You can try to find strength in my arms

Teil 71

~Jessica~

Samu stand zwischendurch kurz auf, um sich ein Bier zu holen und machte dann weiter mit den Liedern von ihrem aktuellen Album „Out of style", wobei sie ein Song ganz besonders ins Herz traf: „Sweet symphony". Es war wirklich Liebe auf den ersten Blick oder viel mehr auf das erste Hören. Samu sang diesen Song mit so viel Gefühl, dass ihr eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken und ihre Arme jagte. Außerdem fiel Jessica wieder mal auf, was für eine unglaublich tolle Stimme Samu hatte. Zusammen mit dem Text des Songs war es eine wunderschöne Mischung, bei der ihre Augen feucht wurden. Allein die Zeile „You can try to find strength in my arms.." erweckte in ihr den Wunsch, sich in Samus Arme zu kuscheln und an nichts anderes denken zu wollen außer an ihn. Nein, das Wort„Wunsch" war zu schwach, um auszudrücken, was sie empfand. Es war Sehnsucht und diese war plötzlich so stark, dass Jessica nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte. Noch nie zuvor hatte sie so empfunden.

„I can give you this sweet symphony

And I hope it makes you feel fine

And it's all that you can get from me

It will always be by your side"

Als Samu diese Zeilen sang, übermannten Jessica die Gefühle auf einmal einfach und sie konnte nichts dagegen tun, dass ihr die Tränen nun unaufhörlich über die Wangen liefen. Wie war es nur möglich, dass Samu mit den Texten der Lieder immer so ins Schwarze traf? Sicher, diese Texte hatte er geschrieben, als er sie, Jessica, noch gar nicht gekannt hatte, aber trotzdem hatte Jessica das Gefühl, dass sie mit diesem Text, der fast zu 100% auf diese Situation zwischen ihr und Samu passte, gemeint war. Ihr wurde wieder mal mehr als klar, dass sie nicht mehr als Freundschaft von Samu erwarten und bekommen konnte. Außer vielleicht gelegentlichen Sex, wenn sie sich darauf einlassen würde. Aber warum nur tat ihr diese Erkenntnis auf einmal so weh? Stumm weinte sie vor sich hin, unterdrückte ihre Schluchzer so gut es ging und hoffte, dass es keiner der anderen mitbekam, wofür die Chancen ganz gut standen, weil sie alle relativ weit auseinander saßen und alle ihre Augen auf Samu gerichtet hatten. Jessica wollte nicht einfach aufstehen und verschwinden, obwohl sie das am liebsten getan hätte. Damit hätte sie nur die Stimmung kaputtgemacht und das wollte sie auch nicht. Was sie ebenfalls nicht wollte, war, dass Samu es mitbekam, denn sie hätte in diesem Fall nicht gewusst, wie sie ihm ihren plötzlichen Gefühlsausbruch hätte erklären sollen. Immer wieder wischte sie sich die Tränen weg und hoffte, dass der Song bald zu Ende war und sie sich wieder beruhigte. So schön er auch war, der Text traf sie einfach mitten ins Herz, ob sie wollte oder nicht.

Jessica hatte sich fast wieder einigermaßen gefasst, als sie hörte, dass Rikus Gitarre neben ihr verstummte, obwohl der Song noch gar nicht zu Ende war, und kurz darauf spürte sie, wie Riku sich neben sie setzte und sie in seine Arme zog.

„Hey, was ist denn los?" fragte er sie leise, wobei er sie an sich drückte und ihr sanft über die Haare streichelte. Doch Jessica konnte nicht antworten, da ihre fast wiedergewonnene Fassung sofort zerbröckelte und sie erneut in Tränen ausbrach. Diesmal, im Schutz von Rikus Armen, unterdrückte sie ihre Schluchzer nicht mehr und es war ihr auch völlig egal, wer es mitbekam. Spätestens, nachdem Riku aufgehört hatte zu spielen und zu ihr gekommen war, hatten doch eh alle bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte, aber das war ihr jetzt auch egal. Sie wollte einfach nur noch weinen und die ganze, über Tage hinweg angestaute Enttäuschung darüber, dass sie nie eine Chance bei Samu haben würde, rauslassen. Warum musste sie sich auch unbedingt in ihn verlieben? Wie hatte sie nur so blöd sein können? Sie hätte nicht zu diesem Konzert in Mönchengladbach gehen und einfach wegbleiben sollen. Sie hätte einfach nicht mehr an Samu denken sollen. Irgendwann hätte sie ihn schon vergessen, aber nein, sie musste ja unbedingt zu diesem Konzert und anschließend zu Samu in den Backstagebereich gehen. Dabei war es sicher ein Zeichen gewesen, dass sie sich zweimal aus den Augen verloren hatten und sie hätte es ganz einfach akzeptieren sollen. Ihre Entscheidung in Köln war so richtig gewesen und sie hätte es dabei belassen sollen. Gott, sie war so blöd.