𝐄𝐢𝐧 𝐮𝐧𝐠𝐞𝐰ö𝐡𝐧𝐥𝐢𝐜𝐡𝐞𝐬 𝐓𝐫𝐞𝐟𝐟𝐞𝐧 𝐢𝐧 𝐝𝐞𝐫 𝐃𝐫𝐚𝐜𝐡𝐞𝐧𝐡ö𝐥𝐥𝐞

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Der Tag begann mit einer kühlen Brise, die durch die alten Mauern des Roten Bergfrieds strich und mir die Haare ins Gesicht wehte, als ich durch die leeren Korridore wanderte. Die Nachricht meiner Mutter hallte noch in meinem Kopf nach, und ich spürte das Bedürfnis, mich aus der Enge des Schlosses zu befreien. Es gab für mich keinen besseren Weg, meinen Kopf freizubekommen, als einen Flug mit Silberschwinge, meinem Drachen, zu unternehmen.

Nachdem ich meine Entscheidung getroffen hatte, ließ ich schnell eine Kutsche bereitmachen, die mich zur Drachenhölle bringen sollte, wo Silberschwinge und die anderen Drachen untergebracht waren. Der Gedanke an den bevorstehenden Flug hob meine Stimmung ein wenig, und ich konnte es kaum erwarten, die Freiheit des Himmels zu spüren.

Die Fahrt zur Drachenhölle war kurz und ruhig. Die Kutsche holperte über die alten Kopfsteinpflasterstraßen von Königsmund, und ich blickte aus dem Fenster, während die Menschen ihrem Alltag nachgingen. Es war ein vertrauter Anblick, doch in meinem Inneren fühlte sich alles anders an. Die Sorgen, die Verantwortung, die ungewisse Zukunft – all das lastete schwer auf mir. Aber für diesen einen Moment wollte ich all das vergessen und einfach nur fliegen.

Als die Kutsche schließlich vor den massiven Toren der Drachenhölle hielt, stieg ich schnell aus und atmete die frische Luft tief ein. Es war still, abgesehen von dem leisen Grollen, das immer in der Nähe von Drachen zu hören war. Ich trat durch das Tor und fühlte die Hitze, die von den mächtigen Kreaturen ausging, die in ihren Gehegen ruhten.

Doch noch bevor ich zu Silberschwinge gehen konnte, fiel mein Blick auf eine bekannte Gestalt. Aemond stand unweit von mir, die Augen auf den Boden gerichtet. Vhagar, sein riesiger Drache, war in der Nähe, und es war offensichtlich, dass Aemond gerade von einem Flug zurückgekehrt war. Seine Haltung wirkte angespannt, und er schien in Gedanken versunken zu sein. In seiner Hand hielt er ein zusammengefaltetes Pergament, das er fest umklammert hatte.

Ich blieb stehen und beobachtete ihn einen Moment lang. Es war ungewöhnlich, dass Aemond mich nicht sofort bemerkte. Normalerweise war er immer aufmerksam und ließ sich kaum etwas entgehen. Doch dieses Mal schien er mich überhaupt nicht zu bemerken. Stattdessen schien er es eilig zu haben, die Drachenhölle zu verlassen. Mit schnellen Schritten und ohne den Kopf zu heben, ging er direkt auf den Ausgang zu, als hätte er etwas Dringendes vor.

„Aemond!", rief ich, als er an mir vorbeieilte, doch er reagierte nicht. Es war, als hätte er mich nicht gehört, oder als wäre er so tief in Gedanken, dass er nichts um sich herum wahrnahm. Ich spürte ein seltsames Unbehagen in mir aufsteigen, aber ich entschied mich, nicht weiter darüber nachzudenken. Jeder hatte seine eigenen Sorgen, und vielleicht war dies einer jener Momente, in denen es besser war, die Dinge nicht zu hinterfragen.

Ich sah ihm nach, bis er in der Ferne verschwand. Dann wandte ich mich wieder meiner eigentlichen Aufgabe zu – dem Flug mit Silberschwinge.

Silberschwinge, mein stolzer Drache, wartete bereits auf mich. Sie war ein prachtvolles Wesen mit schimmernden silbernen Schuppen, die im Licht der Fackeln fast zu leuchten schienen. Ihre Augen funkelten, als sie mich erkannte, und sie stieß ein leises, aber zufriedenes Grollen aus. Ich ging langsam auf sie zu, legte meine Hand sanft auf ihre Flanke und spürte die Wärme, die von ihrem Körper ausging.

„Bereit für einen Flug, alte Freundin?", fragte ich leise, während ich ihre Schuppen streichelte. Silberschwinge antwortete mit einem sanften Schnaufen und bewegte ihren Kopf in einer Geste, die ich als Zustimmung interpretierte. Es war immer ein beruhigendes Gefühl, die Verbindung zwischen uns zu spüren, eine Verbundenheit, die nur Drachenreiter verstehen konnten.

Ich schwang mich geschickt auf ihren Rücken und sicherte mich in dem Sattel, der speziell für diese Flüge angefertigt worden war. Mit einem leisen Befehl und einer leichten Berührung meiner Fersen setzte Silberschwinge sich in Bewegung. Sie streckte ihre gewaltigen Flügel aus, und mit einem kraftvollen Schlag erhob sie sich in die Luft. Der Boden unter uns verschwand schnell, und das Gefühl der Freiheit überkam mich sofort.

Der Wind pfiff um meine Ohren, und der Lärm von Königsmund verblasste, als wir höher und höher stiegen. Die Stadt unter uns schrumpfte, bis sie nur noch ein Netz aus Straßen und Dächern war. Die Welt wirkte aus dieser Höhe so friedlich, so still, und für einen Moment konnte ich all meine Sorgen vergessen.

Silberschwinge flog mit einer Geschwindigkeit und Eleganz, die mich immer wieder aufs Neue beeindruckte. Wir durchbrachen die Wolken, und das Gefühl der Freiheit war überwältigend. In der Luft gab es keine Grenzen, keine Sorgen, keine Verpflichtungen – nur die Weite des Himmels und die unendliche Freiheit.

Ich wusste nicht, wie lange wir geflogen waren, als ich schließlich beschloss, wieder zu landen. Silberschwinge setzte zur Rückkehr an, und langsam tauchten die Umrisse von Königsmund und dem Roten Bergfried wieder unter uns auf. Die Drachenhölle kam in Sicht, und Silberschwinge begann ihren Abstieg, bis wir schließlich sanft auf dem steinernen Boden aufsetzten.

Als ich abgestiegen war, blieb ich noch einen Moment bei Silberschwinge, streichelte ihre Schuppen und sprach beruhigend auf sie ein. Der Flug hatte meinen Geist geklärt, aber die Begegnung mit Aemond ging mir nicht aus dem Kopf. Warum war er so eilig gewesen? Und was war das für ein Pergament, das er bei sich trug? Es waren Fragen, auf die ich keine Antwort hatte, und obwohl ich mich nicht in seine Angelegenheiten einmischen wollte, konnte ich ein gewisses Unbehagen nicht abschütteln.

Mit einem letzten Blick auf Silberschwinge verließ ich die Drachenhölle und ließ mich von der Kutsche zurück zum Roten Bergfried bringen. Während der Fahrt ließ ich meine Gedanken schweifen und versuchte, mir keine Sorgen zu machen. Vielleicht war es nur eine belanglose Nachricht, etwas, das keine größere Bedeutung hatte. Doch in meinem Inneren wusste ich, dass in diesen Zeiten jede Kleinigkeit Bedeutung haben konnte.

Als die Kutsche durch die Tore des Roten Bergfrieds fuhr, beschloss ich, diese Gedanken für den Moment beiseite zu schieben. Es würde sich bald zeigen, ob Aemonds Eile und das Pergament von Bedeutung waren oder nicht. Für jetzt aber musste ich mich auf meine Pflichten und auf meine Brüder konzentrieren.

Doch eine leise Stimme in meinem Hinterkopf warnte mich, wachsam zu bleiben. Denn in einer Welt voller Geheimnisse und Machtspiele konnte jeder noch so kleine Hinweis entscheidend sein. Und ich hatte gelernt, dass man in Zeiten wie diesen nichts dem Zufall überlassen sollte.

𝐲𝐧 𝐓𝐚𝐫𝐠𝐚𝐫𝐲𝐞𝐧 - 𝗺𝘆 𝗕𝗹𝗼𝗼𝗱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt