Die ersten Sonnenstrahlen kämpften sich durch die schweren Vorhänge meines Zimmers, doch die Helligkeit brachte mir keine Erleichterung. Stattdessen fühlte sich der Morgen wie eine bedrückende Last an, die sich auf meine Schultern legte. Die Worte, die am vergangenen Abend gesprochen wurden, verfolgten mich noch immer, und die Schwere der bevorstehenden Entscheidung drückte auf mein Herz.
Ich wusste, dass die Zeit knapp war. Viserys' Tod hatte eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die nicht mehr aufzuhalten war. Die Zukunft des Reiches stand auf dem Spiel, und mit jedem Augenblick, den ich zögerte, rückte der Moment der Wahrheit näher. Doch bevor ich mich der Entscheidung stellte, musste ich sicherstellen, dass meine Brüder in Sicherheit waren – weit weg von den Intrigen, die im Roten Bergfried geschmiedet wurden.
Lucerys, Jacaerys und Joffrey – meine geliebten Brüder. Sie waren jung, unschuldig und ahnten nichts von dem Sturm, der bald über uns alle hereinbrechen würde. Ich musste sie in Sicherheit bringen, weit weg von Königsmund, wo die Gefahr sie nicht erreichen konnte. Drachenstein, die Heimat unserer Mutter, schien der einzige sichere Ort zu sein.
Mit diesem Entschluss verließ ich mein Zimmer und machte mich auf den Weg zu ihnen. Als ich die Gemächer meiner Brüder erreichte, fand ich sie noch im Halbschlaf vor. Lucerys, der Älteste, richtete sich als erster auf, seine grünen Augen blickten mich verschlafen an.
„Yn? Was machst du so früh hier?" fragte er mit einer Mischung aus Neugier und Sorge.
Ich trat näher und setzte mich zu ihm auf das Bett. „Lucerys, wir müssen reden", sagte ich ernst und versuchte, die Dringlichkeit in meiner Stimme zu unterdrücken. „Ihr müsst nach Drachenstein reisen. Sofort."
Er blinzelte, als wollte er sicherstellen, dass er mich richtig verstanden hatte. „Nach Drachenstein? Warum? Was ist passiert?"
Jacaerys und Joffrey, die meine Worte ebenfalls gehört hatten, setzten sich jetzt ebenfalls auf und sahen mich mit großen Augen an. Sie waren noch so jung, noch so voller Leben und ohne die Last der Verantwortung, die mich so schwer bedrückte.
„Ihr müsst mir vertrauen", sagte ich und bemühte mich um ein beruhigendes Lächeln, obwohl meine eigenen Gedanken wirbelten. „Es ist wichtig, dass ihr Drachenstein erreicht, bevor... bevor hier etwas passiert. Mutter soll wissen, dass ihr in Sicherheit seid."
Lucerys, der zweite meiner Brüder, runzelte die Stirn. „Aber warum können wir nicht hier bleiben? Was passiert, Yn? Du machst mir Angst."
„Es gibt keinen Grund zur Angst, Lucerys", versuchte ich ihn zu beruhigen und strich ihm sanft über das Haar. „Aber ich möchte einfach nur sichergehen, dass ihr weit weg von hier seid, falls... falls es Probleme gibt. Ihr müsst stark sein, für mich und für Mutter."
„Wirst du nicht mit uns kommen?" fragte Lucerys, und in seiner Stimme lag ein Hauch von Sorge, der mein Herz zusammenzog.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich muss hierbleiben. Es gibt Dinge, die ich regeln muss. Aber ihr müsst mir versprechen, dass ihr sofort aufbrecht und Mutter nichts sagt. Sie darf nicht erfahren, was hier passiert."
„Aber warum?" fragte Joffrey, der Jüngste, mit großen, unschuldigen Augen.
Ich schluckte schwer. „Weil... weil es das Beste für alle ist. Ich werde später nachkommen, sobald ich kann. Aber bis dahin müsst ihr stark sein und nichts verraten. Versprecht ihr mir das?"
Meine Brüder sahen einander an, unsicher, was sie tun sollten. Schließlich nickte Lucerys. „Wir versprechen es. Aber bitte, sei vorsichtig, Yn."
Ich zog sie alle drei in eine enge Umarmung. „Ich werde vorsichtig sein. Aber ihr müsst jetzt gehen, bevor es zu spät ist."
Die Zeit drängte, und ich wusste, dass wir nicht länger warten konnten. Ich half ihnen, sich anzukleiden und packte hastig ein paar ihrer Sachen zusammen. Die Reise nach Drachenstein war nicht lang, aber sie musste schnell und unauffällig verlaufen. Ich wollte nicht, dass jemand Verdacht schöpfte.
Als sie bereit waren, führte ich sie heimlich durch die Gänge des Roten Bergfrieds, bis wir den Hinterausgang erreichten. Ein vertrauter Diener, dem ich vollkommen vertraute, wartete dort mit drei gesattelten Pferden. Er hatte von mir den Auftrag erhalten, sie sicher zur Drachengrube zu bringen, und ich wusste, dass er sein Leben dafür geben würde, sie zu schützen.
„Geht jetzt", sagte ich und kämpfte gegen die Tränen an, die in meinen Augen brannten. „Und denkt daran, was ich gesagt habe. Mutter darf nichts wissen, bis ich es ihr selbst erkläre."
Lucerys, der älteste und mutigste meiner Brüder, sah mich mit ernster Miene an. „Wir werden dich nicht enttäuschen, Yn. Aber du musst auch auf dich aufpassen."
Ich nickte und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. „Das werde ich. Jetzt geht."
Ich beobachtete, wie sie auf die Pferde stiegen und mit dem Diener durch das Tor ritten. Ihr Abgang ließ mein Herz schwer werden, doch gleichzeitig verspürte ich eine leise Erleichterung. Sie würden sicher in Drachenstein ankommen, und dort würden sie außerhalb der Reichweite der Intrigen und Gefahren sein, die uns hier in Königsmund umgaben.
Als das Tor hinter ihnen ins Schloss fiel, blieb ich noch einen Moment stehen und atmete tief durch. Nun musste ich mich auf das Wesentliche konzentrieren. Der Moment der Entscheidung rückte näher, und ich spürte, wie die Zeit wie Sand durch meine Finger rieselte.
Ich kehrte in den Roten Bergfried zurück, durch die stillen Gänge, die mir plötzlich so fremd vorkamen. Der Gedanke, dass ich vielleicht bald gegen meine eigene Familie handeln musste, lastete schwer auf mir. Die Idee, den Thron zu besteigen, an Aegons Seite, erschien mir immer noch wie ein ferner, düsterer Traum. Doch nun, da meine Brüder in Sicherheit waren, konnte ich mich der Herausforderung stellen, die vor mir lag.
Mein Herz war zerrissen, und ich fühlte mich wie ein Blatt im Wind, das hin- und hergerissen wurde. Ich konnte nicht sagen, ob ich die Kraft haben würde, das Richtige zu tun. Aber ich wusste, dass ich es versuchen musste – für meine Brüder, für meine Mutter, für das Reich.
Während ich durch die Hallen des Schlosses ging, bereitete ich mich innerlich auf das Unvermeidliche vor. Was auch immer in den kommenden Tagen geschehen würde, ich musste bereit sein. Der Schatten des Eisernen Throns lag schwer auf mir, aber ich durfte nicht unter seinem Gewicht zerbrechen.
Es war meine Aufgabe, den richtigen Weg zu finden, auch wenn dieser Weg mit Opfern und Schmerzen gepflastert war. Die Entscheidung, die ich treffen würde, würde nicht nur mein eigenes Schicksal bestimmen, sondern das Schicksal des gesamten Reiches.
Und mit dieser Erkenntnis wurde mir klar, dass es keinen einfachen Ausweg gab. Der Sturm zog auf, und ich würde ihm entgegentreten müssen – stark, entschlossen und bereit, alles zu tun, was nötig war.
Denn das war es, was von einer Targaryen erwartet wurde.
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𝐲𝐧 𝐓𝐚𝐫𝐠𝐚𝐫𝐲𝐞𝐧 - 𝗺𝘆 𝗕𝗹𝗼𝗼𝗱
Fanfic𝐄s ist ihr Valyrisches Blut was sie so besonders macht. Silbernes Haar, Lila farbenne Augen. Ganz eindeutig Blut des Drachens. Yn Targaryen ist die erst geborene Tochter von Rhaenyra und Daemon Targaryen. Als Viserys stirbt und somit die Erbschaft...