriffen. Ich hatte ihre Worte damals nicht verstanden, doch jetzt als werdender Vater spürte ich doch die Intensität hinter ihren Worten.
"Beschütze, was du liebst, auch dein eigenes Blut, stirb dafür, wenn es sein muss, Hauptsache du beschützt dein Blut!"
Ihre Worte erklangen in meinem Kopf wie ein Echo, hierließen die Bedeutung dahinter. Ich verstand, was sie sagen wollte, doch ich schaffe es nicht, das für Yun-ho zu tun, obwohl ich weiß, dass sie ihn meinte, aber ich brachte es nicht auf.
Ich wollte diesen langen und fast endlosen Weg nicht einschlagen.
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AMYGDALA ᵞᵒᵒⁿᵐⁱⁿ
FanfictionFür Yoongi ist das Leben so eine Qual, dass er es einfach nur noch beenden will, es macht ihn Müde und Kaputt. Als wäre das alles nicht genug, tritt auch noch neues Leben in Yoongi und Jimin's gebrochene Welt, was ihre Beziehung und Yoongi's Depress...