𝐃𝐞𝐫 𝐖𝐢𝐥𝐥𝐞 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐬 𝐃𝐫𝐚𝐜𝐡𝐞𝐧

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𝗥𝗵𝗮𝗲𝗻𝘆𝗿𝗮 

𝗗𝗿𝗮𝗰𝗵𝗲𝗻𝘀𝘁𝗲𝗶𝗻


Der Himmel über Drachenstein war grau und wolkenverhangen, ein Spiegelbild der dunklen Wolken, die sich in meinem Herzen sammelten. Der Verlust von Rhaenys und das Schweigen von Daemon lasteten schwer auf mir, aber ich wusste, dass ich nicht in meiner Trauer verharren durfte. Der Krieg war in vollem Gange, und wir brauchten jeden Vorteil, den wir bekommen konnten. Heute war der Tag, an dem wir versuchen würden, Verimerthor, einen der mächtigsten Drachen, für unsere Sache zu beanspruchen.

Verimerthor war alt, einer der ältesten Drachen, der je auf Drachenstein gelebt hatte. Seine Schuppen waren von einer dunklen Bronzetönung, die im Licht fast glühte, und seine Augen, wie flüssiges Gold, strahlten eine unheimliche Intelligenz aus. Doch trotz seiner Macht war Verimerthor schon lange ohne einen Reiter, und die Drachenwächter hatten davor gewarnt, dass er wild und unberechenbar geworden war. Trotzdem konnte ich die Möglichkeit nicht ignorieren. Wenn wir ihn für unsere Sache gewinnen könnten, würde das ein bedeutender Vorteil sein.

Einer der Lords, ein Mann mit Valyrischem Blut in seinen Adern, hatte sich freiwillig gemeldet, um zu versuchen, Verimerthor zu zähmen. Lord Martyn, ein Mann von beeindruckender Statur und starkem Willen, war sich der Gefahr bewusst, doch er war überzeugt, dass er die Kraft besaß, den Drachen zu beherrschen. Ich konnte seine Entschlossenheit verstehen; in diesen Zeiten war jeder bereit, sein Leben zu riskieren, um die Oberhand zu gewinnen.

Wir standen in der riesigen Höhle, die als Verimerthors Zufluchtsort diente. Die Luft war schwer und stickig, erfüllt von einem Geruch, der nach Schwefel und Asche roch. Die Drachenwächter, erfahrene Männer, die ihr Leben lang mit diesen Bestien verbracht hatten, versuchten, Verimerthor zu beruhigen. Sie flüsterten alte Valyrische Worte, die Drachen wie Musik in den Ohren klingen sollten, doch der große Drache blieb unruhig, seine Augen fixierten uns mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen.

Ich stand etwas abseits, beobachtete jeden Schritt, jeden Atemzug von Verimerthor und Lord Martyn. Mein Herz schlug schnell, und obwohl ich äußerlich ruhig blieb, konnte ich die Anspannung kaum ertragen. Ich wusste, dass dies ein riskantes Unterfangen war, doch ich hatte keine andere Wahl. Wenn dieser Drache verloren war, könnte es das Schicksal des Krieges entscheiden.

„Verimerthor," rief Lord Martyn, seine Stimme fest und entschlossen, „Ich bin hier, um dich zu beanspruchen. Ich bin von Valyrischem Blut, und ich biete dir die Macht, die du verdienst. Gemeinsam werden wir Feuer und Tod über unsere Feinde bringen."

Der Drache hob den Kopf, seine riesigen Nüstern bebten, als er den Geruch des Mannes aufnahm, der sich ihm näherte. Für einen Moment schien es, als würde Verimerthor die Worte des Lords anerkennen. Sein massiver Körper entspannte sich leicht, und die Drachenwächter warfen mir einen hoffnungsvollen Blick zu. Vielleicht würde es tatsächlich funktionieren.

Lord Martyn trat noch näher, seine Hand ausgestreckt, um den Drachen zu berühren. Ein stiller Moment, in dem die Welt den Atem anhielt, schien sich über die Höhle zu legen. Ich konnte den Schweiß auf Martyns Stirn sehen, den Kampf, die Furcht in Schach zu halten, die in ihm brodelte. Der Drache beobachtete ihn weiterhin mit seinen glühenden Augen, und für einen Moment sah es aus, als würde Verimerthor ihm gestatten, in seine Nähe zu kommen.

Doch dann, mit einem unheimlichen Knurren, das tief aus seiner Brust kam, änderte sich alles. Die Augen des Drachen verengten sich zu Schlitzen, und ich spürte, wie sich die Atmosphäre in der Höhle veränderte. Verimerthor hatte seine Entscheidung getroffen, und sie war nicht die, die wir uns erhofft hatten.

„Zurück!" schrie einer der Drachenwächter, aber es war zu spät. Verimerthor öffnete seine riesigen Kiefer, und ein Strahl aus glühendem Feuer entwich ihnen. Das Feuer war heißer und intensiver, als ich es je erlebt hatte, es verschlang den Raum und brannte sich in mein Gedächtnis ein.

Ich konnte nur zusehen, wie der Lord von den Flammen erfasst wurde. Sein Schrei, durchdrungen von Schmerzen und Verzweiflung, hallte durch die Höhle, doch er wurde schnell von der unerbittlichen Hitze erstickt. Innerhalb von Sekunden war nichts mehr von ihm übrig als Asche, die in der Luft schwebte, bevor sie zu Boden fiel.

Die Drachenwächter zogen sich hastig zurück, einige von ihnen stießen Gebete aus, während andere nur stumm in die Flammen starrten. Verimerthor brüllte erneut, ein tiefes, donnerndes Geräusch, das die Mauern der Höhle erzittern ließ. Seine Augen waren jetzt nur noch ein Ausdruck puren Zorns, und ich wusste, dass dies ein klares Zeichen war: Er würde sich nicht beugen, nicht vor diesem Mann, nicht vor uns.

Ich konnte die Trauer und die Frustration in mir aufsteigen fühlen, aber ich unterdrückte sie mit eiserner Disziplin. Jetzt war nicht die Zeit für Emotionen. Ich drehte mich zu den Drachenwächtern um, die mich erwartungsvoll ansahen, als würden sie auf einen Befehl warten, auf ein Zeichen, was als nächstes zu tun war.

„Lasst ihn in Ruhe," sagte ich schließlich, meine Stimme fest und unerschütterlich. „Verimerthor hat seine Entscheidung getroffen. Wir werden nicht noch mehr Leben riskieren. Der Drache gehört niemandem."

Es war eine bittere Niederlage, doch ich wusste, dass wir uns keine weiteren Verluste leisten konnten. Verimerthor war ein freier Drache, und wir würden andere Wege finden müssen, um unsere Feinde zu besiegen. Doch der Schmerz über diesen Verlust war schwer zu ertragen, und er erinnerte mich einmal mehr daran, wie unberechenbar und gefährlich diese Kreaturen sein konnten.

Als ich die Höhle verließ und in die kühle Luft von Drachenstein trat, blieb ich einen Moment stehen, um den Wind in meinem Gesicht zu spüren. Mein Geist war schwer, doch ich wusste, dass ich nicht aufgeben durfte. Der Krieg war noch lange nicht vorbei, und jeder Tag brachte neue Herausforderungen. Verimerthor mochte uns entglitten sein, doch es gab noch andere Drachen, andere Mittel, um unseren Anspruch auf den Thron zu sichern.

Und in diesem Moment schwor ich mir, dass ich kämpfen würde, bis zum letzten Atemzug. Für meine Kinder, für mein Erbe, und für das, was rechtmäßig mir gehörte. Denn nur durch Entschlossenheit und Willenskraft würde ich den Eisenthron zurückgewinnen, den Thron, den ich nie hätte verlieren dürfen.

𝐲𝐧 𝐓𝐚𝐫𝐠𝐚𝐫𝐲𝐞𝐧 - 𝗺𝘆 𝗕𝗹𝗼𝗼𝗱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt