Ich wusste, dass es falsch war. Schon während der kühlen Morgenluft, die durch die Fenster des Roten Bergfrieds strich, fühlte ich den Druck auf meiner Brust stärker werden. Der Gedanke an das, was in der letzten Nacht geschehen war, drängte sich immer wieder in mein Bewusstsein. Aemond und ich, wir hatten uns zu sehr in das Spiel aus Macht und Begehren verstrickt. Es war, als ob der Krieg uns beide so sehr an die Grenzen trieb, dass wir Halt suchten – bei einander, in der Dunkelheit und dem Chaos, das um uns tobte.
Aber was zwischen uns geschehen war, war nicht nur eine Frage von Begierde. Es war ein Vertrauensbruch. Ein Verrat an dem, was hätte sein sollen. Ich war Aegons Frau – zumindest in den Augen der Welt. Auch wenn ich nie den Akt mit ihm vollzogen hatte, war ich doch seine Gemahlin. Und obwohl unsere Ehe niemals von Liebe geprägt war, trug ich die Krone und den Titel, den sie mir verlieh. Ich war die Königin, und mein Platz war an seiner Seite gewesen, auch wenn unsere Verbindung leer geblieben war.
Aegon war nun fort. Verbrannt, wie so vieles in diesem Krieg. Aemond hatte ihn getötet, das wusste ich. Es wurde nie offen ausgesprochen, aber die Blicke, das Wissen, das in den Fluren des Bergfrieds flüsternd geteilt wurde, verrieten die Wahrheit. Der Thron war jetzt Aemonds Ziel, und ich, ich war Teil dieses Spiels, ob ich es wollte oder nicht.
Heute Morgen, als die Sonne über Königsmund aufging, hatte ich keine Wahl. Der Gedanke an die Konsequenzen der letzten Nacht lastete schwer auf mir. Ich wusste, dass ich handeln musste, bevor es zu spät war. Ich konnte keine Erben für Aegon gebären. Nicht nach allem, was geschehen war. Und schon gar nicht nach dieser Nacht mit Aemond. Es wäre ein Schandfleck auf meinem Namen und meiner Ehre, wenn ich ein Kind austrug, das nicht einmal in den Augen der Welt den rechtmäßigen Anspruch hatte.
Mein Herz klopfte schnell, als ich durch die stillen Korridore des Bergfrieds ging. Die Diener verbeugten sich, wenn sie mich sahen, aber ihre Blicke waren distanziert, respektvoll – wie immer. Niemand wagte es, mich anzusprechen oder Fragen zu stellen. Ich fühlte mich einsam in dieser Position, obwohl ich wusste, dass ich von Macht und Einfluss umgeben war.
Der Maester erwartete mich bereits. Sein Gesicht war ausdruckslos, wie immer, als er mich sah. Er wusste, warum ich hier war, ohne dass ich es sagen musste. Die Gerüchte, die im Bergfried kursierten, erreichten auch ihn – nichts blieb jemals lange verborgen in diesen Mauern. Der Mondblütensaft stand bereits vorbereitet auf einem Tisch, in einer schlichten, unscheinbaren Phiole. Ein bitterer Trank, der dafür sorgen würde, dass kein Kind von Aemond oder sonst jemandem in meinem Leib wachsen würde.
„Euer Gnaden," sagte der Maester leise, als er mir das Fläschchen reichte. Seine Augen suchten meinen Blick, aber ich wich ihm aus. Ich wollte keine Worte des Trostes hören. Das war nicht der Ort für Gefühle oder Reue. Es war eine Notwendigkeit, nicht mehr und nicht weniger.
Ich nahm die Phiole und steckte sie in den Ärmel meines Kleides. „Ihr werdet darüber schweigen," sagte ich mit fester Stimme. Der Maester nickte nur, wie es seine Pflicht war. Er würde niemals über das sprechen, was hier geschehen war. Seine Loyalität galt der Krone, und in diesem Moment war ich die Krone.
Als ich den Raum verließ, fühlte ich die Kühle des Morgens in meinen Knochen. Mein Kopf war schwer von Gedanken, von Schuld, aber auch von Erleichterung. Der Mondblütensaft würde sicherstellen, dass kein Kind aus dieser verbotenen Verbindung hervorging. Doch die Tatsache, dass ich überhaupt hier war, dass ich diese Entscheidung treffen musste, zeigte, wie tief ich bereits in den Strudel von Macht, Verrat und Intrigen hineingeraten war.
Aemond... Was sollte ich nur mit ihm machen? Er war gefährlich, das wusste ich. Aber er war auch alles, was ich in dieser Welt noch hatte. In ihm fand ich eine seltsame Art von Verbundenheit, so zerstörerisch sie auch sein mochte. Aber Liebe war es nicht. Es war Macht, es war Verlangen, es war die Notwendigkeit, in dieser Welt zu überleben.
Als ich den Bergfried wieder betrat, fühlte ich den kalten Stein unter meinen Fingern. Dies war meine Realität, dies war mein Leben. Und der Mondblütensaft in meiner Tasche erinnerte mich daran, dass ich immer noch Kontrolle über mein Schicksal hatte – zumindest in diesem einen Moment. Aber die Frage, wie lange ich diese Kontrolle noch behalten würde, ließ mir keine Ruhe.
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𝐲𝐧 𝐓𝐚𝐫𝐠𝐚𝐫𝐲𝐞𝐧 - 𝗺𝘆 𝗕𝗹𝗼𝗼𝗱
Fanfiction𝐄s ist ihr Valyrisches Blut was sie so besonders macht. Silbernes Haar, Lila farbenne Augen. Ganz eindeutig Blut des Drachens. Yn Targaryen ist die erst geborene Tochter von Rhaenyra und Daemon Targaryen. Als Viserys stirbt und somit die Erbschaft...