Kapitel 14

6 2 0
                                    



Die Tage nach unserer Konfrontation mit Eric waren merkwürdig. Die Stimmung in der Academy hatte sich verändert, wie eine unsichtbare Spannung, die in der Luft lag. Viele schienen über das, was geschehen war, zu reden – über die Drohungen, die Konfrontation, den Moment, in dem Eric seine Fassade verloren hatte. Es war ein Sieg, ja, aber einer, der einen bitteren Nachgeschmack hinterließ.

Lando schien das besonders zu spüren. Zunächst war er wie immer an meiner Seite gewesen, hatte mich ermutigt und mir das Gefühl gegeben, dass wir diesen Kampf gemeinsam gewonnen hatten. Doch nach und nach begann sich etwas zu ändern. Es war subtil, kaum merklich – ein Wort weniger hier, ein kurzer Blick, den ich nicht verstand, eine kalte Distanz, die sich in seine Gesten schlich.

Ich versuchte, mir einzureden, dass es nur Einbildung war. Dass Lando vielleicht mit seinen eigenen Sorgen zu kämpfen hatte oder dass der Druck der Academy ihm zusetzte. Doch mit jedem Tag spürte ich mehr und mehr, dass er sich von mir entfernte, und ich konnte den Grund nicht erkennen.

Eines Abends, als ich ihn nach dem Training abfangen wollte, fand ich ihn allein auf der Strecke, den Blick starr in die Ferne gerichtet. Die untergehende Sonne warf lange Schatten, und für einen Moment zögerte ich, ihn anzusprechen. Doch das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, trieb mich vorwärts.

„Lando?", fragte ich vorsichtig und trat neben ihn.

Er sah mich an, doch in seinen Augen lag eine Kälte, die ich dort noch nie gesehen hatte. „Sarah." Seine Stimme war ruhig, fast zu ruhig, als wollte er einen inneren Sturm verbergen.

Ich runzelte die Stirn und versuchte, seine Mimik zu deuten. „Was ist los? Du... du wirkst anders."

Er wandte den Blick ab, starrte auf die Rennstrecke vor uns und schwieg eine Weile. „Vielleicht habe ich einfach eingesehen, dass das hier ein Fehler war."

Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. „Ein Fehler? Was meinst du damit? Du hast mir geholfen. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft, Eric zu konfrontieren. Ich dachte, wir wären..." Ich stockte, unsicher, wie ich meine Gedanken in Worte fassen sollte. „Ich dachte, wir wären Freunde."

Er lachte leise, doch es war ein bitteres, fast verächtliches Lachen. „Freunde? Sarah, das hier ist die Academy. Hier gibt es keine Freunde. Es gibt nur Konkurrenz."

Seine Worte ließen mir das Blut in den Adern gefrieren. „Aber du warst immer für mich da... du hast mich ermutigt. Warum sagst du das jetzt?"

Er zuckte die Schultern, als wäre es nichts weiter als ein beiläufiges Detail. „Vielleicht, weil ich eingesehen habe, dass du hier nicht hingehörst. Dass du am Ende nur eine weitere Last bist, die ich mir selbst aufgebürdet habe."

Ein scharfer Schmerz schoss durch mich, und ich konnte kaum glauben, was ich hörte. Ich spürte, wie sich die Tränen in meinen Augen sammelten, doch ich zwang mich, sie zurückzuhalten. „Lando, warum sagst du das? Was ist wirklich los?"

Er hielt meinem Blick nicht stand und sah zur Seite. „Es ist nichts los. Ich habe nur eingesehen, dass ich mich auf mich selbst konzentrieren muss. Das ganze Drama mit Eric, die Konfrontationen, das hat uns beide abgelenkt. Und ich kann es mir nicht leisten, Schwäche zu zeigen."

„Schwäche?" Ich spürte, wie die Verzweiflung in mir aufstieg. „Seit wann ist es Schwäche, jemandem zu helfen? Seit wann ist es Schwäche, für das Richtige einzustehen?"

Sein Blick verhärtete sich, und zum ersten Mal sah ich in seinen Augen eine Mauer, eine kühle Distanz, die ich nicht durchbrechen konnte. „Vielleicht ist das das Problem, Sarah. Vielleicht war es nie das Richtige."

Die Worte ließen mir das Herz schwer werden, und ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Es war, als hätte er all das, was wir in den letzten Wochen durchgestanden hatten, mit einem einzigen Satz beiseitegeschoben, als bedeutete es nichts. Doch ich wusste, dass es ihm etwas bedeutet hatte – ich hatte es in seinen Augen gesehen, in den Momenten, in denen er mich ermutigt und unterstützt hatte. Das hier war nicht der Lando, den ich kannte.

„Lando, ich weiß nicht, was passiert ist, aber du kannst nicht einfach alles vergessen. Wir haben das gemeinsam durchgestanden. Du hast mir gezeigt, dass ich hierhergehöre."

Er schüttelte nur den Kopf und machte einen Schritt zurück. „Vielleicht wollte ich das glauben. Aber jetzt... jetzt sehe ich es anders."

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging davon, ließ mich allein in der Dämmerung stehen, und ich spürte, wie ein Teil von mir in diesem Moment brach.

Gebrochene Flügel, rasende Herzen  //Lando Norris FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt