Jayda konnte das Zittern ihres Körpers nicht mehr kontrollieren. Zu groß war die Angst, dass sie das nächste Opfer von Alastors Visionen wurde. Sie war nicht so stark wie Hunter oder Amber, sie war schwach und alles andere als eine große Unterstützung in diesem bevorstehenden Kampf. Immerhin mussten sie gegen einen Dämon kämpfen, dabei waren sie doch nur einfache Menschen. Zumindest sie und Hunter, was genau Amber war, wusste sich nicht so recht.
Wenige Sekunden später fanden sie sich vor der Kellertür wieder. Amber führte ihr Himmelfahrtskommando an und sie legte ihre Hand flach auf das Holz der Tür. Hunter stand neben Jayda und beobachtete Amber scharf.
„Lässt sie sich öffnen?", fragte er, woraufhin Amber ihre Hand auf die schmiedeeiserne Klinke legte und sie nach unten drückte. Tatsächlich ließ sich die Tür mit einem leisen Quietschen öffnen.
Jayda glaubte, dass jeden Moment ihre Knie nachgeben und sie einfach auf den Boden fallen würde, so viel Angst hatte sie. War es nicht merkwürdig, dass Alastor sich nach dem Angriff auf Hunter am Kamin noch nicht wieder gezeigt hatte? Immerhin waren sie ihrem Ziel in diesem Moment näher als je zuvor. Anscheinend dachte Amber genau das Gleiche, denn unsicher warf sie einen Blick über die Schulter zu Hunter.
In diesem Moment spürte Jayda, wie ein modriger, seltsam warmer Lufthauch aus dem Keller kam und ihnen durch die Haare fuhr. Augenblicklich legte sich eine Gänsehaut auf ihren ganzen Körper und sie bekam das Gefühl, dass das hier alles eine furchtbar schlechte Idee war. Aber selbst wenn sie ihre Bedenken äußern würde, Amber würde sich nicht von dem Versuch abhalten lassen, sich selbst von Alastor zu befreien. Und auch Hunter würde mit allem, was ihm zur Verfügung stand versuchen, dass Alastor nicht auf ihn übersprang. Nur sie selbst war ein wenig außen vor, was sie einerseits erleichterte und andererseits beunruhigte. Sie fühlte sich bei der ganzen Aktion wie das fünfte Rad am Wagen und sicherlich würde Alastor das ebenfalls nicht entgehen. Womöglich würde er sie zunächst aus dem Weg räumen und sich dann seinen wirklichen Gegnern Amber und Hunter widmen. Jayda Brust verkrampfte sich. Sie wollte nicht aus dem Weg geräumt werden, sie wollte frei sein und ein ganz normales Leben leben.
„Gehen wir runter", sagte Amber bestimmt und setzte einen Fuß auf die Treppe, die in pure Dunkelheit führte. Jayda hörte ein leises Klicken, gefolgt von einem frustrierten Brummen.
„Das Licht funktioniert nicht", kommentierte Amber, was sie jedoch nicht davon abhalten konnte, weiter hinabzusteigen. Unsicher sah Jayda zu Hunter, der ihren Blick entweder nicht bemerkte oder absichtlich ignorierte. Hielt er sie etwa auch für überflüssig und entbehrlich?
Ohne es verhindern zu können stiegen ihr Tränen in die Augen, die sie jedoch heftig wegblinzelte. Für Selbstzweifel war nun wirklich keine Zeit, wenn sie aus der ganze Sache lebend herauskommen wollte.
Hunter verschwand nun ebenfalls in der Dunkelheit und kaum dass er die Treppe betreten hatte, umfing Jayda eine unglaublich erdrückende Stille. Noch nicht einmal die Schritte der beiden auf der vermutlich knarzen müssenden Holztreppe waren zu hören. Was sie allerdings nur zu deutlich hörte war ihr eigener Herzschlag, der wie ein Maschinengewehr gegen ihre Rippen hämmerte. Sie atmete noch einmal tief durch und straffte die Schultern, um den beiden in den Keller zu folgen.
DU LIEST GERADE
Amber
HorrorJayda und Hunter, zwei siebzehnjährige Ausreißer, finden Zuflucht in einem verlassenen Herrenhaus. Blackwood Manor, ein im Wald gelegenes, beeindruckendes Anwesen ohne Strom und Wasser wird bald ihr Zufluchtsort. Allerdings dauert es nicht lange, bi...