Kapitel 62

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Die Tage nach dem Unfall waren wie in einem Nebel vergangen. Die Erschöpfung, die Enttäuschung, die Wut – alles hatte sich in mir angestaut, bis ich das Gefühl hatte, zu ersticken. Ich hatte versucht, stark zu bleiben, zu verdrängen, zu funktionieren, doch innerlich war ich am Zerbrechen. Jeder Versuch, das, was zwischen Lando und mir passiert war, zu verarbeiten, schien in einem endlosen Strudel aus Schmerz und Fragen zu enden, die ich nicht beantworten konnte.

An einem Abend besuchte Charles mich in meinem Krankenzimmer, und ich konnte schon an seinem Blick erkennen, dass er sich Sorgen machte. Er setzte sich an mein Bett und versuchte, ein Gespräch zu beginnen, doch ich konnte nicht zuhören. Die Worte verschwammen, meine Gedanken waren wie in einem Käfig gefangen, und plötzlich brach alles aus mir heraus.

„Warum? Warum passiert das immer mir, Charles?" Meine Stimme zitterte, und ich spürte, wie mir die Tränen über die Wangen liefen. Die leise Traurigkeit verwandelte sich in eine Flut aus Wut und Schmerz, die ich nicht mehr kontrollieren konnte. „Ich dachte, ich hätte endlich jemanden gefunden, dem ich vertrauen kann! Ich habe... ich habe so sehr an ihn geglaubt, und jetzt fühlt es sich an, als ob alles nur eine Lüge war."

Charles schien zunächst sprachlos zu sein, und ich konnte sehen, wie die Verwirrung und Besorgnis in seinem Gesicht wuchsen. Doch ich hielt nicht inne. „Es fühlt sich an, als wäre ich geboren, um gebrochen zu werden, Charles. Als ob ich jedes Mal, wenn ich anfange zu heilen, wieder zurück in die Dunkelheit gezogen werde. Warum kann ich nicht einfach glücklich sein? Warum werde ich immer wieder enttäuscht?"

Ich schrie die Worte heraus, und jeder Satz, jede Silbe war wie ein verzweifelter Schrei aus den tiefsten Winkeln meines Herzens. Charles saß still da, vollkommen überwältigt, und versuchte, die Flut meiner Gefühle zu begreifen. Es war, als ob ich ihn mit der Last meines Schmerzes überrollte, doch ich konnte nicht aufhören. Die Worte flossen aus mir heraus, und ich hatte das Gefühl, dass ich all die Jahre des Schweigens und Verdrängens endlich durchbrechen musste.

„Ich dachte, Lando wäre anders," flüsterte ich, meine Stimme rau und erschöpft. „Ich dachte, er würde mich verstehen. Aber alles, was er tat, war mir wehzutun. Er hat mich verlassen, als ich ihn am meisten gebraucht habe. Ich habe ihm alles gegeben, und jetzt bleibt mir nichts als Leere."

Charles zog mich vorsichtig in eine Umarmung, und ich spürte, wie sein Griff zögerlich, aber voller Zärtlichkeit war. Er war überfordert, wusste nicht, wie er mit meiner Verzweiflung umgehen sollte, und ich konnte die Anspannung in ihm fühlen. Doch in seiner Umarmung lag auch ein Trost, den ich so dringend brauchte. Meine Tränen liefen weiter, meine Stimme brach, doch ich ließ alles heraus, was sich in mir angestaut hatte.

„Sarah," flüsterte er schließlich und hielt mich ein wenig von sich weg, seine Hände fest auf meinen Schultern. „Ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll. Aber du musst das nicht allein durchstehen. Ich bin hier. Und wenn du jemanden brauchst, der dich wirklich versteht... vielleicht solltest du mit George sprechen."

Ich schaute ihn an, verwirrt und erschöpft, doch Charles' Worte drangen langsam zu mir durch. George – mein Freund, mein Fels, der immer für mich da war, selbst als alles in meinem Leben zerbrach. Ein Teil von mir hatte ihn ferngehalten, aus Angst, dass ich ihn nur belasten würde, doch jetzt erkannte ich, dass er der Einzige war, der mich wirklich verstand.

„Du hast recht, Charlie," flüsterte ich, meine Stimme zitterte, doch ein Hauch von Entschlossenheit mischte sich in meine Worte. „Vielleicht... vielleicht kann George mir helfen, all das zu verstehen."

Charles nickte, ein kleines, ermutigendes Lächeln auf seinen Lippen, während er mir eine Hand auf die Wange legte. „Er wird dich auffangen, Sarah. Das hat er immer getan."

In diesem Moment wusste ich, dass ich den Schritt wagen musste.

Gebrochene Flügel, rasende Herzen  //Lando Norris FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt