Der Morgen begann wie jeder andere. Ich öffnete die Augen und spürte die Kühle des Morgens in den Gemäuern von Drachenstein. Der schwere, samtene Vorhang meines Baldachins ließ nur wenig Licht in den Raum. Trotzdem konnte ich das entfernte Rauschen des Meeres hören, das gegen die Klippen schlug, und die Geräusche der erwachenden Burg.
Langsam setzte ich mich auf und fuhr mit meinen Fingern durch mein langes, silbernes Haar, das sich über meine Schultern ergoss wie flüssiges Mondlicht. Es war eine Geste, die mir vertraut war, fast wie ein Ritual, das den Tag einleitete. Ich erinnerte mich an das sanfte Lächeln meiner Mutter, Rhaenyra, die oft sagte, dass mein Haar das schönste aller Targaryens sei. Sie selbst trug ihr Haar stolz, ebenso wie mein Vater, Daemon, der jedoch mehr wie ein Krieger als wie ein Prinz erschien, egal wie vornehm er auch gekleidet war.
Während ich meine Gedanken ordnete, fiel mein Blick auf das Fenster, durch das ich den Himmel erahnen konnte. Ein blasser Streifen Morgenlicht kündigte den beginnenden Tag an. Ich hatte noch etwas Zeit für mich, bevor die Diener kommen würden, um mich für die heutigen Festlichkeiten vorzubereiten.
Festlichkeiten. Es war Aegons Namenstag, und die große Turnierveranstaltung zu Ehren seines zwanzigsten Jahres stand bevor. Eine Welle der Aufregung durchzog mich, als mir bewusst wurde, was dieser Tag bedeutete. Nicht nur für meinen Halbbruder, sondern auch für mich. Heute würde ich zum ersten Mal als vollwertige Targaryen-Prinzessin in der Öffentlichkeit auftreten, inmitten der höchsten Häuser des Reiches.
Die Verantwortung lastete schwer auf meinen Schultern, doch gleichzeitig spürte ich eine seltsame Vorfreude. Es war ein Tanz auf Messers Schneide, das Spiel der Drachen, das ich von Kindesbeinen an gelernt hatte. Rhaenyra hatte stets darauf geachtet, mich in die Mysterien der Macht und Politik einzuweihen, während mein Vater mir die Künste des Krieges näherbrachte. Eine Tochter der Targaryens musste beides beherrschen.
Mit einem Seufzer schwang ich die Beine aus dem Bett und spürte das kühle Steinpflaster unter meinen Füßen. Mein Herz schlug schneller, als ich zum Fenster trat und den schweren Vorhang beiseite schob. Der Himmel war klar, und die Sonne begann gerade, den Horizont zu berühren, in einem strahlenden, goldenen Glanz.
In der Ferne konnte ich das Turnierfeld sehen, bereits belebt von unzähligen Vorbereitungen. Fahnen mit den Wappen der großen Häuser flatterten im Wind, und der Lärm der Soldaten und Ritter, die ihre Pferde und Waffen prüften, drang bis hier oben in meine Gemächer. Die Aussicht war majestätisch, wie ich es von Königsmund gewohnt war. Aber heute schien alles schärfer, lebendiger.
Ein leises Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. „Kommt herein", rief ich, und sofort trat meine Zofe Lyanna ein. Sie war eine stille, jedoch sehr aufmerksame junge Frau, die ich seit meiner Kindheit kannte.
„Guten Morgen, Prinzessin Yn", sagte sie und verbeugte sich leicht. „Ich hoffe, Ihr habt gut geschlafen."
„Gut genug", antwortete ich und drehte mich zu ihr um. „Heute ist ein großer Tag."
„Das ist er in der Tat, Mylady", erwiderte Lyanna, während sie begann, die Vorbereitungen für mein Bad zu treffen. „Ihr werdet heute in aller Augen stehen."
Ihre Worte erfüllten mich mit einem Gefühl von Stolz und Anspannung. Ich wusste, dass mein Auftreten nicht nur mich, sondern auch meine Familie repräsentieren würde. Alles, was ich heute tun würde, wäre ein Spiegelbild der Targaryen-Dynastie.
Während Lyanna das Badewasser einließ, trat ich an den Schminktisch und betrachtete mein Spiegelbild. Die silbernen Haare, die violetten Augen – sie alle erinnerten mich daran, wer ich war. Ein Lächeln spielte um meine Lippen, als ich daran dachte, wie oft meine Mutter mir von der Stärke unserer Blutlinie erzählt hatte. Ein Drachenlied, das niemals enden sollte.
DU LIEST GERADE
𝐲𝐧 𝐓𝐚𝐫𝐠𝐚𝐫𝐲𝐞𝐧 - 𝗺𝘆 𝗕𝗹𝗼𝗼𝗱
Hayran Kurgu𝐄s ist ihr Valyrisches Blut was sie so besonders macht. Silbernes Haar, Lila farbenne Augen. Ganz eindeutig Blut des Drachens. Yn Targaryen ist die erst geborene Tochter von Rhaenyra und Daemon Targaryen. Als Viserys stirbt und somit die Erbschaft...