~Jessica~
Es war ihr eigentlich gar nicht recht, zum Haus zu gehen und Samu hier draußen bei dem Unwetter alleine zu lassen, doch als Samu sah, dass sie zögerte, meinte er: „Nun geh schon, ich brauche nicht lange und komme dann nach."
Widerwillig nahm sie die klitschnasse Decke, die ziemlich schwer war, und den Korb und ging Richtung Haus, allerdings nicht ohne einen Blick zurück zu Samu zu werfen, der nun auf dem Steg kniete und das Boot richtig festband. Jessica stellte nicht zum ersten Mal fest, dass er ziemlich heiß in seinen klatschnassen Sachen aussah, die wie eine zweite Haut an seinem Körper klebten. Schmunzelnd drehte sie sich um und ging weiter zum Haus. Gott, ihr Herz raste immer noch. Nicht nur vom Anblick des klatschnassen Samus, sondern auch von dem Adrenalinstoß, der durch ihren Körper gerauscht war, als sie neben Samu auf der Bank gesessen und gerudert hatte. An ihren Armen merkte sie es auch langsam, denn sie fühlten sich, genau wie ihre Schultern, auf einmal an wie aus Gummi. Am nächsten Tag würde sie sicher tierischen Muskelkater haben, das war mal klar.
Jessica war bewusst, dass ein Gewitter nicht ungefährlich war, schon gar nicht, wenn man sich gerade auf einem See befand, doch sie musste zugeben, dass es auch ziemlich viel Spaß gemacht hatte, mit Samu zusammen gegen die Wellen anzurudern. Das sollten sie auf jeden Fall mal wiederholen, wenn auch nicht unbedingt bei einem Gewitter. Während sie so darüber nachdachte, breitete sie die nasse Decke aus und hängte sie über das Verandageländer, das vom Dach geschützt war und zog sich anschließend den Pullover über den Kopf, der schwer an ihr herunterhing, was gar nicht so angenehm war. Ihr Blick fiel auf Samu, der gerade über den Steg zur Wiese ging und sich mit beiden Händen durch die nassen Haare fuhr. Wow. Verdammt, warum hatte sie keine Kamera dabei, wenn sie eine brauchte?
Das Nächste, das passierte, geschah innerhalb von Sekunden und Jessica blieb vor Schreck fast das Herz stehen, als sie Samu kurz darauf im Gras liegen sah. Mit einem wirklich ohrenbetäubenden Krachen war ein Blitz in einen Baum eingeschlagen, der etwa 5 Meter von Samu entfernt war, und die Funken hatten nur so gesprüht. Jessica war so erschrocken davon gewesen, dass sie nicht sah, was mit Samu passiert war. Nur, dass er auf einmal im Gras lag.
„Oh nein," flüsterte sie geschockt vor sich hin, während sie von der Veranda runterrannte, den Blick nicht von Samu lassend, der sich langsam wieder aufrichtete. Das sollte sie eigentlich beruhigen, tat es aber nicht.
„Samu, ist alles okay mit dir? Samu, verdammt, sag was," schrie sie panisch zu ihm rüber und rannte noch einen Tick schneller, wobei sie jedoch auf dem nassen Gras ausrutschte und hinknallte.
„Scheiße," fluchte Jessica laut. Was musste sie auch so tollpatschig sein? Nasses Gras war da echt Gift für sie. Schnell rappelte sie sich auf und lief weiter zu Samu, der sich in der Zwischenzeit aufgesetzt hatte und durch den Regen zu dem Baum rüberstarrte. Bei ihm angekommen, ließ Jessica sich auf die Knie fallen.
„Samu, ist alles in Ordnung? Geht es dir gut? Jetzt sag doch was."
Besorgt sah sie ihn an und ließ ihre Hände über seine Arme und seinen Oberkörper gleiten, doch sie konnte nichts feststellen.
„Samu? Hey!"
Samu starrte immer noch zu dem Baum hinüber oder zumindest zu den Überresten, die mal ein Baum gewesen waren.
„Samu, verdammt, sieh mich an!"
Jessica nahm sein Gesicht in ihre Hände und drehte seinen Kopf zu sich, sodass er nicht mehr zu dem Baum sehen konnte. Eindringlich sah sie ihm in die Augen.
„Ist alles okay mit dir?" wiederholte sie ihre Frage und auf einmal kam wieder Leben in ihn. Er zwinkerte ein paar Mal, bevor er antwortete: „Ja, ist alles okay. Mir ist nichts passiert. Ich habe mich nur tierisch erschrocken, bin auf Seite gesprungen und dann ausgerutscht."
Erleichtert atmete Jessica auf und ließ ihre Hände wieder sinken.
„Wir sollten echt reingehen, bevor noch irgendwas passiert," meinte sie und stand auf.
„Ja, das wäre wirklich besser," hörte sie Samu sagen, er stand auf und gemeinsam gingen sie zum Haus, wobei er sich ein paar Mal umdrehte, um nochmal zu den Überresten des Baumes zu sehen.
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You can try to find strength in my arms
RomanceJessica wollte einfach nur ins Kino gehen und entspannen. Sie hätte nie geahnt, daß dieser Kinobesuch ihr gesamtes Leben auf den Kopf stellt. *Diese FF ist bereits abgeschlossen. Daher werde ich regelmäßig updaten :)* *Kommis sind immer willkommen...