In jener Nacht, als die Dunkelheit den Roten Bergfried einhüllte und nur das entfernte Grollen eines bevorstehenden Sturms zu hören war, fühlte ich mich seltsam unruhig. Der Tag war voller Lasten gewesen – voller Entscheidungen, die mich immer weiter in die Abgründe des Krieges und der Machtkämpfe zogen. Aber jetzt, im Schutz der Nacht, während die Welt draußen schlief, war es nicht die Realität, die mich beunruhigte. Es war das, was in mir vorging. Meine Gedanken schwebten ziellos, unfähig, sich an einem klaren Ziel festzuhalten.
Als ich mich schließlich dem Schlaf hingab, erwartete ich die erdrückende Stille der Nacht, doch das Gegenteil geschah. Kaum hatte ich die Augen geschlossen, fand ich mich in einem Traum wieder – und es war nicht das erste Mal, dass ich diese seltsame, fast übernatürliche Begegnung hatte.
Alys Strom stand vor mir. Die mysteriöse Heilerin, die bereits in meinen Träumen aufgetaucht war, blickte mich mit diesen durchdringenden, weisen Augen an, die mich jedes Mal in eine andere Welt zogen. Sie sprach nicht, doch ich wusste, dass sie mich erwartete. Ich folgte ihr, wie ich es immer tat, ohne zu wissen, wohin sie mich führen würde. Es war eine sonderbare, unbeschreibliche Verbindung, die ich zu ihr spürte, als wäre sie ein Teil von mir, den ich noch nicht völlig verstanden hatte.
Der Götterhain öffnete sich vor uns. Die mächtigen Bäume standen still und doch voller Leben, ihre Äste neigten sich unter dem Gewicht ihrer Jahrhunderte alten Weisheit. Im Zentrum des Hains ragte der Lebensbaum empor, dessen Stamm mit den tiefen Schnitzereien des alten Glaubens übersät war. Er wirkte so alt wie die Zeit selbst, als wäre er Zeuge all dessen gewesen, was in Westeros geschehen war und noch geschehen würde.
Alys blieb stehen, ihre Hand wies auf den Baum. „Es ist Zeit," sagte sie schließlich mit einer Stimme, die wie ein ferner, verwehter Wind klang. „Du bist bereit, deinen Pfad zu sehen."
Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, doch gleichzeitig schien etwas in mir zu erwachen – eine Neugier, eine Erwartung, die mich trieb. Ohne zu zögern trat ich vor und streckte meine Hand aus, um den Baum zu berühren. In dem Moment, als meine Finger die raue Rinde berührten, durchströmten mich Visionen, wie eine Flut, die plötzlich alles mit sich riss.
Bilder flackerten vor meinen Augen auf. Der Krieg der Drachen tobte um mich herum. Ich sah die Drachen, die Feuer speiend durch den Himmel schossen, ihre Reiter entschlossen, ihren Willen durchzusetzen. Das Blut, der Rauch, die Zerstörung – es war ein Chaos aus Gewalt und Verlust. Und doch war da mehr. Ich sah Aemonds eigenen Tod, so klar und so unvermeidlich, als wäre sein Schicksal längst besiegelt. Es war ein Gefühl der Ohnmacht, das mich überwältigte, doch ich konnte mich nicht abwenden. Der Pfad, den ich zu gehen hatte, war unerbittlich.
Die Visionen zeigten mir mehr als nur den Krieg. Ich sah das Schicksal von Westeros, das über den Drachenkrieg hinausging. Eine finstere Bedrohung aus dem Norden formte sich vor meinen Augen – die Weißen Wanderer. Ihre kalten, leblosen Augen, ihr gnadenloser Vormarsch. Sie brachten den Winter, einen Winter, der alles verschlingen würde, was ihm im Weg stand. Die Welt, wie ich sie kannte, würde in der Kälte versinken.
Doch dann, wie ein heller Lichtstrahl in der Dunkelheit, sah ich Hoffnung. Eine Frau mit silbernem Haar und Augen, die das Feuer in sich trugen, stand vor mir. Sie hielt drei frisch geschlüpfte Drachen in den Händen – die Verkörperung der alten Macht der Targaryens. Es war nicht das Ende. Es war ein Neuanfang, ein Funke des Lebens inmitten all der Zerstörung. Und sie würde kommen. Sie würde die Flamme der Targaryens wieder entzünden.
Ich sah auch Rhaenyra. Sie saß auf dem Eisernen Thron, ihr Gesicht war von Entschlossenheit geprägt. Der Thron war das, was sie immer angestrebt hatte, und nun saß sie dort, als rechtmäßige Königin. Der Krieg hatte sie hierher gebracht, doch es war noch lange nicht vorbei. Die Verantwortung, die sie trug, die Krone auf ihrem Haupt, schien schwerer als alles andere. Und ich wusste, dass sie kämpfen würde, um alles zu beschützen, was ihr teuer war.
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𝐲𝐧 𝐓𝐚𝐫𝐠𝐚𝐫𝐲𝐞𝐧 - 𝗺𝘆 𝗕𝗹𝗼𝗼𝗱
Fanfiction𝐄s ist ihr Valyrisches Blut was sie so besonders macht. Silbernes Haar, Lila farbenne Augen. Ganz eindeutig Blut des Drachens. Yn Targaryen ist die erst geborene Tochter von Rhaenyra und Daemon Targaryen. Als Viserys stirbt und somit die Erbschaft...