Der Morgen war noch jung, aber das Schloss war bereits in vollem Gange. Diener eilten durch die Gänge, trugen schwere Kisten mit feinsten Stoffen, Schmuck und edlen Gewändern. Die Luft war erfüllt vom Klang hastiger Schritte und von leisen, aufgeregten Stimmen, die miteinander tuschelten. Es war ein Tag, an dem sich alles veränderte, und ich spürte die Schwere dessen, was auf uns alle zukam.
Ich schlich durch die schmalen Gänge des Roten Bergfrieds, immer darauf bedacht, mich nicht zu nahe an die großen Hallen und prunkvollen Räume zu wagen, in denen die Vorbereitungen in vollem Gange waren. Noch war es nicht meine Zeit, aber ich konnte das stetige Toben des Geschehens um mich herum nicht ignorieren. Das Schloss vibrierte vor Aktivität, eine fieberhafte Energie, die niemanden unberührt ließ.
Meine Schritte führten mich schließlich zu einem der Seitengänge, der in die Nähe der großen Halle führte. Ich blieb stehen, drückte mich an die kalte Steinwand und lauschte. Stimmen drangen an mein Ohr, und ich erkannte sofort, wem sie gehörten. Aegon, Aemond, Alicent, Otto, Tyland Lennister, Jasper Wyld und Großmaester Orwyl – die mächtigsten Männer des Reiches, die sich versammelt hatten, um den Tag zu planen, der alles verändern würde.
Aegons Stimme war laut und selbstbewusst, wie immer. „Alles muss perfekt sein," hörte ich ihn sagen. „Die Hochzeit wird in die Geschichtsbücher eingehen, und sie wird das Reich vereinen. Es darf nichts schiefgehen."
Ich konnte nicht sehen, was in dem Raum vor sich ging, aber ich stellte mir Aegon vor, wie er vor den anderen stand, den Blick entschlossen, das Kinn stolz erhoben. Dies war sein Moment, sein Tag, und er würde alles daran setzen, dass niemand ihn ihm streitig machte.
Aemond war stiller, wie immer. Doch in seiner Stille lag eine unterschwellige Bedrohung, die mir immer einen Schauder über den Rücken jagte. Er war nicht wie Aegon, der seine Macht zur Schau stellte. Aemond war derjenige, der im Schatten agierte, der wartete, bis der richtige Moment kam, um zuzuschlagen.
Alicents Stimme war beruhigend, wie die einer Mutter, die versucht, die aufgeregten Gemüter ihrer Kinder zu besänftigen. „Wir müssen darauf achten, dass die Gäste gut versorgt sind," sagte sie. „Es wird viele geben, die mit gemischten Gefühlen kommen. Aber es ist unsere Aufgabe, sie zu überzeugen, dass dies das Beste für das Reich ist."
Ich konnte mir vorstellen, wie sie durch den Raum ging, die Hand sanft auf Aegons Arm legte, ihm Mut zusprach und ihm die Sicherheit gab, die er so dringend benötigte. Sie war die treibende Kraft hinter allem, diejenige, die die Fäden zog, um ihren Sohn auf den Thron zu bringen.
Otto Hohenturms Stimme war ruhig, fast emotionslos, doch in jedem seiner Worte lag ein messerscharfer Verstand. „Die Lannisters und die Hohenturms sind unsere stärksten Verbündeten," sagte er. „Sie werden dafür sorgen, dass die Nachricht von der Hochzeit sich wie ein Lauffeuer im Reich verbreitet. Sobald die Hochzeit vollzogen ist, wird es keinen Weg zurück mehr geben."
Tyland Lennister lachte, ein kaltes, hartes Lachen, das mir einen weiteren Schauer über den Rücken jagte. „Das Reich wird jubeln," sagte er. „eine Hochzeit – es gibt keinen besseren Weg, um unsere Macht zu festigen."
Jasper Wyld, bekannt als der Eisige, sprach kaum, aber ich konnte mir vorstellen, wie er dort stand, die Arme verschränkt, das Gesicht emotionslos. Er war ein Mann, der alles kalkulierte, der nichts dem Zufall überließ.
Großmaester Orwyl hingegen sprach mit sanfter Stimme, voller Sorge. „Wir müssen sicherstellen, dass alles im Einklang mit den Traditionen des Reiches geschieht," sagte er. „Es darf keinen Zweifel daran geben, dass diese Hochzeit vor den Göttern rechtmäßig ist."
Während ich dort stand und lauschte, spürte ich, wie sich eine kalte Hand um mein Herz legte. Dies war keine Hochzeit aus Liebe, sondern eine politische Intrige, eine Machtdemonstration, die das Schicksal des gesamten Reiches besiegeln würde. Und ich war jetzt ein Teil davon, ob ich es nun wollte oder nicht.
Ich wusste, dass ich hier nicht erwischt werden durfte. Wenn jemand herausfand, dass ich lauschte, könnte das katastrophale Folgen haben. Aber ich konnte nicht anders – ich musste wissen, was sie planten, was sie über mich entschieden hatten, ohne dass ich auch nur ein Wort mitzureden hatte.
Ich schlich näher an die Tür heran, versuchte, noch mehr von dem Gespräch aufzuschnappen, das in der großen Halle stattfand. Die Worte waren jetzt leiser, als ob sie sich bewusst waren, dass die Wände Ohren haben könnten.
„Und was ist mit Yn?" fragte schließlich Alicent, ihre Stimme voller Sorge. „Sie wird eine entscheidende Rolle in all dem spielen. Wir müssen sicherstellen, dass sie bereit ist."
Mein Atem stockte, als ich meinen Namen hörte. Ich drückte mich noch dichter an die Wand, versuchte, jedes Wort zu erfassen.
„Yn wird das Richtige tun," antwortete Aegon mit einem Hauch von Arroganz in seiner Stimme. „Sie weiß, dass sie nun keine Wahl mehr hat, sie hat sich bereits entschieden."
„Aber wir dürfen sie nicht unterschätzen," fügte Aemond hinzu, seine Stimme so kühl wie immer. „Yn ist stark, stärker, als wir vielleicht glauben. Sie könnte uns überraschen, und darauf müssen wir vorbereitet sein."
„Wir müssen sicherstellen, dass sie die Konsequenzen versteht, wenn sie sich gegen uns stellt," sagte Otto, seine Stimme bedrohlich leise. „Es gibt keinen Raum für Fehler."
Die Anspannung in mir wuchs mit jedem Wort, das ich hörte. Sie sprachen über mich, planten mein Leben, als wäre ich nur eine Spielfigur in ihrem großen Plan. Doch tief in mir regte sich auch etwas anderes – eine Entschlossenheit, die ich bisher nicht gekannt hatte. Ich war vielleicht in diese Lage gewissermaßen gezwungen worden, aber das bedeutete nicht, dass ich mich einfach fügen würde.
Als das Gespräch in der Halle leiser wurde, zog ich mich langsam zurück. Ich konnte nicht länger bleiben, konnte es nicht riskieren, entdeckt zu werden. Doch in mir brannte jetzt ein Feuer, das nicht mehr so leicht zu löschen war.
Ich eilte durch die Gänge, weg von der großen Halle, weg von den Stimmen, die über mein Schicksal entschieden. Doch egal, wie weit ich rannte, die Worte hallten in meinem Kopf wider.
„Yn wird das Richtige tun."
Aber was war das Richtige? Für mich, für meine Familie, für das Reich? Die Entscheidung, die vor mir lag, war eine, die mein ganzes Leben verändern würde, und ich war mir nicht sicher, ob ich bereit war, sie zu treffen.
Ich erreichte schließlich einen der stilleren Flügel des Schlosses, fernab von dem Trubel und den Vorbereitungen. Hier konnte ich für einen Moment durchatmen, doch die Ruhe war trügerisch. In mir tobte ein Sturm, ein Kampf zwischen Pflicht und Freiheit, zwischen dem, was von mir erwartet wurde, und dem, was ich wirklich wollte.
Ich lehnte mich an eine der kühlen Steinwände und schloss die Augen, versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Doch es war schwer, Klarheit zu finden in diesem Wirrwarr von Gefühlen und Ängsten.
Ich wusste, dass ich bald eine Entscheidung treffen musste. Die Hochzeit rückte unaufhaltsam näher, und mit ihr der Moment, in dem ich mich entscheiden musste – für mich selbst, für meine Familie, für das Reich.
„Yn wird das Richtige tun."
Aber war das, was sie für richtig hielten, auch das Richtige für mich? Ich war nicht sicher, und das war es, was mich am meisten quälte.
Doch eines wusste ich sicher: Egal, wie die Entscheidung ausfiel, ich würde sie selbst treffen. Ich würde nicht zulassen, dass sie mir meine Freiheit nahmen, dass sie mich in ein Leben zwangen, das nicht das meine war.
Und so, während das Schloss um mich herum in fieberhafte Aktivität versank, schwor ich mir, dass ich meinen eigenen Weg finden würde – egal, wie schwer er sein mochte.
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𝐲𝐧 𝐓𝐚𝐫𝐠𝐚𝐫𝐲𝐞𝐧 - 𝗺𝘆 𝗕𝗹𝗼𝗼𝗱
Fanfiction𝐄s ist ihr Valyrisches Blut was sie so besonders macht. Silbernes Haar, Lila farbenne Augen. Ganz eindeutig Blut des Drachens. Yn Targaryen ist die erst geborene Tochter von Rhaenyra und Daemon Targaryen. Als Viserys stirbt und somit die Erbschaft...