Kapitel 82

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Sarah POV

Ich saß auf der Couch in Georges Wohnung, eingewickelt in eine Decke, die mir kaum Trost spendete. George hatte mir Tee gemacht und saß jetzt auf der anderen Seite des Wohnzimmers, beobachtete mich aus der Ferne, um mir Raum zu geben. Doch seine Augen verrieten, dass er sich Sorgen machte.

Meine Gedanken waren ein Chaos, immer wieder spielten sich die Ereignisse der letzten Stunden in meinem Kopf ab. Lando, der mich angeschrien hatte. Lando, der mich gegen die Wand gedrückt hatte. Und die Stille danach, als er erkannt hatte, was er fast getan hätte. Die Erinnerung war wie ein dunkler Schatten, der nicht verschwinden wollte.

Die Tür öffnete sich, und ich hörte Charles' vertraute Schritte. Mein Herz zog sich zusammen. Was würde er sagen? Hatte er mit Lando gesprochen? Würde er mir erzählen, wie er ihn zur Rede gestellt hatte? Ich konnte den Gedanken kaum ertragen, doch ich richtete mich langsam auf, als er ins Wohnzimmer trat.

„Hey," sagte er sanft und warf George einen kurzen Blick zu, bevor er sich mir zuwandte. „Wie geht's dir?"

„Ich... weiß es nicht," antwortete ich ehrlich, meine Stimme war leise und brüchig. „Es fühlt sich alles so... surreal an."

Charles nickte und setzte sich neben mich, sein Blick suchte meinen. Er schien etwas in den Händen zu halten, und ich bemerkte das kleine Kuvert, das er zwischen den Fingern drehte.

„Ich war bei Lando," sagte er schließlich, und ich spürte, wie mein Körper sich anspannte. George richtete sich ebenfalls etwas auf, seine Augen blitzten vor Sorge.

„Was hat er gesagt?" fragte ich zögernd, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich die Antwort hören wollte.

Charles zögerte, als ob er die richtigen Worte suchte. „Er ist... am Boden zerstört, Sarah. Er weiß, dass er alles falsch gemacht hat. Er wollte, dass ich dir das hier gebe." Er hielt mir das Kuvert hin, und ich starrte es an, als ob es eine Bombe wäre.

„Ich will nichts von ihm hören," sagte ich sofort und schüttelte den Kopf. „Er hat genug gesagt. Er hat genug getan."

„Ich verstehe," sagte Charles ruhig. „Aber ich denke, du solltest es trotzdem lesen. Nicht für ihn – für dich. Vielleicht hilft es dir, einen Abschluss zu finden, oder zumindest zu verstehen, was in seinem Kopf vorging."

Ich blickte auf das Kuvert in seiner Hand. Es fühlte sich an, als ob es Tonnen wog, und meine Hände zitterten, als ich es schließlich nahm. Ich wollte es weglegen, wollte es nicht öffnen, doch die Neugier nagte an mir.

„Du musst es nicht jetzt lesen," fügte Charles hinzu, seine Stimme beruhigend. „Aber ich denke, irgendwann solltest du es tun."

Ich nickte langsam und legte das Kuvert auf den Couchtisch, unfähig, es jetzt zu öffnen. Meine Gedanken waren ein Wirbelsturm aus Gefühlen – Wut, Schmerz, Enttäuschung, aber auch ein Hauch von Traurigkeit. Denn trotz allem, was passiert war, wusste ich, dass ein Teil von mir Lando immer noch liebte.

George räusperte sich und trat näher, seine Stimme war sanft, aber bestimmt. „Sarah, du bist hier sicher. Egal, was er gesagt oder geschrieben hat – denk daran, dass du die Kontrolle hast. Du entscheidest, wie es weitergeht."

Ich sah ihn an, seine verletzten Züge erinnerten mich daran, wie weit Lando gegangen war. „Danke," flüsterte ich, meine Stimme kaum mehr als ein Hauch.

Die Nacht zog sich, und das Kuvert blieb unangetastet. Doch ich wusste, dass der Moment kommen würde, an dem ich es öffnen musste – um mich der Wahrheit zu stellen, die darin lag, und um einen Weg zu finden, all das hinter mir zu lassen.

am nächsten Morgen
Die ersten Sonnenstrahlen drangen durch die Fenster, und die Welt draußen schien ruhig und friedlich – ein trügerischer Kontrast zu dem Chaos in meinem Kopf. Ich war nicht wirklich eingeschlafen, nur in einen unruhigen Dämmerzustand gefallen, während die Ereignisse der letzten Nacht immer wieder in meinem Kopf abliefen.

Gebrochene Flügel, rasende Herzen  //Lando Norris FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt