𝐃𝐞𝐫 𝐒𝐜𝐡𝐚𝐭𝐭𝐞𝐧 𝐝𝐞𝐬 𝐙𝐨𝐫𝐧𝐬

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Der Abend war schwer wie Blei, als sich die Nachricht wie ein Lauffeuer im Roten Bergfried verbreitete: Aegons Sohn war tot. Die Schreie des Entsetzens hallten durch die Hallen, als die grausame Wahrheit ans Licht kam. Er war ermordet worden, auf schändlichste Weise – sein Kopf abgetrennt und als makaberes Zeichen des Hasses mitgenommen. Der Mörder war spurlos verschwunden, wie ein Schatten, der in der Nacht verschwand und nur Dunkelheit hinterließ.

Ich konnte es nicht fassen. Wie konnte jemand so grausam sein? Wie konnte jemand ein unschuldiges Kind ermorden und dann noch so kaltblütig verschwinden? Mein Magen drehte sich bei dem Gedanken um, und ich musste mich an der Wand abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Das Schloss, das einst ein Ort der Macht und des Stolzes war, schien nun von Dunkelheit verschlungen zu werden.

Aegon war außer sich vor Wut, Schmerz und Trauer. Ich konnte seine Schreie aus den Hallen hören, wie er tobte und alles, was ihm in den Weg kam, zertrümmerte. Sein Zorn war unbändig, seine Stimme heiser vor Verzweiflung, und doch konnte nichts den Schmerz in seinem Herzen lindern. Er war ein Vater, der seinen Sohn verloren hatte, und das Wissen, dass der Mörder noch frei herumlief, schürte seinen Zorn nur weiter an.

„Wie kann jemand so etwas tun?" murmelte ich leise zu mir selbst, als ich durch die düsteren Gänge wanderte. Meine Schritte hallten leise wider, und ich konnte die düstere Stimmung des Schlosses förmlich spüren. „Wie kann jemand so kalt und herzlos sein?"

Meine Gedanken waren ein einziges Chaos, als ich versuchte, das Unfassbare zu begreifen. Ein Kind zu ermorden war das schlimmste Verbrechen, das ich mir vorstellen konnte, und doch war es geschehen – hier, im Herzen des Reiches, wo sich alle sicher fühlen sollten. Ich fühlte mich hilflos, unfähig, den Schmerz und das Leid, das über uns gekommen war, zu lindern.

Und dann war da noch Helaena. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie sie sich fühlen musste. Ihr Schmerz musste unerträglich sein, tiefer und dunkler als alles, was ich jemals erlebt hatte. Sie hatte sich in ihrem Gemach eingesperrt, die Welt ausgesperrt, und ich konnte nicht einmal versuchen, sie zu trösten. Ich verstand ihren Wunsch nach Isolation, nach einem Ort, an dem sie ihren Schmerz allein ertragen konnte, aber es brach mir das Herz, sie so leiden zu sehen.

Ich ging zu ihrer Tür und legte meine Hand auf das kalte Holz. „Helaena..." flüsterte ich, obwohl ich wusste, dass sie mich nicht hören würde. „Es tut mir so leid..."

Doch es gab keine Antwort, nur die Stille der Nacht, die uns beide umgab. Ich konnte nichts tun, außer warten – warten und hoffen, dass sie irgendwann die Kraft finden würde, wieder herauszukommen. Doch ich wusste auch, dass dieser Schmerz sie für immer verändern würde. Der Verlust eines Kindes war etwas, das niemand jemals wirklich überwinden konnte.

Mit schwerem Herzen zog ich mich zurück. Der Abend schien endlos, die Minuten dehnten sich zu Stunden, während ich durch das Schloss wanderte, unfähig, Ruhe zu finden. Aegons Schreie waren verstummt, doch die Erinnerung an seinen Schmerz lag schwer auf meinen Schultern. Ich konnte nicht verstehen, wie der Mörder kein schlechtes Gewissen haben konnte. Wie konnte jemand nach einer solchen Tat ruhig schlafen, ohne dass ihn die Gesichter der unschuldigen Opfer in seinen Träumen verfolgten?

Als ich endlich in mein eigenes Gemach zurückkehrte, fühlte ich mich erschöpft, ausgelaugt. Die Last dieses Tages hatte mich an den Rand meiner Kräfte gebracht, und doch wusste ich, dass ich keine Wahl hatte, als stark zu bleiben. Es gab keinen Raum für Schwäche, nicht jetzt, wo alles auf dem Spiel stand.

Ich setzte mich auf die Kante meines Bettes, die Hände im Schoß gefaltet, und starrte auf die Wand vor mir. Die Dunkelheit umgab mich wie eine zweite Haut, und ich konnte die kalten Finger der Angst spüren, die sich um mein Herz legten. Der Schmerz, den ich in Aegons Augen gesehen hatte, brannte sich in mein Gedächtnis ein, und ich wusste, dass dieser Moment alles verändert hatte.

Es gab kein Zurück mehr. Die Ereignisse, die nun ins Rollen gekommen waren, würden unausweichlich zu mehr Blutvergießen führen. Das war die bittere Realität, die ich akzeptieren musste, egal wie sehr es schmerzte. In dieser Welt, in der Macht alles war, gab es keine Gnade für die Schwachen, keine Sicherheit für die Unschuldigen.

Der Sturm draußen tobte weiter, und ich fühlte mich, als würde ich in einem Strudel aus Trauer und Zorn gefangen sein. Wie sollte ich in einer Welt überleben, die so gnadenlos und grausam war? Wo war der Weg, den ich gehen sollte, wenn jeder Schritt mich tiefer in die Dunkelheit führte?

Ich wusste keine Antwort. Alles, was ich tun konnte, war, weiterzumachen, einen Schritt nach dem anderen, in der Hoffnung, dass irgendwo in dieser Finsternis ein Licht auf mich wartete. Doch in diesem Moment fühlte ich mich verloren, allein mit meinem Schmerz und meinen Zweifeln.

Der Abend zog sich in die Länge, und als ich endlich die Augen schloss, war mein Schlaf unruhig, geplagt von Albträumen, die von Blut und Schreien erfüllt waren. Die Gesichter derer, die ich liebte, vermischten sich mit den Schatten derer, die ich verloren hatte, und ich wusste, dass dies nur der Anfang eines langen, dunklen Weges war.

𝐲𝐧 𝐓𝐚𝐫𝐠𝐚𝐫𝐲𝐞𝐧 - 𝗺𝘆 𝗕𝗹𝗼𝗼𝗱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt