𝐃𝐞𝐫 𝐑𝐚𝐭 𝐢𝐧 𝐝𝐞𝐫 𝐀𝐛𝐰𝐞𝐬𝐞𝐧𝐡𝐞𝐢𝐭 𝐯𝐨𝐧 𝐀𝐞𝐠𝐨𝐧

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Als ich den Raum betrat, lag eine bedrückende Stille über dem Ratssaal. Die Luft war schwer von unausgesprochenen Sorgen, und die Gesichter der Anwesenden spiegelten die Anspannung wider, die in jedem von uns brodelte. Aegon war schwer verletzt und unfähig, das Reich zu führen. Die Verantwortung lastete nun auf uns – und vor allem auf mir.

Ich setzte mich an meinen Platz, das Herz schwer. Die Blicke der anderen Ratsmitglieder ruhten auf mir, und ich spürte das Gewicht ihrer Erwartungen. Alicent saß mir gegenüber, ihr Gesicht war blass und sorgenvoll, während Aemond wie immer eine Maske der Unnahbarkeit trug. Sein Blick war jedoch durchdringend, als würde er versuchen, meine Gedanken zu lesen.

„Wir haben uns hier versammelt," begann Otto Hohenturm, der die Sitzung leitete, „um zu besprechen, wie das Reich in der Abwesenheit des Königs regiert werden soll. Seine Genesung wird Zeit in Anspruch nehmen, und in dieser Zeit muss jemand das Zepter führen."

Er sprach mit der Autorität eines Mannes, der daran gewöhnt war, das Reich zu lenken. Und doch konnte ich die unterschwellige Spannung in seiner Stimme hören. Es war eine Situation, die wir alle nicht erwartet hatten, und sie brachte das fragile Gleichgewicht der Macht ins Wanken.

„Eigentlich," fuhr Otto fort, „liegt die Verantwortung in solchen Fällen bei der Königin. Doch Aemond, als der Bruder des Königs, hat ebenfalls einen legitimen Anspruch, besonders in diesen Zeiten des Krieges."

Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenzog. Die Tatsache, dass meine Rolle als Königin infrage gestellt wurde, war beunruhigend, aber nicht überraschend. Aemond hatte immer seine eigenen Ansichten über Macht und Führung, und ich wusste, dass er nicht zögern würde, diese durchzusetzen.

„Aemond hat sich als fähiger Krieger und Anführer bewiesen," sagte Tyland Lennister, der rechts von mir saß. „Er hat die Stärke und die Erfahrung, die in diesen Zeiten nötig sind. Doch wir dürfen auch die Stimme der Königin nicht übergehen."

Alle Augen wandten sich mir zu, und für einen Moment fühlte ich mich, als würde ich auf dem Eisernen Thron selbst sitzen, das Gewicht der Krone auf meinem Kopf. Ich holte tief Luft und versuchte, die Gedanken zu ordnen, die in meinem Kopf wirbelten.

„Ich verstehe die Bedenken, die hier vorgebracht werden," begann ich, meine Stimme so fest wie möglich. „Doch wir dürfen nicht vergessen, dass Aegon mich zu seiner Königin gemacht hat, um in solchen Momenten an seiner Stelle zu regieren. Das ist mein Recht und meine Pflicht."

Aemond verschränkte die Arme vor der Brust, seine Miene ausdruckslos. „Niemand stellt deine Position infrage, Yn. Aber in Zeiten des Krieges ist es entscheidend, dass wir jemanden haben, der nicht nur die Regierungsgeschäfte führt, sondern auch das Heer anführen kann."

Seine Worte trafen mich wie ein Stich. Es war keine direkte Herausforderung, aber die Botschaft war klar: Aemond sah mich nicht als fähig an, das Reich in diesen schwierigen Zeiten zu führen. Und vielleicht hatte er recht, zumindest in militärischer Hinsicht. Doch ich konnte nicht zulassen, dass meine Rolle auf diese Weise geschwächt wurde.

„Wir stehen vor einer schwierigen Situation," sagte ich, den Blick fest auf Aemond gerichtet. „Es gibt keinen Zweifel, dass du im Kampf unverzichtbar bist, Aemond. Aber das Reich braucht auch Stabilität und Führung. Es braucht jemanden, der die politischen Fäden in der Hand hält, während du auf dem Schlachtfeld bist."

Alicent nickte zustimmend, doch ich konnte sehen, dass sie innerlich zerrissen war. Sie wollte mich unterstützen, aber sie war auch Aemonds Mutter, und ich wusste, dass sie in ihm einen starken Verbündeten sah.

„Vielleicht gibt es einen Weg, beides zu vereinen," schlug Jasper Wyld vor, seine Augen prüfend auf uns beide gerichtet. „Die Königin könnte die Regierungsgeschäfte führen, während Aemond das Kommando über das Heer übernimmt. Auf diese Weise wären sowohl die Heimat als auch die Front in fähigen Händen."

Ich hielt inne, um darüber nachzudenken. Es war ein Kompromiss, der uns beide befriedigen könnte, aber es bedeutete auch, dass ich einen Teil meiner Macht abtreten musste – zumindest vorübergehend. Doch wenn es dazu beitrug, das Reich zu stabilisieren und den Krieg zu gewinnen, war es vielleicht der richtige Weg.

„Das könnte funktionieren," sagte ich schließlich und sah Aemond in die Augen. „Aber es muss klar sein, dass ich die endgültigen Entscheidungen treffe, was die Regierung betrifft. Die militärischen Angelegenheiten überlasse ich dir, Aemond. Doch in allem anderen stehe ich an der Spitze."

Aemond hielt meinen Blick für einen Moment, dann nickte er. „Das ist akzeptabel," sagte er knapp, doch ich konnte die unterschwellige Spannung in seiner Stimme hören. Es war ein vorläufiger Waffenstillstand, kein Frieden.

„Dann ist es beschlossen," verkündete Otto Hohenturm, seine Stimme klang erleichtert. „Yn wird in Abwesenheit des Königs die Regierungsgeschäfte übernehmen, während Aemond das Heer führt. Wir müssen jetzt alles daran setzen, den Krieg so schnell wie möglich zu unseren Gunsten zu entscheiden."

Die Ratsmitglieder nickten, und ich konnte die Erleichterung in ihren Gesichtern sehen. Ein Machtkampf war vorerst abgewendet, doch ich wusste, dass diese Lösung nur so lange Bestand haben würde, wie wir erfolgreich waren. Ein weiterer Rückschlag, und die Machtbalance könnte erneut kippen.

Als die Sitzung beendet war und die Ratsmitglieder den Saal verließen, blieb ich noch einen Moment sitzen, meine Gedanken kreisten um das, was geschehen war. Aemond zögerte, bevor er den Raum verließ, und ich fragte mich, was in seinem Kopf vorging. War er zufrieden mit dem Kompromiss, oder sah er dies nur als vorübergehende Lösung?

„Yn," sagte Alicent leise, als sie auf mich zutrat. „Du hast das Richtige getan."

Ich sah zu ihr auf und lächelte schwach. „Ich hoffe es. Aber ich weiß, dass dies nur der Anfang ist. Der wahre Kampf beginnt jetzt."

Alicent legte eine Hand auf meine Schulter. „Du bist stark, Yn. Das hast du heute gezeigt. Und du hast uns alle daran erinnert, warum Aegon dich zu seiner Königin gemacht hat."

Ihre Worte gaben mir etwas Trost, aber ich wusste, dass die Herausforderungen, die vor uns lagen, weitaus größer waren als alles, was ich mir jemals vorgestellt hatte. Doch ich war bereit, mich ihnen zu stellen – für das Reich, für Aegon, und für alles, wofür wir gekämpft hatten.

𝐲𝐧 𝐓𝐚𝐫𝐠𝐚𝐫𝐲𝐞𝐧 - 𝗺𝘆 𝗕𝗹𝗼𝗼𝗱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt