Der Morgen war angebrochen, und die ersten Strahlen der Sonne schienen durch die schweren Vorhänge meines Zimmers. Doch die Wärme des Tages erreichte mich nicht. Mein Herz war schwer, und in meinem Kopf tobte noch immer der Sturm der Entscheidungen, die ich heute würde treffen müssen.
Noch bevor ich den Mut gefunden hatte, aus dem Bett zu steigen, klopfte es leise an meiner Tür. Ich wusste, wer es war, noch bevor ich ihre Stimme hörte. „Yn, es ist Zeit", sagte Alicent mit ruhiger, aber bestimmter Stimme. Ich konnte die Anspannung in ihren Worten spüren, obwohl sie sich bemühte, sie zu verbergen.
Widerwillig erhob ich mich, zog mich an und folgte ihr schweigend. Ihre Schritte hallten leise in den Korridoren wider, während wir den langen Weg hinunter zum Keller nahmen. Heute fühlte sich der Weg anders an, schwerer, als ob die Mauern selbst das Gewicht meiner bevorstehenden Entscheidung spürten. Der Keller schien endlos, ein Labyrinth aus Stein, das mich immer tiefer in die Dunkelheit führte.
Ich hatte diesen Weg schon einmal gegangen, aber heute war es anders. Heute würde ich eine Entscheidung treffen müssen, die alles verändern würde.
Alicent führte mich in den tiefsten Teil des Kellers, dorthin, wo die Schädel der Drachen aufgereiht waren. Die alten Knochen, die Zeugen einer längst vergangenen Zeit waren, schienen mich aus ihren leeren Augenhöhlen anzustarren, als wollten sie mir ihre Geschichten erzählen – Geschichten von Macht, Ruhm und dem Vergehen von beidem.
Ich ließ meinen Blick über die Schädel schweifen und versuchte, in ihnen irgendeine Art von Antwort zu finden. Einer der größten Schädel gehörte Balerion, dem Schrecken von Valyria, dessen Kiefer so groß war, dass er einen Menschen mit einem Bissen verschlingen konnte. Es war ein überwältigender Anblick, der mich an die Macht erinnerte, die das Haus Targaryen einst besessen hatte. Doch auch Balerion war gefallen, wie alle Drachen eines Tages fallen würden.
Die Kälte des Kellers kroch in meine Knochen, während ich weiterging. Der Gang schien noch länger zu sein als zuvor, und jeder Schritt schien mich weiter von der Entscheidung, die ich treffen musste, zu entfernen, statt mich ihr näherzubringen.
Endlich erreichten wir den Ort, an dem sie auf mich warteten. Die vertrauten Gesichter – Aegon, Aemond, Otto und Ser Criston Cole – waren alle versammelt. Ihre Mienen waren ernst, und in ihren Augen lag eine Mischung aus Erwartung und Sorge. Doch es war Alicent, deren Anwesenheit am meisten spürbar war. Ihre grünen Augen ruhten auf mir, und ich konnte die unausgesprochene Bitte darin lesen.
„Yn," begann sie leise, ihre Stimme zitterte kaum merklich, „wir wissen, wie schwer diese Entscheidung für dich ist. Aber es gibt Dinge, die getan werden müssen – für das Reich, für unsere Familie."
Ich nickte, unfähig, sofort zu antworten. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, als ob es gegen die Enge der Entscheidung ankämpfte, die es einengen wollte. Die Worte, die sie gesagt hatte, hallten in mir nach, doch sie brachten keine Klarheit. Nur mehr Fragen.
„Ich verstehe", sagte ich schließlich, meine Stimme klang fremd in meinen eigenen Ohren. „Aber was Ihr von mir verlangt, ist mehr als nur eine Entscheidung. Es ist ein Verrat an meiner Mutter, an allem, woran ich geglaubt habe."
Otto trat einen Schritt vor, seine Augen durchdringend und scharf. „Es geht nicht um Verrat, Yn. Es geht um das Überleben des Reiches. Um den Schutz unserer Familie. Du musst das größere Bild sehen."
„Das größere Bild?" Ich schüttelte den Kopf. „Was ist mit dem Thron meiner Mutter? Sie hat ihn sich verdient, sie ist die Erbin."
„Der Thron ist mehr als nur ein Sitz aus Eisen", entgegnete Aegon, seine Stimme rau vor Anspannung. „Er ist das, was uns zusammenhält, was das Reich zusammenhält. Und in diesen Zeiten... in diesen Zeiten ist es unerlässlich, dass jemand darauf sitzt, der stark genug ist, das Reich zu führen."
Sein Blick traf meinen, und ich spürte die Last seiner Worte. Es war, als ob jeder von ihnen mich tiefer in die Dunkelheit zog, wie eine Kette, die mich an diese unausweichliche Entscheidung band.
„Ich weiß nicht, ob ich das kann", gestand ich schließlich. „Ich weiß nicht, ob ich in der Lage bin, eine Entscheidung zu treffen, die alles, was mir lieb und teuer ist, zerstören könnte."
Aemond, der bis jetzt geschwiegen hatte, trat vor und legte eine Hand auf meine Schulter. „Yn", sagte er leise, „was auch immer du entscheidest, ich werde an deiner Seite sein. Wir alle werden es. Aber du musst die Entscheidung treffen."
Ich spürte die Wärme seiner Hand durch das dünne Tuch meines Kleides, und sie gab mir etwas Trost. Doch die Last auf meinen Schultern blieb bestehen.
Ich schloss die Augen, atmete tief ein und versuchte, die Dunkelheit in meinem Inneren zu durchdringen. Was war richtig? Was war falsch? Und war es überhaupt möglich, das eine vom anderen zu unterscheiden in einer Welt, die so voller Grauzonen war?
Als ich die Augen wieder öffnete, war es, als ob die Zeit für einen Moment stillstand. Ich sah die Schädel der Drachen, die stillen Zeugen vergangener Entscheidungen, und ich sah die Gesichter meiner Familie, die auf mich warteten.
„Ich werde es tun", sagte ich schließlich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Ich werde Aegon heiraten. Aber nicht, weil ich glaube, dass es das Richtige ist – sondern weil ich hoffe, dass es das Beste für das Reich ist."
Ein kollektiver Atemzug ging durch die Gruppe, als ob sie alle die Luft angehalten hätten, während sie auf meine Antwort warteten. Alicent trat vor, ihre Augen voller Erleichterung, und nahm meine Hände in ihre.
„Danke, Yn", flüsterte sie. „Du hast das Richtige getan."
Doch tief in meinem Inneren wusste ich, dass es keine einfache Antwort gab. Es war eine Entscheidung, die noch viele schmerzhafte Folgen haben würde. Aber es war meine Entscheidung, und ich würde die Konsequenzen tragen müssen – so wie es alle vor mir getan hatten.
„Nun", sagte Otto, seine Stimme wieder fest und entschlossen, „haben wir viel vorzubereiten. Es gibt keine Zeit zu verlieren."
Während sie sich daran machten, die nächsten Schritte zu planen, blieb ich für einen Moment zurück, allein mit den Drachen und meinen Gedanken. Der Weg, den ich gewählt hatte, war nun klar, doch die Dunkelheit, die mich umgab, war noch lange nicht gewichen.
Und so folgte ich ihnen schließlich aus dem Keller hinaus, zurück in die Welt des Tageslichts, mit der Gewissheit, dass die kommenden Tage das Schicksal des Reiches für immer verändern würden.
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𝐲𝐧 𝐓𝐚𝐫𝐠𝐚𝐫𝐲𝐞𝐧 - 𝗺𝘆 𝗕𝗹𝗼𝗼𝗱
Fanfic𝐄s ist ihr Valyrisches Blut was sie so besonders macht. Silbernes Haar, Lila farbenne Augen. Ganz eindeutig Blut des Drachens. Yn Targaryen ist die erst geborene Tochter von Rhaenyra und Daemon Targaryen. Als Viserys stirbt und somit die Erbschaft...