𝐀𝐥𝐥𝐞𝐢𝐧 𝐢𝐧 𝐝𝐞𝐫 𝐒𝐭𝐢𝐥𝐥𝐞

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Der Morgen war ungewöhnlich still, und die Leere des Raumes schien drückend zu wirken. Aemond war aufgebrochen nach Harrenhal, und seine Abwesenheit fühlte sich seltsam an – als wäre ein Teil von Königsmund mit ihm gegangen. Ich lag noch in meinem Bett, der Stoff der Decke schwer auf meiner Haut, als die ersten Sonnenstrahlen durch die halb geöffneten Vorhänge fielen. Doch diese Strahlen schienen nicht in der Lage zu sein, die Kälte in meinem Inneren zu vertreiben.

Es war stiller, viel stiller, als ich es in den letzten Monaten gewohnt war. Keine Befehle, keine hektischen Schritte durch den Flur, keine scharfen Worte, die zwischen Aemond und mir hin und her flogen. Die Wände, die sonst von Leben erfüllt waren, fühlten sich nun wie ein leeres Gefängnis an. Es war seltsam, wie sehr ich mich an seine Anwesenheit gewöhnt hatte, selbst in den Momenten, in denen wir uns stritten. Jetzt, da er weg war, lag eine unsichtbare Schwere auf meinen Schultern.

Ich stand langsam auf, schob die Decke zur Seite und setzte meine Füße auf den kalten Steinboden. Der Morgen war noch jung, doch die Zeit schien sich bereits endlos zu dehnen. Der Gedanke, dass Aemond sich auf dem Weg in den Krieg befand, erfüllte mich mit einer tiefen Unruhe. Er war stur, unerbittlich und entschlossen, aber der Krieg hatte die Macht, auch die stärksten Männer zu brechen.

Nachdem ich mich angezogen hatte, trat ich ans Fenster und sah hinaus auf die Stadt. Königsmund lag unter einer dichten Nebelschicht, als ob die Stadt selbst trauerte. Die Straßen wirkten ruhig, doch ich wusste, dass der Schein trügte. Der Krieg war überall, er war in den Herzen der Menschen, in ihren Sorgen und Ängsten.

Ich ließ den Blick weiter über die Stadt schweifen und dachte an all das, was in den letzten Monaten geschehen war. Aegon war fort, Aemond auf dem Schlachtfeld, und ich... ich blieb zurück. Allein mit meinen Gedanken und den Entscheidungen, die ich getroffen hatte. Entscheidungen, die mich hierher gebracht hatten, auf eine Position, die mich gleichermaßen stark und verletzlich machte.

Es gab viele Dinge, die ich bereuen könnte, aber ich wusste, dass ich keinen Raum für Reue hatte. Ich musste weitermachen, auch wenn es bedeutete, dass ich allein mit dieser Verantwortung umgehen musste. Der Thron wartete auf niemanden, und das Reich brauchte eine starke Hand, auch in Aemonds Abwesenheit.

Plötzlich klopfte es leise an der Tür. Ich drehte mich um und rief: „Herein."

Eine Dienerin trat ein, verneigte sich leicht und sprach mit gedämpfter Stimme: „Mylady, der Rat wird heute Morgen zusammentreten. Es wird erwartet, dass Ihr daran teilnehmt."

Ich nickte, obwohl ich wusste, dass ich das Gewicht dieses Treffens jetzt allein tragen musste. Aemond war nicht hier, um Entscheidungen zu treffen oder Ratschläge zu geben. Ich musste mich der Verantwortung stellen, die mir aufgetragen worden war, auch wenn es bedeutete, dass ich stärker sein musste als je zuvor.

„Danke," sagte ich und entließ die Dienerin mit einer Handbewegung. Als sie die Tür hinter sich schloss, ließ ich einen tiefen Atemzug entweichen.

Der Thron wartete. Der Rat wartete. Und ich war bereit – zumindest musste ich es sein. Doch tief in meinem Inneren spürte ich die Einsamkeit, die an mir nagte, und das Bewusstsein, dass der Krieg uns alle verändern würde.

Ich war allein in diesem Moment. Aber ich würde nicht schwach sein. Nicht jetzt, wo so viel auf dem Spiel stand.

Mit einem letzten Blick aus dem Fenster wandte ich mich ab und ging durch den Flur, hinaus in die endlosen Gänge des Roten Bergfrieds. Mein Herz war schwer, doch mein Kopf war klar. Es war an der Zeit, meine Pflicht zu erfüllen – auch wenn der Morgen in seiner Stille wie eine Vorahnung des kommenden Sturms wirkte.

𝐲𝐧 𝐓𝐚𝐫𝐠𝐚𝐫𝐲𝐞𝐧 - 𝗺𝘆 𝗕𝗹𝗼𝗼𝗱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt