𝐇𝐞𝐥𝐞𝐚𝐧𝐚 𝐚𝐥𝐬 𝐃𝐫𝐚𝐜𝐡𝐞𝐧𝐫𝐞𝐢𝐭𝐞𝐫

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Die Abenddämmerung hüllte Königsmund in ein gedämpftes Licht, das die drängende Atmosphäre im Palast noch verstärkte. Ich war in einem der langen Flure des Roten Bergfrieds unterwegs, als ich plötzlich laute Stimmen hörte, die aus einem der angrenzenden Räume drangen. Neugierig und etwas besorgt näherte ich mich dem Geräusch, das immer intensiver wurde, je näher ich kam.

Als ich die Tür zum Thronsaal leicht öffnete, konnte ich Aemond in einer hitzigen Diskussion mit Helaena sehen. Die Situation war eskaliert, und Aemond war wütend, während Helaena verzweifelt versuchte, ihm auszuweichen. In der Ecke des Raumes stand Alicent, ihre Gesichtszüge von Besorgnis und Entschlossenheit geprägt. Die Szene, die sich mir bot, war eine, die ich mir nicht hätte vorstellen können – mein Mann, Aemond, war aufgebracht und aggressiv, während Helaena, die Schwester, die einst so treu an seiner Seite gekämpft hatte, jetzt ängstlich und zurückhaltend wirkte.

„Helaena, du musst kommen!" Aemonds Stimme war scharf und voller Befehl. „Wir brauchen Traumfeuer in dieser Schlacht. Ohne deine Hilfe werden wir gegen Rhaenyra keine Chance haben!"

Helaena schüttelte den Kopf, ihre Augen waren feucht und voller Verzweiflung. „Ich kann das nicht , Aemond. Ich habe genug vom Kämpfen. Ich will nicht in den Krieg ziehen."

Aemond schnaubte ungeduldig und trat einen Schritt näher. „Das ist keine Frage des Wollens oder Nichtwollens, Helaena! Wir brauchen jeden Drachenreiter, um gegen Rhaenyra bestehen zu können!"

Die Spannung im Raum war greifbar. Alicent, die bis jetzt schweigend zugesehen hatte, trat vor und legte eine Hand auf Aemonds Arm. „Aemond, genug! Du kannst deine Schwester nicht zwingen, gegen ihren Willen zu kämpfen. Sie ist nicht bereit, und du musst das respektieren."

Aemond drehte sich abrupt zu Alicent um, seine Augen blitzten vor Wut. „Aber Mutter, wir stehen kurz vor dem Abgrund. Wir brauchen jede Unterstützung, die wir bekommen können!"

„Und ich sage dir," entgegnete Alicent ruhig, aber bestimmt, „dass du deine Schwester nicht mit Gewalt dazu bringen kannst. Du hast dich verändert, Aemond. Dein Zorn hat dich blind gemacht für das, was wirklich wichtig ist."

Ich konnte sehen, wie Aemonds Gesichtsausdruck einen Moment lang weicher wurde, als er Alicents Worte hörte. Doch die Wut in ihm schien noch immer nicht vollständig abgeklungen zu sein. Es war klar, dass Alicent eine Grenze gezogen hatte, die Aemond nicht überschreiten konnte.

Ich trat einen Schritt in den Raum, um die Situation besser zu erfassen. Aemond sah mich an, seine Wut vermischte sich mit einem Hauch von Enttäuschung. „Und was ist mit dir, Yn? Bist du auch der Meinung, dass wir uns nicht anstrengen sollten?"

Ich schüttelte den Kopf. „Es geht nicht darum, ob wir uns anstrengen oder nicht. Es geht darum, wie wir kämpfen. Es gibt andere Wege, um unsere Ziele zu erreichen, ohne dass wir unsere eigenen Familienmitglieder unter Druck setzen oder zwingen."

Aemond warf mir einen ungläubigen Blick zu, und ich konnte sehen, wie die Verzweiflung in ihm wuchs. „Was schlägst du vor, Yn? Wie sollen wir gegen Rhaenyra bestehen, wenn wir keine Drachenreiter haben?"

„Du musst eine andere Strategie finden," sagte ich ruhig. „Die Gewalt, mit der du versuchst, Helaena zu überzeugen, wird uns nicht weiterbringen. Wir müssen klüger und strategischer vorgehen."

Alicent nickte zustimmend und legte ihre Hand auf Aemonds Schulter. „Lass uns gemeinsam eine Lösung finden. Aber wir müssen dabei den Respekt voreinander bewahren. Wir dürfen nicht zulassen, dass unser Zorn uns zerstört."

Aemond stand regungslos da, seine Wut schien sich langsam in Frustration und Müdigkeit zu verwandeln. Schließlich atmete er tief durch und nickte langsam. „Gut," sagte er, seine Stimme war weniger scharf. „Dann werden wir sehen, wie wir es anders angehen können."

Als Aemond den Raum verließ, konnte ich die Erleichterung in Alicents Gesicht sehen. Sie hatte es geschafft, ihren Sohn vor einer noch größeren Eskalation zu bewahren. Doch die Besorgnis in ihren Augen zeigte mir, dass sie sich der Tiefe des Problems bewusst war. Aemond war nicht der Junge, den sie einst gekannt hatte. Der Krieg und der Zorn hatten ihn verändert, und es war klar, dass die Familie an einem kritischen Punkt angekommen war.

Ich wandte mich an Alicent, die mir ein müdes, aber dankbares Lächeln schenkte. „Danke, dass du eingeschritten bist," sagte ich leise.

Alicent nickte. „Wir müssen alles tun, um diese Familie zusammenzuhalten. Wenn wir uns weiter zerstreiten, wird uns der Krieg noch mehr zerstören."

Ich stimmte ihr zu und wusste, dass wir alle noch viele Kämpfe vor uns hatten. Doch der wahre Kampf war nicht nur gegen unsere Feinde, sondern auch gegen die Dunkelheit, die uns selbst zu verschlingen drohte.

𝐲𝐧 𝐓𝐚𝐫𝐠𝐚𝐫𝐲𝐞𝐧 - 𝗺𝘆 𝗕𝗹𝗼𝗼𝗱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt