Konzentriert lauschte Jayda auf Hunters ruhige, regelmäßige Atemzüge. Wie er so schnell hatte einschlafen können war ihr ein Rätsel, denn sie selbst wagte es kaum, einen Finger zu rühren, so verängstigt war sie.
Hätte Hunter nicht auch diesen Namen gesehen, hätte sie wirklich glauben können, dass es dafür eine rationale Erklärung gab, aber ein Schriftzug in der Asche des Kamins, in dem sie bereits eine ganze Nacht lang ein Feuer hatten brennen lassen? Nein, das war nun wirklich nicht mehr rational erklärbar.
Hunter jedoch schien sich darum keine Gedanken zu machen, er glaubte nicht daran, dass hier irgendetwas Übernatürliches vor sich ging. Aber glaubte sie selbst daran? Glaubte sie an Geister oder Dämonen oder was auch immer? Sie wusste es nicht genau. Klar, Geister konnte man nicht sehen, aber immer wieder geschahen Dinge, die man eben nicht erklären konnte.
Jayda umklammerte ihre angezogenen Knie noch etwas fester, den Blick starr auf Hunter gerichtet, der nur knapp zwei Meter von ihr entfernt seelenruhig schlief. Das Feuer warf unheimliche Schatten in sein Gesicht, sodass sie ein paar Mal glaubte, es würde sich zu einer teuflisch grinsenden Fratze verziehen. Natürlich war das Quatsch.
Angestrengt presste sie die Augenlider zu, in der Hoffnung, einschlafen zu können. Tatsächlich wurde sie ein wenig ruhiger, beinahe entspannt. Kontrolliert atmete sie ein und aus, ein und aus, im gleichen Rhythmus wie Hunter. Im Hintergrund hörte sie das leise Knistern und Knacken des Feuers, spürte die Wärme die davon ausging. Sie löste die Umklammerung ihrer Knie, klemmte eine Hand zwischen ihre Wange und das Kissen und seufzte.
Sie durfte sich einfach nicht den Kopf über diese Dinge zerbrechen, sich selbst nicht verrückt machen. Ja, dieses Haus war irgendwie unheimlich, aber es war eben ein altes Haus, das ganz sicherlich eine Geschichte hatte. Womöglich war hier jemand gestorben, sodass es eine unheimliche Aura gab, die niemals wieder verschwinden würde.
Kopfschüttelnd vertrieb Jayda die Gedanken an verstorbene Menschen, denn das half nicht wirklich beim Einschlafen. Sie rutschte noch einmal hin und her, bis sie eine angenehme Position gefunden hatte und lauschte wieder Hunters ruhigem Atem. Es beruhigte sie zu wissen, dass sie nicht allein hier war und sie Hunter jederzeit wecken konnte, sollte ihre Angst zu groß werden. Auch wenn sie das eigentlich nicht wollte, denn obwohl sie sich sicher war, dass er ihr nicht böse sein würde, wäre er bestimmt genervt, dass sie ihn um seinen Schlaf brachte.
Jayda spürte, wie sie langsam wegdämmerte, ein oder zwei Mal noch mal aufschreckte, aber sogleich wieder in einen leichten Dämmerzustand zurückglitt, der den Schlaf ankündigte.
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Wie ein feuchtes, schweres Tuch lag der Schlaf über Jayda, dennoch erwachte sie. Ihre Lider waren unendlich schwer und sie fühlte sich schlapp und träge, als sie blinzelte. Sie wusste nicht so recht, was sie geweckt hatte, also beschloss sie, einfach weiter zu schlafen, bevor sie so richtig wach wurde.
Sie drehte sich auf die andere Seite, vergewisserte sich, dass Hunter ihr gegenüber auf dem anderen Sofa lag und schloss die Augen wieder. Noch immer knisterte und knackte das Feuer im Kamin, also konnte sie noch nicht lange geschlafen haben. Dieses vertraute Geräusch beruhigte sie und sie lauschte ihm eine Weile, gepaart mit Hunters leisem Schnarchen. Sie kuschelte sich tiefer in den Schlafsack und stieß einen genüsslichen Seufzer aus, denn die Gewissheit, sicherlich noch einige Stunden schlafen zu können, machten sie ziemlich zufrieden.
Plötzlich schnitt sich ein leises, aber durchdringendes Geräusch in ihre Ohren. Sofort riss sie die Augen auf, ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust. War das etwa... ein Lachen? Jayda spürte, wie heiße Wellen über ihren Körper schwappten und sie fing an, zu schwitzen. Angestrengt lauschte sie, auch wenn sie dieses Geräusch, das eindeutig nicht hierher gehörte, nicht noch einmal hören wollte.
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Amber
HorrorJayda und Hunter, zwei siebzehnjährige Ausreißer, finden Zuflucht in einem verlassenen Herrenhaus. Blackwood Manor, ein im Wald gelegenes, beeindruckendes Anwesen ohne Strom und Wasser wird bald ihr Zufluchtsort. Allerdings dauert es nicht lange, bi...