𝐆𝐞𝐬𝐩𝐫ä𝐜𝐡 𝐦𝐢𝐭 𝐇𝐞𝐥𝐞𝐧𝐚

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Nachdem Helaena und ich uns in unsere Gemächer zurückgezogen hatten, saßen wir eine Weile schweigend da. Die Worte von Alicent und Aemond hallten noch in meinem Kopf nach, und obwohl ich wusste, dass sie recht hatten, fühlte ich mich dennoch missverstanden. Es war, als könnten sie nicht nachvollziehen, wie dringend wir diesen Moment der Flucht gebraucht hatten – einen Moment, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, während das Reich sich um uns herum in den Abgrund stürzte.

„Es fühlt sich an, als ob wir alle in einer Art Falle stecken," murmelte ich und starrte auf das leise flackernde Feuer im Kamin. „Jeder von uns versucht, das Richtige zu tun, aber die Welt um uns herum zerfällt immer mehr."

Helaena, die auf einem der weichen Sessel saß, hob den Blick und sah mich an. Ihre blauen Augen wirkten schwer, als ob auch sie unter dem Gewicht der Verantwortung litt, die uns auferlegt worden war. „Wir können es nicht jedem recht machen," sagte sie nachdenklich. „Und manchmal müssen wir uns selbst in Erinnerung rufen, dass wir Menschen sind – nicht nur Marionetten in einem politischen Spiel."

Ich nickte, dankbar für ihre Worte. Helaena war immer diejenige gewesen, die in der Lage war, Dinge mit einer Ruhe zu betrachten, die mir oft fehlte. Vielleicht war es genau diese Eigenschaft, die sie in der aktuellen Situation so wichtig machte – während Aemond und Alicent von Wut und Entschlossenheit getrieben wurden, konnte Helaena die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten.

„Es ist schwer, wenn man ständig versucht, stark zu bleiben," sagte ich schließlich leise. „Für Aegon, für Aemond, für das ganze Reich... aber manchmal habe ich das Gefühl, dass wir uns selbst dabei verlieren."

Helaena nickte und lächelte schwach. „Das tun wir. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Stärke auch darin liegt, seine Schwächen anzuerkennen. Und uns selbst die Zeit zu geben, die wir brauchen."

Ich schloss die Augen für einen Moment, ließ ihre Worte auf mich wirken. Sie hatte recht – wir durften nicht vergessen, dass wir, so stark wir auch versuchten zu sein, immer noch Menschen waren. Menschen mit Emotionen, Ängsten und Zweifeln. Die Last der Krone, die Verantwortung für ein Reich, das im Chaos versank, lastete schwer auf uns allen. Aber es war genau in diesen Momenten, in denen wir uns gegenseitig stützen mussten.

„Morgen ist ein neuer Tag," sagte ich schließlich und öffnete die Augen. „Und wir werden uns erneut der Welt stellen. Aber heute... heute sollten wir uns die Zeit nehmen, um durchzuatmen."

Helaena lächelte und stand langsam auf. „Du hast recht," sagte sie. „Wir sollten uns ausruhen. Morgen wird anstrengend genug."

Wir wünschten uns gegenseitig eine gute Nacht, und ich zog mich in mein Bett zurück. Doch selbst als ich die Decke über mich zog und die Augen schloss, konnte ich den Sturm in mir nicht beruhigen. Meine Gedanken kreisten immer wieder um die Verantwortung, die auf meinen Schultern lastete, um die Entscheidungen, die ich getroffen hatte, und um die, die noch vor mir lagen.

Es war nicht nur die Sorge um das Reich oder um Aegon und Aemond. Es war auch die tiefe Unruhe, die mich nicht losließ, seitdem ich die Gerüchte über Rhaenyra gehört hatte. Die Gerüchte, dass sie versuchte, Bastarde auf Drachenstein Drachen beanspruchen zu lassen, waren beunruhigend. Es fühlte sich an, als würde der Konflikt, der bereits das Land zerriss, noch weiter eskalieren.

Aber das Schlimmste war die Frage, die mich nicht losließ: War ich auf dem richtigen Weg? War all das wirklich das Richtige für mich, für die Menschen, die ich liebte, und für das Reich? Oder hatten wir uns in einem Spiel verstrickt, das längst außer Kontrolle geraten war?

Ich drehte mich im Bett hin und her, unfähig, zur Ruhe zu kommen. Schließlich, nach Stunden des Grübelns, fand ich einen unruhigen Schlaf.

Der nächste Morgen brach an, und mit ihm kam die unausweichliche Realität des Tages. Als die ersten Strahlen der Morgensonne durch die Fenster fielen, wusste ich, dass es Zeit war, aufzustehen und mich erneut dem Leben im Roten Bergfried zu stellen. Doch die Worte von gestern Nacht hallten noch in mir nach. Stärke lag nicht nur in der unerschütterlichen Fassade, die wir nach außen zeigten, sondern auch in der Fähigkeit, unsere Zweifel zuzulassen – und daraus Kraft zu schöpfen.

𝐲𝐧 𝐓𝐚𝐫𝐠𝐚𝐫𝐲𝐞𝐧 - 𝗺𝘆 𝗕𝗹𝗼𝗼𝗱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt