Kapitel 50 - Hunter

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Liebe Jayda,

ich kann noch gar nicht glauben, wie viel Positives du in deinem letzten Brief zu berichten hattest. Es freut mich wirklich, dass es dir so fantastisch geht! Natürlich tut es mir leid, dass dein Vater ebenso wie ich im Gefängnis ist, denn hier ist absolut kein schöner Ort. Aber das weißt du ja, mein Leid habe ich dir schon mehr als einmal geklagt. Obwohl, nein. Eigentlich tut es mir nicht leid für ihn, denn er hat dir, deiner Schwester und deiner Mutter unglaubliche Qualen bereitet.

Ich wünsche dir ganz viel Spaß am Samstag (ich hoffe, mein Brief kommt noch vorher an) mit deiner Mutter und deiner Schwester. Es ist wirklich toll, dass ihr euch treffen wollt und ich bin schon sehr gespannt auf deinen Bericht.

Vielen Dank für die Grüße von Amber, bitte bestelle ihr ebenfalls meinen Gruß, wenn du das nächste Mal bei ihr bist. Du kannst ihr sagen, dass es nicht mehr lange dauert, bis auch ich mit zu einem Besuch kommen kann. Aber bitte dieses Mal ohne „Zwischenfälle".

Ach, was ich dich noch fragen wollte: Wie läuft es eigentlich in deinem Studium? Lernst du noch immer fleißig mit dem süßen Liam? Wobei ich sagen muss, dass ich ein wenig eifersüchtig bin – kleiner Scherz! Wenn er wirklich so ein Charmeur ist, wünsche ich euch, dass ihr eine schöne Zeit miteinander haben werdet.

Nun zu deinen Fragen. Mir geht es gut, zumindest so gut es einem im Gefängnis gehen kann. Jeden Tag zwei Stunden Hofgang, das Highlight schlechthin. Eigentlich gibt es nicht viel zu berichten, jeder Tag gleicht dem anderen. Aber einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es. Nur noch siebenunddreißig Tage, dann habe ich meine Strafe abgesessen. Verrückt, dass sie schon vorbei ist, ich habe eigentlich damit gerechnet, den Rest meines Lebens hier zu verbringen. Aber ich bin wirklich dankbar für eine zweite Chance und ich hoffe sehr, dass du Teil meines neuen Lebens bleiben wirst. Deine Befürchtung, ich würde dich links liegen lassen, war nämlich vollkommen unbegründet und auch wenn unser Kennenlernen nicht gerade in den besten Momenten unseres Lebens stattgefunden hat, bin ich wirklich froh, dich gefunden zu haben.

Genug der Gefühlsduselei, du kitzelst wirklich immer meine schlechtesten Seiten hervor. Ich habe versucht, meiner Mutter einen Brief zu schreiben, so wie du es vorgeschlagen hast. Wirklich, ich habe mir sehr viel Mühe gegeben, aber ich habe einfach keine Worte gefunden. Ich denke es ist besser, wenn sie keine Rolle mehr in meinem Leben spielt. Auch wenn mich das ziemlich einsam macht, wenn ich so darüber nachdenke, denn du bist mein einziger Kontakt zur Außenwelt. Mein Zellenkumpel muss leider noch einige Jahre hierbleiben, auch wenn ich glaube, dass wir drei uns gut verstehen würden.

Und noch etwas, das ich dir schon viel zu lange sagen will: Diese Briefe tun meiner Seele wahnsinnig gut. Auch wenn es keine philosophischen Meisterwerke sind, macht es Spaß, mich mit dir auf diese Weise zu unterhalten.

Ich schätze, wir sehen uns in circa zwei Briefen endlich wieder!

Hab dich lieb und pass auf dich auf!

Hunter

AmberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt